Scholz erteilt Forderungen nach höheren Schulden eine Absage

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat im koalitionsinternen Haushaltsstreit Forderungen nach höheren Schulden eine Absage erteilt. Die Regierung habe Deutschland mit hunderten Milliarden Euro erfolgreich durch gleich zwei große Krisen geführt, sagte er mit Blick auf die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg dem "Handelsblatt" (Freitagsausgabe). "So wird es nicht auf Dauer weitergehen können."

Die Herausforderung bestehe nun darin, "Haushalte aufzustellen, die ohne Nutzung der Ausnahmeregel vom Grundgesetz auskommen", sagte Scholz. Er sehe "an vielen Stellen" im Bundeshaushalt Einsparpotenzial. Damit griff Scholz die Argumentation von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) auf.

Lindner hatte in der vergangenen Woche die Verschiebung des Kabinettsbeschlusses zu den Haushaltseckpunkten 2024 und zum Finanzplan bis 2027 bekanntgegeben. Hintergrund ist der Streit in der Ampel-Regierung über die Prioritäten des Budgets und über zusätzliche Forderungen aus den verschiedenen Ressorts in Höhe von bis zu 70 Milliarden Euro.

Die Verschiebung des Kabinettsbeschlusses sei für ihn keine große Sache, versicherte der Kanzler. "Nach Jahren, in denen wir (...) große Finanzmittel eingesetzt haben, um Krisen abzuwettern, ist es wenig verwunderlich, dass es nun für viele eine Umstellung ist, mit weniger Geld auszukommen, und es Gesprächsbedarf gibt."

Einer neuen Umfrage zufolge würde eine sparsame Haushaltspolitik auf breite Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger stoßen. In dem neuen ZDF-"Politbarometer" vom Freitag sprachen sich 57 Prozent dafür aus, zusätzliche Finanzierungswünsche einiger Ministerien durch Einsparungen an anderer Stelle auszugleichen. Nur 18 Prozent sprechen sich hier für Steuererhöhungen und 17 Prozent für die Aufnahme neuer Schulden aus.

Zurückhaltend äußerte sich Scholz im "Handelsblatt" zu den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für weitreichende Einschränkungen für den Einbau von Gas- und Ölheizungen. Es gehe derzeit nur um "Überlegungen, die nicht einmal beschlossen worden sind", betonte der Kanzler. Ziel der Ampel sei "eine lebensnahe Regelung, die niemanden überfordert und gleichzeitig den Weg in Richtung Klimaneutralität weist".

Grundsätzliche Probleme in der Zusammenarbeit der drei Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP kann Scholz trotz der jüngsten Unstimmigkeiten nicht erkennen. "Dass es für alle drei Koalitionspartner immer mal wieder zu unterschiedlichen Zeitpunkten herausfordernd wird, war absehbar", sagte er. "Wichtig ist, dass man zusammenarbeitet, um gemeinsam erfolgreich zu sein." Er habe den Eindruck, dass dies geschehe.

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