Gewalt nach Tötung zweier Israelis im Westjordanland hält an
Inmitten der anhaltenden Gewalt infolge der Tötung zweier Israelis im Westjordanland ist am Montag ein weiterer Israeli getötet worden, der dem US-Außenministerium zufolge auch US-Staatsbürger war. Mutmaßlich palästinensische Angreifer hätten in der Nähe von Jericho einen Autofahrer erschossen und seien dann geflohen, erklärte die israelische Armee. Zuvor waren bei massiven Ausschreitungen israelischer Siedler in dem Ort Huwara hunderte Palästinenser verletzt worden, ein Palästinenser wurde nahe Nablus getötet.
Am Sonntag waren zwei junge israelische Siedler - Brüder im Alter von 20 und 22 Jahren - in dem Palästinenser-Ort Huwara in ihrem Auto durch Schüsse tödlich verletzt worden. Die israelische Regierung sprach von einem "terroristischen palästinensischen Angriff".
Bei den darauf folgenden Ausschreitungen israelischer Siedler wurden nach Angaben des Palästinensischen Roten Kreuzes hunderte Palästinenser verletzt. Ein 37-jähriger Palästinenser wurde nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in dem Dorf Saatara nahe der Stadt Nablus erschossen. Demnach geschah dies bei einem Angriff israelischer Soldaten und Siedler auf den Ort.
Bei den Ausschreitungen steckten laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa dutzende israelische Siedler mehrere Häuser von Palästinensern in Huwara in Brand. Ein Vertreter der Stadtverwaltung berichtete, dass 30 Häuser angezündet und beschädigt und mehr als 100 Autos in Brand gesteckt worden seien. Ein AFP-Fotograf sah dutzende verkohlte Häuser, ausgebrannte Autos und eingeschlagene Fensterscheiben. Mehr als 350 Palästinenser wurden laut dem Palästinensischen roten Halbmond verletzt, überwiegend durch Tränengas.
Die israelische Armee versuche, "die Situation zu deeskalieren und die beiden Seiten in dieser sehr, sehr schwierigen Situation auseinanderzuhalten", sagte ein israelischer Armeevertreter gegenüber Journalisten. Ein Polizeisprecher sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass acht Israelis wegen der Ereignisse in der Nacht zum Sonntag festgenommen worden seien, die meisten von ihnen seien jedoch wieder auf freiem Fuß.
Die US-Regierung verurteile "die schreckliche Tötung" der drei Israelis sowie die "breit angelegte, wahllose Gewalt von Siedlern gegen palästinensische Zivilisten" im Anschluss an die Tötungen, sagte US-Außenamtssprecher Ned Price am Montag. Die israelische Regierung müsse die strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen sicherstellen, hieß es weiter.
Die Bundesregierung verurteilte "den Anschlag, bei dem zwei israelische Staatsbürger (...) getötet wurden" auf das Schärfste, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Montag erklärte. Nichts kann "solche Terrorakte" rechtfertigen, fügte er hinzu. Dich Racheakte israelischer Siedler in Huwara seien "völlig inakzeptabel und müssten wirksam unterbunden und strafrechtlich aufgeklärt werden".
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief in einem Video zur Ruhe auf: "Selbst wenn das Blut kocht", dürfe niemand "das Gesetz in die eigenen Hände nehmen". Der israelische Präsident Isaac Herzog verurteilte die Racheakte scharf. "Das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen, zu randalieren und Gewaltakte gegen Unschuldige zu begehen - das ist nicht unsere Art", sagte er.
Zuvor hatten Netanjahu und Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir erklärt, die beiden israelischen Siedler seien bei einem "terroristischen palästinensischen Angriff" getötet worden. Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand. Die militante Palästinensergruppe Islamischer Dschihad sprach aber von einem "heldenhaften Einsatz".
Die Gewalteskalation erfolgte, obwohl ranghohe Vertreter Israels und der Palästinenser am Sonntag zum ersten Mal seit Jahren zu einem Treffen in Jordanien zusammengekommen waren. Bei den "intensiven und offenen Gesprächen" in der Hafenstadt Akaba am Roten Meer, an denen auch Vertreter Jordaniens, Ägyptens und der USA teilnahmen, vereinbarten beide Seiten laut einer gemeinsamen Erklärung, auf eine "Deeskalation" hinzuwirken und "neue Gewalt zu verhindern".
Das Treffen war nach einer monatelangen Serie gewaltsamer Zusammenstöße zwischen Palästinensern und der israelischen Armee vereinbart worden.
kas/ma