Yahoo Kino Die schlechten und guten Frankenstein-Filme
- 1/6
Paul McGuigans “Victor Frankenstein - Genie und Wahnsinn”
Das reißerisch und mit wenig Tiefgang inszenierte Fantasy-Spektakel hat von der Vorlage nicht mehr übrig gelassen als das Grundgerüst ihrer Handlung. Das Monster, das emotionale Zentrum von Roman und vielen Kinoadaption, lässt lange auf sich warten. Wenn es endlich erscheint, ist das wütende Monster eine herbe Enttäuschung. Nichts ist von dem Zwiespalt zu sehen zwischen der Sehnsucht des Wesens nach menschlicher Näher und der Zurückweisung durch die Menschen. Stattdessen konzentriert sich der Film auf die wenig überzeugende Beziehung zwischen Victor Frankenstein (James McAvoy) und seinen Zögling Igor (Daniel Radcliffe), aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird. Auch der soziale und emotionale Hintergrund beider Figuren ist recht plakativ geraten.
Kinostart: 12. Mai 2016
(Bild: 20th Century Fox)
- 2/6
James Whales “Frankenstein”
Die erste Verfilmung von “Frankenstein” datiert auf das Jahr, als das Kino gerade mal 15 Jahre zählt. Die bis heute bekannteste Adaption ist James Whales “Frankenstein”. Der Horrorfilm zählt zu den Meilensteinen der Filmgeschichte und begründet den Weltruhm seines Hauptdarstellers Boris Karloff. Wie Christopher Lee, Bela Lugosi und Peter Cushing ist auch Karloff bis heute untrennbar mit dem Horror-Genre verknüpft. Whales Adaption prägt auch das Charakter-Design der Kreatur dauerhaft, das zahlreiche Nachahmer finden, aber auch immer wieder parodiert wird.
(Bild: Universal Pictures)
- 3/6
James Whales “Frankensteins Braut”
In Mary Shelleys “Frankenstein” wünscht sich das von den Menschen brutal behandelte Monster nichts sehnlicher als eine Braut. Victor Frankenstein aber kann sich nicht dazu durchringen, ihm den Wunsch zu erfüllen. Im letzten Moment zerstört er das halbfertige Geschöpf. In “Frankensteins Braut” spinnt James Whale die Idee weiter. Das Monster überlebt den Angriff des wütenden Mobs, flieht und trifft bald auf den Lehrmeister seines Schöpfers, Dr. Prätorius. Der erschafft ihm endlich eine Gefährtin, die ihn jedoch verschmäht. Whale gelingt es, Motive aus dem Roman aufzunehmen, die im Vorgängerfilm weggelassen wurden. Neben dem Brautmotiv geht vor allem der Charakter des Monsters mit der Vorlage konform. Die Kreatur ist nicht mehr das primitive und träge Geschöpf wie im ersten Teil, sondern ein empfindsames und wissbegieriges Wesen, das sich nach menschlicher Wärme sehnt. ‘Allein schlecht, Freund gut’, ist der erste Satz, den das Monster spricht.
(Bild: Universal Pictures)
- 4/6
“Frankenstein”-Reihe von Hammer Films
Erwähnenswert sind auch die “Frankenstein”-Adaptionen des legendären britischen Filmstudios Hammer Films, das sich ab den 1950er Jahren auf blutige und effektvolle Horrorfilme spezialisiert. Zur populärsten Hammer-Figur wird Graf Dracula, der in zahlreichen Filmen von dem unverwechselbaren Christopher Lee gespielt wird. Aber auch das “Frankenstein”-Universum wird das Studio ausloten. “Frankensteins Fluch”, von Hammer-Stammregisseur Terence Fisher inszeniert und mit Christopher Lee und Peter Cushing in den Hauptrollen besetzt, macht 1957 den Anfang einer langjährigen Filmreihe. Bis 1974 entstehen “Frankensteins Rache”, “Frankensteins Ungeheuer”, “Frankenstein schuf ein Weib”, “Frankenstein muss sterben!” und “Frankensteins Höllenmonster”, die sich teilweise stark von der Vorlage entfernen.
(Bild: Koch Media)
- 5/6
Mel Brooks “Frankenstein Junior”
Eine aberwitzige Parodie auf die Horror-Filme Hollywoods in den 1930er und 1940er Jahren dreht Mel Brooks 1974 mit “Frankensteins Junior”. Darin spielt Gene Wilder den Enkel des berühmten Victor Frankenstein. Der Arzt und Forscher will nichts von den unwissenschaftlichen Methoden seines Vorfahren wissen. Entsprechend beharrlich besteht er darauf, dass sein Name nicht 'Frankenstein’ ausgesprochen wird, sondern 'Fronkensteen’. Als er auf die Schriften seines Großvaters stößt, gerät er dennoch in den Bann der Idee, Leben zu erschaffen. “Frankensteins Junior” gehört zweifellos zu den witzigsten Filmen aus der Komödien-Schmiede Mel Brooks’.
(Bild: 20th Century Fox)
- 6/6
Kenneth Branaghs “Mary Shelleys Frankenstein”
Nach Mel Brooks wagt der britische Regisseur und Schauspieler Kenneth Branagh wieder einen ernsten Versuch über Shelleys Roman. Er selbst ist in die Rolle Victor Frankensteins geschlüpft, während Charaktermime Robert De Niro die Kreatur verkörpert. Obwohl sich “Mary Shelleys Frankenstein” weitestgehend an die Vorlage hält, weist sie dennoch einige Unterschiede auf. Das 'Material’ etwa, das der Wissenschaftler für seine Schöpfung braucht, findet er auf dem Friedhof - womit sich der Horror-Streifen eher an Whales berühmten Klassiker anlehnt als an die Romanvorlage. Der Konflikt zwischen dem Monster, das sich eine Braut wünscht, und dessen Schöpfer, der sich weigert, findet sich dagegen auch im Buch. Die Kritik nimmt “Mary Shelleys Frankenstein” seinerzeit gemischt auf. Durchgehend gelobt wird das Make-up, das 1995 für einen Oscar nominiert wird.
(Bild: Sony Pictures)
Hätte die Schriftstellerin Mary Shelley die Erfindung des Kinos vorausgesehen, hätte sie geahnt, dass ihr Roman “Frankenstein oder Der moderne Prometheus” sich zu einem der populärsten Stoffe der neuen Kunstform entwickeln würde? Angesichts der Qualität der neuesten Interpretation ihres zeitlosen Klassikers, “Victor Frankenstein”, dürfte sie sich eher im Grabe umdrehen. Was hätte die Autorin aber von den besseren der unzähligen Adaptionen ihres Hauptwerks gehalten? Im Folgenden eine Rückschau über die erfolgreichsten Verfilmungen des berühmten Romans.
