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Der Spion, den wir liebten: Erinnerungen an Sir Roger Moore

Ein 007 aus dem Bilderbuch: Roger Moore in "James Bond - Octopussy" (1983, erhältlich auf DVD und Blu-ray). Der Gentleman-Schauspieler starb vor fünf Jahren: am 23. Mai 2017. (Bild: 1983 Danjaq, LLC and Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. All Rights Reserved)
Ein 007 aus dem Bilderbuch: Roger Moore in "James Bond - Octopussy" (1983, erhältlich auf DVD und Blu-ray). Der Gentleman-Schauspieler starb vor fünf Jahren: am 23. Mai 2017. (Bild: 1983 Danjaq, LLC and Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. All Rights Reserved)

Er lehrte James Bond die Ironie - und blieb auch nach seiner Zeit als 007 ein wahrer Gentleman: Roger Moore starb vor genau fünf Jahren. Zeit, sich an einen ganz Großen zu erinnern.

"Wir sind uns ähnlich", sagte Roger Moore vor 15 Jahren mit seinem typischen, gewinnenden Gentleman-Lächeln im Interview mit der Agentur teleschau: "Ich sehe sogar aus wie er!" - "Er", das ist natürlich James Bond, jene Rolle, die den britischen Schauspieler unsterblich machte. In sieben Filmen, von 1973 bis 1985, länger als jeder andere "007"-Darsteller", spielte Moore den britischen Agenten. Nach Sean Connery und einem kurzen Zwischenspiel des Australiers George Lazenby war es Moore, der die Rolle des 007 prägte wie kein anderer, und es war eine Rolle, die ihn prägte wie keine andere. Er verstarb vor genau fünf Jahren - am 23. Mai 2017. Sir Roger Moore wurde 89 Jahre alt.

Roger Moore kam am 14. Oktober 1927 in Stockwell zur Welt, damals eines der ärmsten Viertel Londons. Sein Vater war Polizist, seine Mutter Kassiererin. Schon als Jugendlichen zog es Moore zum Film. Er besuchte eine Londoner Kunstschule, arbeitete später für ein Trickfilmstudio, hatte seinen ersten Auftritt als Statist. Dann aber kam auch für ihn die kriegsbedingte Pause: 1945 wurde Moore eingezogen und diente in Schleswig und später in Neumünster für die britischen Besatzungstruppen.

Nach seiner Rückkehr auf die Insel verdingte sich Moore als Model für Herrenmode, gab sein Gesicht aber auch für Zahnpastareklame her. Noch Jahre später musste er für diese frühen Engagements Spott ertragen. Ihm wurde vorgehalten, kein seriöser Schauspieler zu sein. Er selbst, so wird kolportiert, soll von sich gesagt haben, nur gut auszusehen, aber nicht gut zu spielen. Auch wenn das natürlich nie stimmte, so nahm Moore das Schauspiel doch nie zu schwer: "Ein sehr schöner, ein leichter Job", sei die Schauspielerei, sagte Roger Moore.

Vielleicht bedurfte es schon damals dieser Unbeschwertheit, um im Showgeschäft zu bestehen. Denn trotz eines Siebenjahresvertrags mit dem großen amerikanischen Studio MGM, den Moore 1954 abschloss, warteten zunächst nur Flops auf ihn. Auch ein Wechsel zu Warner Bros. brachte die gewünschten Erfolge nicht.

Frauen, Autos, leichtes Leben: Roger Moore (mit seiner Kollegin Barbara Bach) verstand sich zumindest auf die Pose - wie hier zu "James Bond 007 - Der Spion, der mich liebte" (1977). (Bild: 2017 Getty Images/Fox Photos)
Frauen, Autos, leichtes Leben: Roger Moore (mit seiner Kollegin Barbara Bach) verstand sich zumindest auf die Pose - wie hier zu "James Bond 007 - Der Spion, der mich liebte" (1977). (Bild: 2017 Getty Images/Fox Photos)

"Am Ende wusste ich auch, dass es genug war"

Es war dann das Fernsehen, das Roger Moore zum Star machte. In "Ivanhoe" spielte er den Titelhelden, in "The Alaskans" einen Glücksritter im eisigen Norden Amerikas. Für "Maverick" zog es ihn in den Wilden Westen, der Weltruhm aber kam mit der Serie "The Saint", die in Deutschland unter dem Titel "Simon Templar" lief. "Alleine die Kleider damals!", erinnerte sich Moore einst im Interview mit der Agentur teleschau an die Dreharbeiten in den Jahren 1962 bis 1969. "Wir drehten wirklich in sämtlichen heißen Phasen der Damenmode der 60er-Jahre - bis hin zum ultrakurzen Minirock ... All die Mädchenbeine!" - "The Persuaders!" (auf Deutsch: "Die 2") machte Moore 1971 zum bestbezahlten Fernsehschauspieler der Welt. An der Seite von Tony Curtis gab er einen reichen Playboy - und empfahl sich so für die Rolle des James Bond.

