"Seit über zwei Jahren im Ausnahmezustand": So trotzt der Bayerische Rundfunk den Widrigkeiten

Hochemotionaler Doku-Thriller aus der Welt des Eiskunstlaufs: "Die Kür ihres Lebens" begleitet die für Deuschland startenden Aljona Savchenko und Bruno Massot, die nach olympischem Gold greifen. Ein einfühlsames Porträt, das einmalige Einblicke hinter die Kulissen des Eiskunstlaufs bietet: am 9.2. im BR Fernsehen und in der Mediathek. (Bild: picture-alliance.com / dpa / Peter Kneffel)

Zwei Jahre Corona sind nicht spurlos an der TV-Produktion vorbeigegangen. Drehen ist komplizierter, unvorhersehbarer und teurer geworden. Trotzdem - oder gerade deshalb - setzt der Bayerische Rundfunk 2022 auf Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Relevanz.

Es ist schon erstaunlich, aber auch knapp zwei Jahre nach Pandemiebeginn läuft das Personal in deutschen Filmen und Serien immer noch weitgehend ohne Maske umher. Was anfangs als eventuell kurzfristige Maßnahme nicht für die Ewigkeit festgehalten werden und irritieren sollte, hat mittlerweile fast schon etwas Skurrile. Doch das Leben geht im Film in etwa so weiter, als wäre Corona nie passiert. Dass dem nicht so ist, weiß jedoch auch der Bayerische Rundfunk, der normalerweise stets zu Jahresbeginn unter dem Label "Filmbrunch" sein Programm der Presse präsentiert. 2022 geschah dies am Dienstag, 25. Januar, zum zweiten Mal in Folge nur per Videoschalte. Die Projekte der ARD-Anstalt sind allerdings nicht weniger, geschweige denn weniger relevant geworden. Bettina Ricklefs, BR-Programmbereichsleiterin Spiel-Film-Serie, sagt dazu: "Seit über zwei Jahren befinden wir uns in einem Ausnahmezustand, der uns Filmschaffende täglich vor neue Herausforderungen stellt. Dreharbeiten werden unterbrochen oder verschoben, Entscheidungen unter Hochdruck eingefordert. Ein riesiger Kraftakt, den wir gemeinsam stemmen."

Doch auf welche Produktionen setzt man in Pandemiejahr drei? Neben insgesamt sieben Krimiproduktionen (vier "Tatorte" aus München und Franken, ein "Polizeiruf 110" sowie zwei Fälle aus Passau, dazu kommt mit dem neuen Eberhofer-Krimi "Guglhupfgeschwader" noch eine Kino Co-Produktion) fällt auf, dass sich der Sender das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat. Sowohl produktionstechnisch wie auch in der Themenwahl. "Die fiktionalen Auftragsproduktionen des BR", sagt Katja Wildermuth, Intendantin des Bayerischen Rundfunks, "werden in diesem Jahr unter dem Label 'green motion' einer verbindlichen Selbstverpflichtung zu Mindeststandards folgen. Zusammen mit Produktionsunternehmen, Filmförderern und anderen Sendern stellen wir auf eine ökologischere Herstellungsweise um. Und inhaltlich spannen wir diesen Bogen quer durch alle Genres."

Ein passend zur Jahreszeit "Kehraus" benannter Münchener "Tatort" eröffnet am Sonntag, 27. Februar, die BR-Beiträge zur Krimikultur im Ersten. Zwei weitere Einsätze der Urgesteine Ivo Batic (Miroslav Nemec, rechts, mit Nina Proll) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) folgen - dazu ein Franken-"Tatort", ein "Polizeiruf 110" sowie zwei Krimis aus Passau. (Bild: BR/Lieblingsfilm GmbH/Peter Nix)

BR-Filme und Serien: Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen dominieren

Im Dokumentarfilm "Die Recycling-Lüge" decken die Macher in einer weltumspannenden Recherche auf, warum mehr Plastik als je zuvor produziert wird, obwohl es - bei etwas höheren Produktionskosten - leicht möglich wäre, durch Recycling einen Großteil des Plastiks einzusparen. Für den coproduzierten Kinofilm "Der Waldmacher" reiste Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff nach Afrika und begleitet dort einen Australier, der eine simple wie geniale Lösung für die dortige Landwirtschaft gefunden hat. Auch die "Abteilung" Fiction beschäftigt sich mit unserer Umwelt. Politische Wirkung zeigen immer wieder die Projekte des Münchner Filmemachers und Journalisten Daniel Harrich ("Meister des Todes"). Sein neuer Fernsehfilm "Bis zum letzten Tropfen", prominent besetzt mit Sebastian Bezzel, Karoline Schuch und Ulrich Tukur, widmet er sich dem Thema Wasserknappheit. Er läuft bereits am 16. März im Rahmen eines multimedialen ARD-Thementages.

