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So werden die Oscar-Gewinner ermittelt

Am 26. Februar ist es soweit, dann werden zum 89. Mal die Oscar-Gewinner verkündet. Die Spannung steigt, die mit dem berühmten Satz ‘the Oscar goes to…’ endlich aufgelöst wird. Die Gewinner oder besser: diejenigen, die den Preis erhalten, springen glücklich aus ihren Sitzen, eilen zur Bühne und nehmen die goldene Statue entgegen. “Ich danke der Academy für die Auszeichnung und meiner Familie für die Unterstützung”. Doch was musste hinter den Kulissen alles geschehen, damit die Preisträger den wohl wichtigsten Filmpreis der Welt erhalten konnten? Eines sei schon mal angemerkt: Der Weg zu den Oscars ist weitaus komplexer und verschachtelter als etwa die Verleihung eines Filmpreises durch eine überschaubare Jury bei einem Filmfestival.

Oscar-Nacht bei Yahoo Deutschland: Wir berichten am 26.2. live über die Verleihung!

Oscars 2017: Alle Infos
Am 26. Februar werden die Oscars verliehen (Bild: Danny Moloshok/Invision/AP)

Die Juroren der Academy

Gewählt werden die Preisträger von den Mitgliedern der Organisation Academy of Motion Picture Arts and Sciences. Die mehr als 6.600 Filmschaffenden aus 17 unterschiedlichen Berufszweigen, von denen die Schauspieler und die Produzenten die größten Gruppen darstellen, entscheiden über die Nominierten und dann über die Preisträger. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in den erlauchten Kreise der Academy aufgenommen zu werden. Berechtigt ist jeder Filmschaffende, der sich in der Branche verdient gemacht hat. Entscheidend ist auch, dass er oder sie von mindestens zwei anderen Kollegen der Academy empfohlen wird. Schließlich qualifiziert man sich durch die simple Tatsache, dass man mindestens einmal für den Oscar nominiert war.

Neue Mitglieder für mehr Gerechtigkeit

2016 markiert eine wichtige Zäsur in der Geschichte der Academy. Vorausgegangen war der immer lauter ausgerufene Vorwurf der Diskriminierung. Zu viele alte Mitglieder würden in den Reihen der Academy sitzen, zu viele Männer und zu viele ‘weiße’ Filmschaffende, beschwerten sich die Kritiker. Die Organisation müsse jünger und vielfältiger werden, ein Spiegelbild der Filmbranche und der US-Gesellschaft sein. Der Protest erreicht seinen Höhepunkt, als im vergangenen Jahr – wie schon 2015 – kein einziger schwarzer Schauspieler für den Darsteller-Oscar nominiert wird. Die Academy reagiert und verspricht einen ‘umfassenden Maßnahme-Katalog’. Der erste Schritt im Sommer letzten Jahres: Die Organisation nimmt 638 neue Mitglieder auf, von denen 46 Prozent Frauen sind und 41 Prozent Menschen mit ethnischem Hintergrund. Damit steigt der Frauen-Gesamtanteil auf 27 Prozent und der von ‘People of Colour’ auf elf Prozent. Die Kritiker verstummen zwar nicht, werden von der Academy aber vertröstet. Bis 2020 will sie den Anteil von Frauen und ethnischen Minderheiten jeweils verdoppeln.

“La La Land” startete rechtzeitig, um sich für die Oscars zu qualifizieren. (Bild: StudioCanal Germany)
“La La Land” startete rechtzeitig, um sich für die Oscars zu qualifizieren. (Bild: StudioCanal Germany)

Kriterien für eine Nominierung

Damit ein Film und alle an ihm Beteiligten für eine Nominierung berücksichtigt werden können, müssen einige Hürden überwunden werden. Mit Ausnahme der Kategorie Bester Kurzfilm muss ein Werk mindestens 40 Minuten lang sein. Außerdem muss es im Vorjahr der Preisverleihung mindestens sieben Tage in den Kinos im Raum Los Angeles gelaufen sein. ‘Kino’ ist dabei das zentrale Stichwort. Ein Film darf vorher nicht auf Video, Fernsehen oder Video on Demand gezeigt worden sein. Möglich ist aber ein gleichzeitiger Release im Kino und auf VoD. Streaming-Dienste wie Netflix wissen diese Lücke für sich zu nutzen und veröffentlichen ihre Filme in ausgewählten US-Kinos parallel zur Freischaltung auf ihren Portalen.

