Siemens: Asoziales Verhalten – die Kritik wird schärfer

Der Konzernumbau bei Siemens polarisiert. Arbeitnehmervertreter und Politik äußern scharfe Kritik an den geplanten Sparmaßnahmen des Konzerns. Für Siemens-Chef Joe Kaeser ist das ein Dilemma: Einerseits soll das Image des Konzerns nicht ramponiert werden, andererseits ist eine Restrukturierung der Problemsparten aus wirtschaftlicher Sicht unumgänglich.

Siemens hat angekündigt in den Bereichen Kraftwerks- und Antriebstechnik 6.900 Stellen zu streichen. Während die Proteste der IG Metall bereits auf Hochtouren laufen, melden sich inzwischen auch immer mehr Politiker zu Wort. Auf einer Kundgebung in Berlin kritisierte SPD-Chef Martin Schulz Siemens scharf und mahnte den Konzern zu seiner gesellschaftlichen Verantwortung. Die Politik könnte Siemens vor allem daran erinnern, dass die Bundesrepublik Deutschland ein großer Auftraggeber ist.

Es sei irrsinnig, dass Leute rausgeschmissen werden, damit der Konzern noch ein bisschen mehr Gewinn erzielen kann, so Schulz. „Das ist asozial“, wählte der Sozialdemokrat harsche Worte. Der Hauptkritikpunkt: Siemens ist auf Konzernebene hochprofitabel und müsse deshalb in der Lage sein, Probleme in einzelnen Sparten auszugleichen, ohne dass die Mitarbeiter Fehler des Managements ausbaden müssen.

Kaeser wehrt sich

In einem offenen Brief hat sich Kaeser inzwischen zur Wehr gesetzt. Vorwürfe, dass Siemens ein Staatsprofiteur sei, konterte er mit dem Hinweis auf die milliardenschweren Steuerabgaben des Konzerns – alleine in den letzten fünf Jahren habe Siemens über 20 Milliarden Euro an den deutschen Staat überwiesen. Zudem seien keine Managementfehler für die Probleme der Sparten verantwortlich, vielmehr belaste der strukturelle Wandel in der Energiewelt.

Langfristig aussichtsreich

Der Widerstand gegen die Sparmaßnahmen ist nicht erfreulich für Siemens. Langfristig dürfte sich der Umbau aber auszahlen. Mit dem Fokus auf die zukunftsträchtigeren Geschäftsfelder wie die Digitale Fabrik oder die Medizintechnik sollte der Konzern künftig wieder den Wachstumspfad einschlagen. Langfristig sollte davon auch die Aktie profitieren. Neueinsteiger können den Rücksetzer zum Einstieg nutzen.