Schweiz diskutiert Optionen zur Stabilisierung der Credit Suisse

(Bloomberg) -- Die Schweizer Behörden und die Credit Suisse Group AG diskutieren informierten Kreisen zufolge Möglichkeiten für die Stabilisierung der Bank, nachdem Äußerungen ihres größten Aktionärs und die allgemeine Nervosität an den Finanzmärkten ihre Aktie am Mittwoch einbrechen ließ.

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In einem ersten Schritt zur Stärkung des Vertrauens in das angeschlagene Geldhaus erklärten die Schweizerische Nationalbank und die eidgenössische Finanzaufsicht Finma, dass die Bank bei Bedarf Liquidität erhalten werde. Die Finma bestätigte außerdem, dass die Credit Suisse die Kapital- und Liquiditätsanforderungen erfüllt, die sie für systemrelevante Banken vorschreibt.

Vertreter der Geschäftsleitung und Schweizer Offizielle hatten eine solche öffentliche Unterstützung und einen Backstop als mögliche Maßnahmen diskutiert. Weitere Optionen wären die Abspaltung der heimischen Schweizer Sparte oder sogar als entfernte Option ein Zusammengehen mit dem größeren Lokalrivalen UBS Group AG, berichten Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Die Bundesregierung hat auch die Idee einer Beteiligung über eine Kapitalerhöhung ins Spiel gebracht, falls dies notwendig sein sollte.

Es sei aber völlig unklar ob irgendwelche dieser Szenarien je umgesetzt würden.

Die Szenarien werden zwar schon seit einiger Zeit durchgespielt, aber der Absturz der Aktien und die explodierenden Risikoprämien für Fremdkapital erzeugten eine Krisenstimmung, die die Dringlichkeit erhöhte.

Sprecher von Credit Suisse, UBS und der Schweizerischen Nationalbank lehnten eine Stellungnahme ab. Das Finanzministerium reagierte nicht auf Anfragen zur Stellungnahme.

Die Aktien der Credit Suisse stürzten am Mittwoch um bis zu 31% ab, und einige ihrer Anleihen fielen auf Niveaus, die eine finanzielle Notlage signialisieren, nachdem der Großaktionär Saudi National Bank eine Aufstockung ihres Anteils aufgrund rechtlicher Beschränkungen ausschloss. Der Einbruch zog sämtliche europäischen Kreditinstitute nach unten und verstärkte die Abwärtsbewegung, die von den Turbulenzen um die Silicon Valley Bank ausgelöst worden war.

Nach der Erklärung der Finma und der Nationalbank machten die Aktien der Credit Suisse im US-Handel mehr als die Hälfte ihrer Tagesverluste wieder wett.

Bankchef Ulrich Körner hatte am Dienstag in einem Interview mit Bloomberg Geduld gepredigt und die soliden Finanzen der Bank beschworen. Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann sagte auf einer Konferenz am Mittwoch, Staatshilfe sei “kein Thema” für die Credit Suisse und wies Parallelen zur Silicon Valley Bank und anderen kollabierten US-Instituten zurück.

UBS-Chef Ralph Hamers wollte am Mittwoch keine “hypothetischen Fragen” zu seinem angeschlagenen Konkurrenten beantworten und sagte nur, dass sich die UBS auf ihre eigene Strategie konzentriere.

Die zweitgrößte Bank der Schweiz, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1856 zurückreichen, wurde in den letzten Jahren von einer Serie von Pleiten, Pannen, Skandalen und Führungswechseln heimgesucht. Der Verlust von 7,3 Milliarden Franken im letzten Jahr hat die Gewinne des gesamten letzten Jahrzehnts zunichte gemacht.

Die Kunden der Bank zogen im letzten Quartal des vergangenen Jahres mehr als 110 Milliarden Franken an Vermögenswerten ab. Die Abflüsse setzten sich auch in diesem Jahr fort, obwohl das Institut seine Bilanz mit einer 4 Milliarden Franken schweren Kapitalerhöhung gestärkt hatte.

Die Refinanzierungskosten der Credit Suisse sind inzwischen so hoch, dass sie entweder mehr Kapital aufnehmen muss oder vor einer Zerschlagung steht, schrieb Morningstar-Analyst Johann Scholtz am Mittwoch. Bei einer Aufspaltung der Bank könnten die verschiedenen Geschäftsbereiche wie die Schweizer Bank, Asset und Wealth Management separat verkauft oder an die Börse gebracht werden.

Die Schweizer Banksparte war zuletzt eine Bastion der Stabilität innerhalb der Credit Suisse. Sie ist die einzige der vier Divisionen, die in den letzten drei Jahren profitabel war und im Jahr 2022 einen Vorsteuergewinn von 1,5 Milliarden Franken erwirtschaftete.

Überschrift des Artikels im Original:Switzerland in Talks on Options to Stabilize Credit Suisse (1)

--Mit Hilfe von Myriam Balezou und Bastian Benrath.

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