Die Phase der Nominierungen

Es gibt insgesamt 24 Kategorien, für die jeweils bis zu fünf Kandidaten nominiert werden. Eine Ausnahme bildet seit 2009 die Kategorie Bester Film, in der bis zu zehn Plätze frei sind. Dieses Jahr haben es neun Filme in die Königsklasse geschafft. Für die jeweilige Kategorie dürfen nur Mitglieder der entsprechenden Branche die Kandidaten vorschlagen. Das heißt: Regisseure entscheiden über die fünf Anwärter für die beste Regie, Schauspieler nominieren die besten fünf Schauspieler, Kameramänner und -frauen reichen ihre Kandidaten für die beste Kamera ein und so weiter. Eine Ausnahme bildet auch hier die Sparte Bester Film, deren Kandidaten fachübergreifend gewählt werden. Haben die Juroren ihre Stimmzettel mit der Post oder online eingereicht, dann zählt die Prüfgesellschaft PricewaterhouseCoopers die Stimmen in einem komplizierten Verfahren aus.

Haben alle Academy-Mitglieder “Manchester by the Sea” gesehen?
Haben alle Academy-Mitglieder “Manchester by the Sea” gesehen?

Die Zeit nach den Nominierungen

Stehen die Nominierungen fest, werden sie Ende Januar von der Academy verkündet. Von nun an kann jedes Mitglied in jeder Kategorie seinen Favoriten wählen. Bis auf die Ausnahmen Bester ausländischer Film und Beste Dokumentation muss man nicht jeden Film gesehen haben, um seine Stimme abzugeben. Es genügt, sich auf das zu verlassen, was man von dem Werk gehört, gesehen oder gelesen hat. Hier beginnt die Sache, unseriös zu werden. Denn nicht wenige Produzenten und Schauspieler rühren im Zuge der Abstimmungsphase kräftig die Werbetrommel, um die Mitglieder auf ihre Seite zu kriegen. Der Zweifel eines jeden Skeptikers nach einer Oscar-Verleihung ist berechtigt: Den Oscar erhält nicht notwendigerweise der beste Kandidat, sondern wer mehr Einfluss hat.

Abstimmung über den besten Film

Gewinner einer jeden Kategorie ist derjenige Kandidat, der die meisten Stimmen bekommen hat. Anders ist es – mal wieder – beim Besten Film. Bis 2009 konnten die Academy-Mitglieder ihren Favoriten einfach ankreuzen. Der Kandidat mit den meisten Stimmen erhielt den Preis. Bei zehn Nominierungen wird es jedoch komplizierter. Im Falle einer ausgeglichenen Abstimmung müsste der Gewinner eine einfache Mehrheit von mindestens elf Prozent erreichen. Das ist zu wenig, um als bester Film des Jahres zu gelten. Daher hat die Academy ein mehrstufiges Verfahren mit Erst-, Zweit- und Drittstimmen eingeführt. Dabei geht derjenige Film als Sieger hervor, der mehr als 50 Prozent aller Stimmen auf sich vereint.

“Moonlight” ist für acht Oscars nominiert. Kann sich das Independent-Drama gegen die Favoriten durchsetzen? (Bild: DCM)
“Moonlight” ist für acht Oscars nominiert. Kann sich das Independent-Drama gegen die Favoriten durchsetzen? (Bild: DCM)

The Oscar goes to…

Der Einsendeschluss ist der Dienstag vor der Preisverleihung. Die Auszählung der Stimmen übernimmt wieder PricewaterhouseCoopers. Das Ergebnis erfahren angeblich nur zwei Mitarbeiter des Unternehmens. Bis zur Preisverleihung am Sonntag sind sie die Hüter des wohl größten Geheimnisses Hollywoods. Eine große Verantwortung, bis es endlich heißt: ‘the Oscar goes to …’