So schädlich sind Smartphones für die Augen

Immer mehr Menschen haben eine Brille. Rund 24,9 Millionen Deutsche tragen laut einer "statista"-Umfrage im Jahr 2017 ständig eine Brille, 18,81 Millionen Bundesbürger nutzen die Sehhilfe gelegentlich und weitere 3,14 Millionen tragen Kontaktlinsen. Das mag viele Gründe haben - einer davon ist offenbar, dass die Menschen immer mehr Zeit vor dem Computerbildschirm und besonders mit ihrem Smartphone verbringen. An der alten Aussage, dass zu viele Stunden vor der Flimmerkiste oder dem PC schlecht für die Augen sind, scheint etwas dran zu sein. Und das gilt nicht nur für Erwachsene, sondern besonders auch für Teenager und Kinder.

Eine Umfrage von Kantar Emnid im Auftrag des Kuratorium Gutes Sehen e.V. (KGS) belegt: Kinder beschäftigen sich neben Schule und Hausaufgeben sehr viel mit Smartphone, Tablet und Fernsehen. Wie negativ sich das auswirken kann, berichtet Dr. Wolfgang Wesemann vom Kuratorium Gutes Sehen: "Wenn die Augen der Kinder zu lange im Nahsichtmodus arbeiten, ist eine Kurzsichtigkeit programmiert. Das haben Studien hinreichend bewiesen. Länger als zwei Stunden am Tag sollte kein Kind digitale Medien konsumieren." Viele Kids verbringen jedoch im Schnitt eine deutlich längere Zeit vor dem Bildschirm: Jedes vierte Kind nutze entsprechende Geräte täglich zwei bis sechs Stunden - oder teils noch länger.

Die Hälfte aller Menschen ist bald kurzsichtig

Bis 2050 soll die Hälfte der Menschheit kurzsichtig sein, wie Wissenschaftler aus Singapur und Australien bereits 2016 errechneten. Das berichtet die "Apotheken Umschau". Zählt man die Angaben aus der "statista"-Studie zusammen, trägt bereits heute mehr als die Hälfte der Deutschen zumindest gelegentlich eine Brille oder Kontaktlinsen.

Den Auslöser für diese Zunahme an Kurzsichtigkeit sehen Forscher zwar unter anderem schon bei Smartphone und Co. - aber aus anderen Gründen, als vielleicht erwartet. Besonders Kinder und Jugendliche verbringen durch die häufige Nutzung der Geräte zu wenig Zeit im Freien. Sie sitzen lieber in ihrem Zimmer als draußen zu spielen. Untersuchungen aus Skandinavien belegten laut dem Bericht, dass Kurzsichtigkeit in der dunklen Jahreszeit zunehme und in der hellen Jahreszeit stagniere. Darum sei es gerade für Jugendliche und Kinder ratsam, mehr Zeit draußen zu verbringen. Im Haus betrage die Lichtstärke im Schnitt 300 bis 500 Lux, an sonnigen Tagen im Freien rund 100.000 Lux.

Eltern in der Verantwortung

Da sich die Veränderungen in der Sehstärke schleichend entwickeln, rät der gemeinnützige Verein zu regelmäßigen Sehtests. Die Kantar-Emnid-Umfrage belegt allerdings auch, dass 16 Prozent aller Kinder unter 14 Jahren noch nie einen Sehtest absolviert haben - und bei 22 Prozent liege der letzte Sehtest zwei Jahre oder länger zurück. Das ist viel zu selten. "Eltern, die selbst Brillenträger sind, sollten mit ihren Kindern regelmäßig zum Augenarzt gehen. Bei Schulkindern empfehle ich einen Sehtest pro Jahr", erklärt Wesemann.

Gut die Hälfte der 504 befragten Eltern lasse die Augen seiner Kinder jährlich testen. 87 Prozent der Eltern zwischen 35 und 44 Jahren haben ihren Sohn oder ihre Tochter schon zu einem Sehtest geschickt. Unter den Eltern bis 34 Jahre sind es jedoch nur 71 Prozent. Gut ein Drittel der Kinder dieser Eltern war also noch nie bei einem Sehtest. Also: Ab zum Augenarzt und raus an die frische Luft!

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