"Schien auf eine große Veränderung eingestellt zu sein": Neue Enthüllungen zum letzten Tag von Prinzessin Diana

Vor 25 Jahren starb Prinzessin Diana. Wie verbrachte die damals 36-jährige Mutter von Thronfolger Prinz William die letzten Stunden ihres Lebens? Die "ZDFzeit"-Doku "Dianas letzte Nacht" zeichnete die Geschehnisse, zwischen Übermut, Kalkül und Paranoia nach.

Am 31. August 1997 gegen vier Uhr morgens stand die Welt für eine Millisekunde still: Prinzessin Diana, die Ex-Frau von Prinz Charles und Mutter der Prinzen William und Harry, war tot. Sie war an den Folgen eines Autounfalls in Paris gestorben. Auch ihr damaliger Geliebter, der ägyptische Playboy Dodi Al-Fayed, und Henri Paul, der Chauffeur und Sicherheitschef des Hotel Ritz, überlebten den Aufprall im Alma-Tunnel nicht. Wie konnte es überhaupt zu jener schicksalshaften Fahrt kommen? Welche teils fatalen Entscheidungen wurden im Vorfeld getroffen? Und vor allem: Welche Pläne konnte Diana durch ihren frühen Tod im Alter von gerade einmal 36 Jahren nicht mehr verfolgen? Diesen Fragen stellte sich die "ZDFzeit"-Doku "Dianas letzte Nacht - Liebe, Leben, Legende" von Annika Blendl, Ulrike Grunewald und Leonie Stade am Dienstagabend.

Viele der Antworten, die durch Originalaufnahmen der Überwachungskameras, Schnappschüsse von Paparazzi sowie nachgestellte Spielszenen untermalt werden, überraschten, ließen das Publikum ungläubig und schockiert zurück: Am Morgen des 30. August, so erfuhr man, entschlossen sich Diana und Dodi, ihren Sommerurlaub spontan durch eine letzte Nacht in "der Stadt der Liebe" zu beschließen. Es sollte ein geheimer Abstecher bleiben: "Der Pilot hatte keine Ahnung, wo es hinging, bis sie an Bord waren", erinnerte sich Michael Cole, der Pressesprecher der Al-Fayeds, in der Doku. Auch die Angestellten des Nobelhotels Ritz erfuhren erst kurz vor ihrer Ankunft von den berühmten Gästen.

Die Tatsache, dass bei ihrer Ankunft trotzdem Fotografen vor dem Eingang warteten, muss bedeuten, dass jemand aus dem nächsten Umfeld der Prinzessin ihnen einen Tipp gegeben haben musste: War es Dodis Vater, der Milliardär Mohammed Al-Fayed, der sich dadurch Werbung für sein 1985 erworbenes Kaufhaus Harrods erhoffte? Oder war es Diana selbst, die sich nach dem öffentlichen Interesse sehnte? Die Doku konnte diese Frage nicht endgültig beantworten.

In den Spielszenen wurde Diana von der Schauspielerin  Mareile Blendl verkörpert, die ausschließlich von hinten zu sehen war.  (Bild: ZDF / Susanne Bernhard)
In den Spielszenen wurde Diana von der Schauspielerin Mareile Blendl verkörpert, die ausschließlich von hinten zu sehen war. (Bild: ZDF / Susanne Bernhard)

"Gegen Ende ihres Lebens wurde Diana stärker"

Während der Sicherheitschef des Ritz, Henri Paul, das Gepäck des Paares zu Dodis Pariser Apartment fuhr und der Hotelmanager im Auftrag Dodis einen Tisch in einem Nobelrestaurant reservierte, verfolgte Diana eigene Pläne: "Gegen Ende ihres Lebens wurde Diana stärker", erklärte die britische Journalistin Jennie Bond, "körperlich und mental. Sie entwickelte ein Bild davon, wer sie sein wollte und den Weg sie einschlagen wollte." Das Geld und die Popularität der Al-Fayeds sollten ihr bei der Umsetzung ihrer Zukunftspläne helfen. Mohammed Al-Fayed hingegen sei begeistert von der Idee einer möglichen Hochzeit von Diana und Dodi gewesen, hieß es: "Sie war für ihn die perfekte Trophäe", sagte der Fernsehproduzent Michael Attwell.

