Sido: "Ich habe mich unverstanden und ungesehen gefühlt"

Am 9. Dezember erscheint das neunte Studioalbum von Sido. Im Interview mit dem "Playboy" sprach der Rapper zu diesem Anlass unter anderem über seine schwere Kindheit. (Bild: Vitali Gelwich / Universal Music)
Am 9. Dezember erscheint das neunte Studioalbum von Sido. Im Interview mit dem "Playboy" sprach der Rapper zu diesem Anlass unter anderem über seine schwere Kindheit. (Bild: Vitali Gelwich / Universal Music)

Am Freitag erscheint sein neues Album "Paul". Warum er darin einfühlsamere Töne anschlägt, verrät Sido im Interview mit dem "Playboy". Auch spricht der Rapper über seine schwierige Kindheit und seine Drogensucht.

Mit Skandalen und mit Totenkopfmaske wurde Sido Anfang der 2000-er bekannt. Inzwischen hat der zweifache Vater beides hinter sich gelassen: "Paul" heißt sein neues und insgesamt neuntes Studioalbum, welches am Freitag, 9. Dezember, erscheint. Der Titel ist eine Anspielung an seinen bürgerlichen Namen Paul Würdig. Warum er darin deutlich einfühlsamere Töne anschlägt, verrät der Rapper nun in einem Interview mit dem "Playboy".

"Ich muss nicht mehr provozieren mit meiner Musik", sagt Sido in der Januar-Ausgabe des Magazins, die ab 8. Dezember im Handel erhältlich ist: "Ich muss keine Aufmerksamkeit mehr erheischen durch meine Texte. Das Roughe, dieses Stilmittel brauche ich heute nicht mehr." Auch glaubt er, "dass es Leuten hilft, das Album zu hören. Es könnte vielen Leuten ähnlich gehen wie mir." Damit spielt Sido unter anderem auf seine schwierige Kindheit an: Gemeinsam mit seiner jüngeren Schwester wuchs er bei der Mutter und ohne Vater auf: "Ich habe das mein Leben lang abgetan. Gedacht, es stört mich nicht und dass ich keinen Vater brauche", erinnert er sich: "Meine Mutter hat immer schon gesagt: 'Junge, da ist was in dir.' Ich dachte immer, sie will mir das einreden."

"Ich hatte so einen Zwist in mir zwischen Sido und Paul"

Den Satz "Du bist ein Versager", wie er auch in seinem neuen Song "Versager" vorkommt, konnte sein Vater nie zu ihm sagen, "weil er nie da war": "Er hat mir das aber gezeigt, indem er abwesend war. Indem er sich an meinem Geburtstag nicht gemeldet hat. Das hieß für mich als kleinen Jungen: Ich bin es nicht mal wert, dass mein Vater mich anruft. Ich bin wertlos. Mit diesem Gedanken geht man dann durchs Leben."

Später wurde Sido drogenabhängig: "Ich war geschieden und habe mich mit sehr vielen Frauen getroffen. Ich habe mich sexuell ausgelebt ohne Ende, und dann kamen immer mehr Drogen ins Spiel", erinnert er sich: "Irgendwann ging es nur noch ums High- und Druffsein, das wurde dann sehr exzessiv." Im Sommer 2022 begab er sich in einen Entzug. Im Interview spricht Sido allerdings auch über seinen inneren Konflikt: "Ich hatte so einen Zwist in mir zwischen Sido und Paul", erklärt er: "Da ist so ein 20-Jähriger in mir, der aufgehört hat zu existieren. Ich war für jeden Sido und musste immer Sido sein. Das hat mich als Privatperson sehr einsam gemacht. Ich habe mich unverstanden und ungesehen gefühlt. Das wurde dann mein Problem."