Sex-Skandal um Harvey Weinstein: Der Filmproduzent zieht sich zurück

Harvey Weinstein gelobt nach dem enthüllten Sexskandal um seine Person Besserung und will sich behandeln lassen. Doch meint es der Filmproduzent wirklich ernst?

Er ist einer der einflussreichsten Filmproduzenten in Hollywood: Harvey Weinstein (65). Als Chef der Weinstein-Company hat er gemeinsam mit seinem Bruder Bob (62) für Filmklassiker wie "Der Englische Patient", "Pulp Fiction" oder die Oscar-Abräumer "The King's Speech" und "Silver Linings" gesorgt. Doch umso tiefer nun sein Fall. Die renommierte "New York Times" enthüllte, dass Weinstein im Laufe seiner langen Karriere mehrere Frauen sexuell belästigt haben soll. Die Konsequenzen aus diesem Skandal zog der Produzent nun, jedoch nicht ohne seinen zumindest vorübergehenden Rückzug aus dem Showgeschäft in einem langen Statement zu erklären.

Laut des Schreibens, das ebenfalls der "New York Times" vorliegt, sehe sich Weinstein als ein Produkt seiner Generation: "Ich wurde in den 60er und 70er Jahren erwachsen, als noch alle Regeln über das Verhalten am Arbeitsplatz anders waren", beginnt er sein Statement. Als Ausrede für seine Taten wolle er das aber nicht benutzen, heißt es sofort im Anschluss. "Ich habe vor einiger Zeit realisiert, dass ich ein besserer Mensch sein muss. Mein Umgang mit den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, hat sich geändert." Für den Schmerz, den er in der Vergangenheit verursacht habe, wolle er sich hiermit "zutiefst entschuldigen".

Kampf gegen seine "Dämonen"

Doch dabei belässt er es nicht. Er sehe es nun als seine Aufgabe an, seine "Dämonen zu besiegen". Schaffen will er das, indem er seinem Filmstudio zumindest vorübergehend den Rücken kehrt, um sich eingehend von Therapeuten behandeln zu lassen. Um zu veranschaulichen, für wen er das alles mache, zitierte Weinstein eine Passage aus Jay-Zs Song "4:44": "Ich bin nicht der Mann, der ich dachte zu sein. Aber für meine Kinder bin ich besser dieser Mann".

Nachwuchs hat Weinstein wahrlich genug: Mit seiner aktuellen Frau Georgina Chapman zwei an der Zahl, dazu drei aus der Ehe zuvor mit Eve Chilton Weinstein. Doch ist das nun ehrliche Reue oder ein letzter Schachzug, um Schlimmeres zu vermeiden? Nach Bedauern klang es kurz zuvor jedenfalls nicht, als Weinsteins Anwalt laut "Variety" eine Klage gegen die "New York Times" wegen des veröffentlichten Artikels vorbereiten wollte...

Unter den Frauen, die Weinstein sexuell belästigt haben soll, sind auch die Schauspielerinnen Ashley Judd (49, "Doppelmord") und Rose McGowan (44, "Charmed"). Im Artikel der "New York Times" berichtet Judd, dass Weinstein sie während der Dreharbeiten zu "Denn zum Küssen sind sie da" 1997 "nur im Bademantel bekleidet" darum gebeten habe, ihn nackt zu massieren. Später hätten sie, McGowan und noch sechs weitere Frauen gegen Weinstein geklagt, wobei sich in allen Fällen eine außergerichtliche Lösung gefunden habe.

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