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"So ist das eben in dieser Stadt": Neo-Noir made in Germany

Ein ebenso düsterer wie stylischer Look begleitet die Detektivgeschichten der neuen Crime-Serie "Dunkelstadt" auf ZDFneo. Alina Levshin wühlt als Doro Decker gegen jede Regel in den Geheimnissen eines zwielichtigen Ortes.

"Nach eigenen Regeln zu leben, ist nicht das Schlechteste. Dabei Schwäche zu zeigen, ist allerdings keine Option. Sonst frisst einen diese Stadt auf." Doro Decker (Alina Levshin) hängt einmal mehr ihren tiefgründigen Gedanken nach. Gedanken über das Leben im Allgemeinen und diese zwielichtige Stadt im Speziellen. Aus ihrer Detektei hat sie einen fantastischen Blick über diesen düsteren Ort, eine gewisse Melancholie liegt in der Luft. Die Privatermittlerin sitzt nachts vor ihrem Fenster und schlürft Whiskey bei spärlicher Beleuchtung. Schemenhaft zeichnen sich die Umrisse des Hafens und die Lichter der Hochhäuser ab. Diese Szene darf gleich auf mehreren Ebenen als typisch für die Serie "Dunkelstadt" (mittwochs, ab 26. Februar, 21.45, ZDFneo) gelten, welche sich den Stilmitteln des "Film noir" verschrieben hat.

Da wäre einerseits das dunkle, urbane Setting: Die Privatdetektivin wirft Schatten an vom Laternenlicht beschienenen Backsteinwänden, ermittelt in schattigen Parkanlagen oder schnüffelt in abgedunkelten OP-Räumen. Die Drehorte spielen mit Licht und Schatten. Dunkler als dieser Moloch sind nur dessen Geheimnisse. Ob Sado-Maso-Spielchen im Edel-Bordell oder ein besetztes Haus, in dem Obdachlose in ärmlichen Zuständen leben, Doro wühlt nicht nur im Dreck, sie suhlt sich regelrecht darin.

Dies ist nur eine ihrer Fähigkeiten und Eigenschaften, die sie zu einer mustergültigen Figur der angestrebten Neo-noir-Atmosphäre macht. Ihr gebrochener Charakter zeichnet sich durch ein pessimistisches Menschenbild, eine Vorliebe für Alkohol und eine melancholische Ader aus. Erklärungen, wie sie zu diesem Menschen wurde, liefert die Serie in den ersten Folgen direkt mit. Sie flog von der Polizeischule, da sie den sexuellen Übergriff eines Beamten handgreiflich abwehrte. Eine tiefe Narbe hinterließ zudem der Tod ihres Vaters, ebenfalls Polizist, der bei einer Routinekontrolle erschossen wurde. Jedenfalls glaubte Doro das bislang ...

Alles beginnt ganz harmlos ...

Alina Levshin, für ihre Rolle als Neo Nazi in "Kriegerin" mit dem deutschen Filmpreis ausgezeichnet, erweist sich als perfekte Besetzung für die rebellische Ermittlerin, die auf jede Regel pfeift. Ihre Gedanken teilt sie dem Zuschauer als Off-Stimme mit, manchmal komisch oder tragikomisch, meistens zynisch und süffisant. Ebenso wie ihre ausgewiesene Schlagfertigkeit, trägt dies zur Auflockerung der sonst recht ernst gehaltenen Stimmung bei. Ab und an triefen diese Gedanken regelrecht vor Pathos. Da dies dem coolen Charme keinerlei Abbruch tut und durchaus zum Ambiente passt, ist das gleichwohl verzeihbar. Mit ihrem gut gelaunten Assistenten Adnan Musa (Rauand Taleb) sowie dem charmanten Polizisten Chris (Artjom Gilz) werden außerdem Gegenpole in der Figurenkonstellation etabliert, welche Doros Hang zum Pessimismus mit positiver Ausstrahlung aufwiegen.

Der stylische Look manifestiert sich nicht nur in einem grafisch ansprechenden Intro, sondern auch in der charakteristischen Eröffnungsszene jeder Folge. Diese steigt in medias res ein und zeigt Doro in brenzligen bis lebensgefährlichen Situationen. Mal wird sie bedroht und hängt gefesselt von der Decke, mal kämpft sie vor einem Krematorium gegen den Flammentod. Wie es dazu kam, wird erst im Laufe der Episoden klar, die mit ganz harmlosen Fällen beginnen. Eigentlich soll Doro nur die Treue des Ehemanns überprüfen oder einen Retter in der Not ausfindig machen. Aus diesen Bagatellen ihrer Detektei werden schließlich die ganz großen Fälle um korrupte Politiker oder skrupellose Arztpraxen. Aber: "So ist das eben in dieser Stadt."