Schnelltests erkennen jede dritte Corona-Infektion bei Kindern nicht, sagen Wissenschaftler

Im Kampf gegen die rasant steigenden Omikron-Infektionen in Deutschland spielen regelmäßige Antigen-Schnelltests eine zentrale Rolle. Besonders Schulen und Kindergärten, wo viele Kinder und Jugendliche noch nicht geimpft sind, setzen auf die Schnelltest-Methode. Doch gerade bei Kindern schlagen gängige Schnelltests nicht zuverlässig an, wie eine neue Auswertung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ergeben hat.

In der Untersuchung, die im Fachblatt "BMJ Evidence-Based Medicine" erschien, analysierte die Forschungsgruppe um Naomi Fujita-Rohwerder 17 weltweite Studien mit mehr als 6000 Kindern und insgesamt acht verschiedenen Antigenschnelltests. Die meisten Kinder wurden in den USA und Spanien getestet.

Das beunruhigende Ergebnis: Von den infizierten Kindern, die Symptome hatten, entdeckten die Tests im Durchschnitt nur 72 Prozent. Bei den infizierten symptomlosen Kindern lagen die Tests sogar nur bei 56 Prozent richtig. Ein Drittel der Infektionen blieb damit insgesamt gänzlich unentdeckt. Immerhin ein kleiner Lichtblick: Rund 99 Prozent der nicht infizierten Kinder hatten auch einen negativen Schnelltest.

Tests liegen unter den Mindestanforderungen

Kein Test erfüllte damit die Minimalanforderungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA), so die Autoren des IQWiG. Allerdings sage die Stichprobe von acht Tests nichts über die mehr als 500 weiteren Antigentests aus, die in der EU zum Einsatz kommen. Die Sensitivität der Schnelltests schwanken je nach Hersteller deutlich. Außerdem sei zu beachten, dass die Daten der Studien größtenteils aus dem Herbst und Winter 2020/21 stammen – und daher nicht auf neuere Varianten übertragbar seien.

Aber eine Recherche von Business Insider zeigte Anfang Januar, dass auch in vielen Schulen und Kitas in Deutschland aus Kostengründen unzuverlässige Corona-Schnelltests verwendet werden. Indes warnte die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA im Dezember 2021, dass Antigentests nach ersten Labordaten weniger empfindlich auf die Omikron-Variante des Coronavirus reagieren als auf frühere Varianten. Das heißt, die Tests, die Bestandteil der IQWiG-Studie waren, könnten mittlerweile womöglich noch unzuverlässiger sein.

LH