Ein skandinavisches "Game of Thrones": Das sind die Kino-Highlights der Woche
"Die Königin des Nordens", "Schwestern - Eine Familiengeschichte" und "Macbeth": Das sind die Neustarts am 30. Dezember.
Als Margrethe II. im Januar 1972 den dänischen Thron bestieg, war sie erst die zweite Frau, der dies gelang. Man muss viele Jahrhunderte in der Geschichte des Landes zurückgehen, um auf eine weitere dänische Herrscherin zu stoßen: Im 14. Jahrhundert regierte Margarethe I. über Dänemark, außerdem über Norwegen und über Schweden. Gekrönt wurde Margarethe zwar nie; was sie allerdings nicht daran hinderte, als eine der mächtigsten Frauen der Weltgeschichte in die Annalen Skandinaviens einzugehen.
Das Historienepos "Die Königin des Nordens" erzählt nun von Margrethe, deren Gebeine heute im Dom zu Roskilde liegen. Der Film ist eines der Kino-Highlights der Woche - zusammen mit dem französischen Drama "Schwestern - Eine Familiengeschichte" und Joel Coens "Macbeth"-Adaption.
Die Königin des Nordens
Kaum eine Frau des Mittelalters war derart mächtig wie Margrethe I. Die skandinavische Herrscherin, die 1353 im Norden der Insel Seeland geboren wurde und 1412 in Flensburg der Pest erlag, regierte über viele Jahre über Dänemark, Norwegen und Schweden. Gekrönt wurde sie zwar nie, dennoch gelang es ihr, große Teile Skandinaviens zu vereinigen. Die Regisseurin Charlotte Sieling, die unter anderem mehrere Folgen der Serien "Borgen" und "Homeland" verantwortete, hat aus dieser außergewöhnlichen Lebensgeschichte ein bildgewaltiges Historiendrama gemacht.
Ihr Film "Die Königin des Nordens" spielt im Jahr 1402. Einige Jahre zuvor wurde Margrethes noch minderjähriger Großneffe Erik (Morten Hee Andersen) zum König gekrönt, die Macht jedoch hatte Margrethe (Trine Dyrholm) inne. Erik aber soll helfen, das Einflussgebiet der Herrscherin auszuweiten: Er will eine englische Prinzessin heiraten, und dann, so glaubt es Margrethe, werde es "kein Land mehr wagen, uns zu bekriegen".
Doch dann taucht am Hofe ein Mann auf, der behauptet, der wahre Erbe des Throns zu sein: Olav, Margrethes Sohn, der eigentlich als 17-Jähriger verstorben war. Eine Intrige? Oder ist Olav, dessen Leichnam Margrethe nie gesehen hatte, tatsächlich am Leben? Die Macht der ungekrönten Königin gerät ins Wanken.
Schwestern - Eine Familiengeschichte
Die Vorfahren der drei Schwestern Norah (Maïwenn), Zorah (Isabelle Adjani) und Djamila (Rachida Brakni) stammen aus Algerien, sie selbst aber wuchsen in Frankreich auf. Wie ihre Mutter leben auch sie schon seit Jahrzehnten in dem Land. In der alten Heimat zurückgeblieben aber ist ihr Vater - und ihr Bruder, den der Vater einst entführt hatte und den sie seit 30 Jahren suchen. Um sich mit der Vergangenheit ihrer Familie auseinanderzusetzen, will Zorah ein Theaterstück auf die Bühne bringen, das ihre Geschichte und die ihrer Eltern erzählt. Doch Zorahs Mutter ist dagegen: "Wie kannst du es wagen, ein Stück über mein Leben zu machen? Hör auf damit!", schimpft sie.
Dann aber stellt eine Nachricht aus Algerien alles auf den Kopf: Der Vater der drei Schwestern erleidet einen Schlaganfall; wie lange er noch zu leben hat, weiß niemand. Also reisen Norah, Djamila und Zorah nach Algier, um ein letztes Mal zu versuchen, von ihrem Vater Hinweise auf den Verbleib ihres Bruders zu erhalten. Es wird eine schmerzhafte Begegnung mit der eigenen Vergangenheit.
"'Schwestern - Eine Familiengeschichte' ist ein persönlicher Film über die Position von in Frankreich geborenen Immigrantinnen, ihren Kampf um Rechte, ihre Forderungen und das Gefühl, zwei Orten anzugehören", sagt Regisseurin Yamina Benguigui. Die 66-jährige Filmemacherin stammt selbst aus einer algerischen Einwandererfamilie. Bekannt wurde sie mit der Fernsehserie "Aïcha", außerdem engagiert sie sich politisch. So war Benguigui Beigeordnete Ministerin für Franzosen außerhalb Frankreichs und Frankofonie und Abgeordnete des Pariser Stadtrats.
Macbeth
Die Geschichte vom Aufstieg und Fall des schottischen Königsmörders Macbeth fasziniert seit Jahrhunderten, auch weil der englische Dramatiker William Shakespeare in seiner Tragödie das Wesen der Menschen in ausdrucksstarken Worten erfasste. Die Schönheit der lyrischen Sprache stand dabei immer schon im krassen Kontrast zum blutigen Fatalismus dessen, was sie beschreibt - nie aber mehr als in Joel Coens neuer Verfilmung des Klassikers: "Macbeth" ist ein monochromer Alptraum, ein Horrorfilm über Macht, Ehrgeiz und Gewalt.
Wer Shakespeare neu verfilmt, muss eine eigene Vision entwickeln, um sein Publikum zu fesseln: "Macbeth" wurde bereits mehr als zwei Dutzend Mal fürs Kino adaptiert, zuletzt 2015 mit Michael Fassbender und Marion Cotillard in den Hauptrollen. Joel Coen, der zum ersten Mal ohne seinen Bruder Ethan drehte, hat aus seiner Version einen Film für die Ewigkeit gemacht: reduziert, entrückt, sinnlich.
In meisterlichen Schwarz-Weiß-Bildern an der Grenze zwischen Kino und Theater inszeniert Coen den rücksichtslosen Machthunger von Macbeth (Denzel Washington) und Lady Macbeth (Frances McDormand) als Kampf gegen Schuldgefühle und eigene Schwächen. Der Wettlauf gegen die unvermeidliche Selbstzerstörung ist so aussichtslos wie die Hoffnung, dass sich der Nebel in Schottland irgendwann lichtet.
"The Tragedy of Macbeth" läuft bereits seit dem 26. Dezember in den Kinos und kommt am 14.Januar 2022 beim Streamingdienst Apple TV+ ins Programm.