Auch Strom, gegenwärtig scheinbar permanent und problemlos verfügbar, könnte ein knappes Gut werden: Was wäre, wenn er flächendeckend ausfällt? Um diese Frage hat der Sender die schwarzhumorige Mini-Serie "Alles finster" gestrickt - zu sehen in der BR Mediathek und besetzt unter anderem mit Michael A. Grimm.

Verena Altenberger ermittelt wieder als Elisabeth Eyckhoff im "Polizeiruf 110". Stephan Zinner scheint sich in der Rolle des Dennis Eden als ihr fester Kollege herauszukristalliesieren. Mit "Das Licht, das die Toten sehen" bleibt der ambitionierte Krimi aus München seiner Tendenz zu langen Titeln treu. Das Ausstrahlungsdatum ist noch offen. (Bild: BR/Bavaria Fiction GmbH/Hendrik Heiden)

"Die Kür ihres Lebens": Die Geschichte von Aljona Savchenko und Bruno Massot

Weil neben Krimis und Umweltthemen starke menschliche Porträts im Programm nicht fehlen dürfen, weist der BR auch hier auf einige Leuchtturm-Projekte hin. Ein besonderer Sportfilm steht diesbezüglich bereits in den Startlöchern. "Die Kür ihres Lebens" (Ausstrahlung: 9. Februar im BR-Fernsehen und der Mediathek) begleitet das für Deutschland startende Eiskunstlaufpaar Aljona Savchenko und Bruno Massot, die nach olympischem Gold greifen. Ein einfühlsames Langzeit-Porträt, das einmalige Einblicke hinter die Kulissen des künstlerischen Sports, seiner Ängste, Qualen und Triumphe bietet.

Mit einer sportlichen Aufgabe bekommen es auch drei Menschen im TV-Dreiteiler "Die Glücksspieler" zu tun, denn sie erhalten ein mysteriöses Angebot. Wenn sie ein Jahr lang versuchen, glücklicher zu werden, bekommen sie am Ende der Zeit eine Million Euro geschenkt. Ihre Partner dürfen jedoch nichts davon wissen. Besetzt ist die BR-Coproduktion unter anderem mit Eko Fresh, Manuel Rubey und Katharina Schüttler.

Der neue Franken-"Tatort" mit dem Titel "Warum" stürzt Kriminalhauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) in seine bislang vielleicht größte Krise. Seine Kollegin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) unterstützt ihn bei einem besonders belastenden Fall. (Bild: BR/Hager Moss Film GmbH/Hagen Keller)
Der neue Franken-"Tatort" mit dem Titel "Warum" stürzt Kriminalhauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) in seine bislang vielleicht größte Krise. Seine Kollegin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) unterstützt ihn bei einem besonders belastenden Fall. (Bild: BR/Hager Moss Film GmbH/Hagen Keller)

"Ottfried Fischer und Herr Parkinson"

Natürlich werden auch regionale BR-Doku- und Fictionserien fortgesetzt. So kommt eine dritte Staffel der modernen Großstadtserie "Servus Baby" und einige neue Porträt-Filme der Reihe "Lebenslinien". Vor allem Fans Ottfried Fischers dürften da gespannt sein: "Ottfried Fischer und Herr Parkinson" liefert im Frühjahr 2022 ein einfühlsames Befindlichkeits-Update des seit vielen Jahren unter Parkinson leidenden Volksschauspielers und Kabarettisten.

Frederike Bader (Marie Leuenberger) und Ferdinand Zankl (Michael Ostrowski) ermitteln 2022 wieder zweimal in Passau. Hier eine Szene aus "Zu jung zu sterben" mit dem obligatorischen Untertitel: "Ein Krimi aus Passau". (Bild: ARD Degeto/BR/Hager Moss Film GmbH/Bernd Schuller)
Frederike Bader (Marie Leuenberger) und Ferdinand Zankl (Michael Ostrowski) ermitteln 2022 wieder zweimal in Passau. Hier eine Szene aus "Zu jung zu sterben" mit dem obligatorischen Untertitel: "Ein Krimi aus Passau". (Bild: ARD Degeto/BR/Hager Moss Film GmbH/Bernd Schuller)