"Leben und sterben lassen" war 1973 sein erster Auftritt als britischer Agent, "Im Angesicht des Todes" zwölf Jahre später sein letzter. "Ich mochte 'Der Spion, der mich liebte' am meisten", verriet er. Waren diese sieben Filme die Zeit seines Lebens? "Mein Bankberater ist davon überzeugt", pflegte Moore auf solche Fragen zu antworten. "Es war eine tolle Zeit, die mir keiner nehmen kann. Aber am Ende wusste ich auch, dass es genug war."

Moore war der Gentleman unter den Bond-Darstellern, der mit einem Augenrollen und dem Heben der Augenbrauen immer mehr sagte, als eine ganze Drehbuchseite Dialog hergeben könnte. Spitzbübisch und schelmenhaft war sein James Bond, und immer wieder stand ihm ein ungläubiges Staunen im Gesicht, so als könne er selbst nicht glauben, dass er hier tatsächlich seinen feinen Anzug bei der Verbrecherjagd beschmutzte.

2002 heiratete Roger Moore die dänische Millionärin Kristina Tholstrup. Zuletzt lebte er in Crans-Montana (Schweiz), wo er 2017 im Alter von 89 Jahren verstarb. (Bild: Monika Fellner/Getty Images)
2002 heiratete Roger Moore die dänische Millionärin Kristina Tholstrup. Zuletzt lebte er in Crans-Montana (Schweiz), wo er 2017 im Alter von 89 Jahren verstarb. (Bild: Monika Fellner/Getty Images)

Engagement für UNICEF und PETA

Die Rolle des James Bond mag seine wichtigste gewesen sein, dennoch fremdelte er ein Leben lang mit ihr. Angst habe er während der Stunt-Drehs gehabt, gab er einmal zu Protokoll. Auch sein Image als Sexsymbol fand er befremdlich. 1985 trat er ab als Agent 007 und legte eine fünfjährige Pause ein. Ende 50 war Roger Moore damals, und die große Karriere, sie lag hinter ihm. Freilich war er in den 1990er-Jahren immer wieder auf der Leinwand zu sehen, aber immer häufiger mischten sich Flops in die Filmografie des Superstars.

Er nahm all das immer gelassener hin - was konnte ihm die Kritik schon anhaben! Mit heiligem Ernst hingegen engagierte sich Moore parallel immer mehr im sozialen Bereich, für UNICEF und PETA etwa. "Ich glaube, wer jemals einen Fuß in irgendein Entwicklungsland gesetzt hat, den lässt das, was er dort sah, nicht los", erklärte Moore vor 15 Jahren im Interview. "Diese Menschen haben nichts von dem, was wir für selbstverständlich erachten. Ich sah Menschen, die ohne Wasser leben, ich sah, was Armut bedeutet, was mit dem Begriff 'Bildungsnotstand' wirklich gemeint ist. Und da wurde mir klar, wie ignorant und selbstsüchtig die Politik in den Industrienationen ist. Ich bin überzeugt, dass es ein Teil des menschlichen Wesens ist, anderen zu helfen. Nur muss diese Seite in uns eben oft erst geweckt werden."

Sein "emotionales Leben" sei durch das Engagement "ein extremeres geworden", sagte Moore damals in jenem teleschau-Gespräch. "Es ist so wunderbar, diese Kinder glücklich zu sehen, und es ist so ein Jammer zu erleben, wie ein Kind stirbt." 2003 wurde er von Königin Elizabeth II. zum Knight Commander of the British Empire ernannt und durfte sich seitdem Sir Roger Moore nennen.

England war seine Heimat, natürlich. "Aber jeder Ort, an dem ich lebte, hatte etwas Spezielles. Ich liebe es zum Beispiel, im Winter in der Schweiz zu sein." Schon 1978 übersiedelte er nach Crans-Montana im Wallis, lebte außerdem in Südfrankreich und in Monaco. Viermal war Roger Moore verheiratet. Schon als 18-Jähriger heiratete er die sechs Jahre ältere Schauspielerin Doorn Van Steyn, 1954 die Schauspielerin Dorothy Squires. Während der Dreharbeiten zu "Der Raub der Sabinerinnen" lernte er 1961 die italienische Schauspielerin Luisa Mattioli kennen und heiratete sie acht Jahre später. Drei Kinder gingen aus dieser Ehe hervor. Als Moore schließlich die Dänin Kristina "Kiki" Tholstrup kennenlernte, endete seine dritte Ehe in einer Schlammschlacht. Erst im Jahr 2002 heiratete Moore die Frau, mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte.

Engagiert im hohen Alter: Roger Moore und seine Frau  Christina "Kiki" Tholstrup (2004 in Kopenhagen). (Bild: 2004 Getty Images/Pascal Le Segretain)
Engagiert im hohen Alter: Roger Moore und seine Frau Christina "Kiki" Tholstrup (2004 in Kopenhagen). (Bild: 2004 Getty Images/Pascal Le Segretain)