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Die schlechtesten Feuerwehrmänner, die nie löschten

Die schlechtesten Feuerwehrmänner, die nie löschten

Schon zum zweiten Mal in dieser Saison wechselt Schalke 04 den Trainer. Manuel Baum, der Nachfolger von David Wagner, musste nach zehn Spielen schon wieder seine Koffer packen. (Die PK zur Baum-Entlassung zum Nachlesen)

Der Grund ist einfach: er hat seinen Job nicht getan. Ein Feuerwehrmann muss löschen, aber auf Schalke brennt es weiterhin, die Sieglosserie ist auf 28 Spiele angewachsen.

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Baum darf sich nicht beklagen, nur wenige Vereine hatten noch mehr Geduld mit einem Trainer, der mitten in der Saison kam und einfach nicht gewann.

Neururer bleibt als Feuerwehrmann ohne Sieg

Ganz oben, wie könnte es anders sein, steht ein Trainer von Tasmania Berlin. Heinz-Ludwig Schmidt übernahm 1965 nach dem zwölften Spieltag das schon leicht abgeschlagene Schlusslicht und sammelte 20 Spiele (!) an, aus denen nur drei Punkte geholt wurden. Den einzigen Sieg unter Schmidt gab es am 33. Spieltag (2:1 gegen Neunkirchen), als der Abstieg längst feststand.

Wegen der frühzeitig aussichtslosen Lage und den finanziellen Problemen der größten Bundesliga-Lachnummer stand seine Entlassung nie ernstlich zur Debatte.

Ähnlich verhielt es sich mit Alemannia Aachen und Willibert Weth. Die Alemannen waren in ihrer dritten Bundesligasaison 1969/70 schlecht gestartet. Im Vorjahr noch Vizemeister, waren sie im Dezember Zweiter von unten und trennten sich vom früheren Kölner Meister-Spieler Georg Stollenwerk. Nachfolger Weth war schon mal Alemannen-Coach gewesen und stand in der Mittelrhein-Liga mit Brachelen 09 auf Platz eins.

Diese Referenzen reichten, einen Bundesligisten zu übernehmen, aber nicht für den Klassenerhalt. Unter Weth gab es 17 (!) sieglose Spiele am Stück, darunter nur vier Remis. Erst sein letztes Spiel gewann er (3:2 gegen Duisburg), auch da stand der Abstieg längst fest.

Ganz ohne Sieg blieb dagegen der junge Peter Neururer 1991 bei Hertha BSC. In der ersten Saison nach dem Mauerfall war Hertha endlich wieder oben dabei - nach acht Jahren - versäumte es aber, sich gescheit zu verstärken. Vier Trainer beschäftigten die Berliner 1990/91, Neururer war Nummer drei und holte in zwölf Partien nur zwei Punkte. Umso mehr punktete er beim Boulevard mit frechen Sprüchen. Einer kostete ihn den Job. "So hoch habe ich zuletzt gegen meinen Bruder im Tipp-Kick verloren", witzelte er nach einem 3:7 bei den Bayern.

Krauss beim BVB überfordert

Im Gegensatz zu Schmidt und Weth hatte Neururer aber noch eine Bundesligakarriere vor sich, sprang mehrmals als Feuerwehrmann ein und rettete 1996 den 1. FC Köln vor dem Abstieg. Bochum brachte er 2002 in die Bundesliga und 2003 in den Uefa-Pokal.

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Nicht mehr zu retten war Dynamo Dresden, als Klub-Legende Ralf Minge den Verein im vierten und bis dato letzten Bundesligajahr 1994/95 übernahm. Er war nach Siggi Held und Horst Hrubesch Trainer Nummer drei der Saison, die im Zeichen interner Querelen und großer Lizenz-Sorgen stand.

Selbst wenn sich der Verein sportlich gerettet hätte, hätte er wohl absteigen müssen. Das schlug sich auf die Stimmung der Mannschaft nieder. Minge gewann erst sein zwölftes Spiel, zuvor gab es drei Remis bei acht Niederlagen. Entlassen wurde er nicht. Immerhin.

Anders erging es Bernd Krauss bei Borussia Dortmund. Der frühere BVB-Spieler hatte sich als Pokalsieger mit Mönchengladbach 1995 einen guten Ruf erworben und stieg in der Rückrunde 1999/2000 in Dortmund ein, wo man den unerfahrenen Michael Skibbe auf Platz sechs entließ. Schließlich wollten sie Meister werden. Krauss übernahm die mit Top-Stars gespickte Mannschaft am 6. Februar und war sie schon am 13. April wieder los.

Funkel bei Hertha mit Problemen

An jenem Tag verlor der BVB zuhause gegen Underdog SpVgg. Unterhaching mit 1:3 und der Vorstand die Geduld. Es war das elfte sieglose Spiel unter Krauss (vier Punkte), der nun einem Mann weichen musste, der noch nie als Feuerwehrmann gearbeitet hatte.

Udo Lattek, damals 65, war und ist immer noch der Trainer mit den meisten Meisterschaften. Aber er löste auch diese Aufgabe und vermied den drohenden Abstieg. Dann setzte er sich endgültig zur Ruhe. Vorgänger Krauss arbeitete ebenfalls nie mehr in der Bundesliga.

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Ebenso viele sieglose Spiele wir Manuel Baum sammelten zwei Trainer von Hannover 96 ein. Helmut Kalthoff, eigentlich Manager, übernahm 1986, als fast schon nichts mehr zu retten war, und verbuchte noch vier Punkte. Das bedeutete ebenso den Abstieg wie 1988/89 im Saisonendspurt unter Reinhard Saftig (drei Punkte). Selbst der anerkannte Feuerwehrmann Friedhelm Funkel schafft es in diese wenig ruhmreiche Auflistung.

Nach dem Rauswurf von Lucien Favre im September 2009 stieg er bei Hertha BSC ein und feierte erst im elften Spiel den ersten Sieg. Hertha behielt ihn dennoch und stieg 2010 mit ihm ab.

Es finden sich noch etliche große Namen unter den Feuerwehrmännern, die nie löschten. Nur kamen sie nicht auf so viele Spiele wie Baum. Als da wären Christoph Daum 2010/11 in Frankfurt (sieben Spiele), Horst Hrubesch 1994/95 in Dresden (fünf Spiele), Jörg Berger – der Retter schlechthin – 1985/86 in Hannover (alle fünf Spiele verloren).

Beim HSV denken sie noch mit Schrecken an die kurze Amtszeit von Kultkicker Bernd Hollerbach zurück, der im Abstiegsjahr 2018 nach sieben Spielen wieder gehen musste. Wenn es ein Trost für Baum ist – er befindet sich in bester Gesellschaft