Gegen 17.30 Uhr verließ Dodi al-Fayed das Ritz und ließ sich zu dem Juwelier Repossi fahren. Hier kaufte er einen Verlobungsring, wegen dem, so behauptete zumindest sein Vater Mohammed, er später Opfer eines Mordanschlags geworden sei: "Er war entschlossen, sie zu heiraten", erinnerte sich auch der Pressesprecher Cole: "Mehr als einmal sagte Dodi zu mir, sie sei die einzige, die Frau fürs Leben." Für Diana hingegen sei die Beziehung mit Dodi lediglich eine "Sommerromanze" gewesen, wie ihr Freund Derek Deane erzählte.

Vor dem Pariser Ritz wurden Diana (Mareile Blendl) und ihre Bodyguards (Toby Mulherrin, links) und Trevor Rees Jones (Maximilian Dir) von einer Horde von Fotografen belagert.  (Bild: ZDF / Susanne Bernhard)
Vor dem Pariser Ritz wurden Diana (Mareile Blendl) und ihre Bodyguards (Toby Mulherrin, links) und Trevor Rees Jones (Maximilian Dir) von einer Horde von Fotografen belagert. (Bild: ZDF / Susanne Bernhard)

"Von da an war die Jagd auf die beiden eröffnet"

Was auch immer die Beziehung zwischen den beiden war, der Grundstein dazu wurde bereits im Frühjahr 1997 gelegt: Bei einer Veranstaltung in London lud Mohammed Al-Fayed Diana und ihre Söhne zu einem Sommerurlaub in Saint Tropez ein. Ungeachtet der Warnung vor Paparazzi nahm sie an: "Ich glaube, sie führte was im Schilde, und es ging nicht darum, den Jungs einen Urlaub zu ermöglichen", vermutete Deane.

Diana versteckte sich nicht, im Gegenteil: Sie machte die britische Presse mit rätselhaften Ankündigungen neugierig. Sie wollte die Geburtstagsparty für Camilla in den Schatten stellen. Mit Erfolg: Als ein französischer Fotograf per Zufall den berühmten Kuss von Diana und Dodi auf dessen Yacht Jonikal schoss, dominierte das Foto die Titelseiten. Es war der Anfang vom Ende: "Von da an war die Jagd auf die beiden eröffnet", so Cole: "Sie wurden verfolgt, bis zu dem Tag, an dem sie starben."

Die paradoxe Hass-Liebe, die Diana zur Presse pflegte, trieb sie auch zu einem ihrer letzten Telefonate, welches sie am Tag ihres Todes vom Ritz aus, führte: Sie habe ein Auto bemerkt, berichtete sie ihrer Freundin, der Wahrsagerin Rita Rogers. Es sei ihnen auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel gefolgt. Es war nicht das erste Mal, dass die Prinzessin um ihre Sicherheit fürchtete: Ihr Butler Paul Burrell erinnerte sich in der Dokumentation an eine Nachricht, die sie ihm einige Zeit vor ihrem Tod hinterlassen hatte: "Sie hatte geschrieben: Die kommenden Monate sind die schwersten meines Lebens. Ich fürchte, mein Ehemann plant einen Autounfall. Ich soll an einer Kopfverletzung sterben, damit er wieder heiraten kann. Und ich dachte mir: Nein, niemals!"

In aufwendigen Reenactment-Szenen wurden die letzten Stunden Dianas (Mareile Blendl) in der Imperial Suite des Pariser Hotel Ritz nacherzählt. (Bild: ZDF / Susanne Bernhard)
In aufwendigen Reenactment-Szenen wurden die letzten Stunden Dianas (Mareile Blendl) in der Imperial Suite des Pariser Hotel Ritz nacherzählt. (Bild: ZDF / Susanne Bernhard)

Personenschützer spricht von "unmöglichen" Plänen

Dianas Paranoia ging so weit, dass sie ihren professionellen Personenschützern der Londoner Polizei nicht mehr traute. "Ende 1993 verzichtet sie ganz auf Bewachung - ein schicksalhafter Entschluss", hieß es in dem Film. Stattdessen setzten sie und Dodi auf zwei Bodyguards von Mohammed Al-Fayed, die vom Umgang mit der Presse, so suggerierte es jedenfalls die Dokumentation, heillos überfordert waren.

Nach einem kurzen Telefonat mit ihren Söhnen rief Diana schließlich den befreundeten Journalisten Richard Kay an. Sie sei in Sorge über die britischen Schlagzeilen gewesen, erinnerte sich Kay in der Doku. Sowohl ihre Beziehung zu den Al-Fayeds als auch ihr politisches Engagement wurden im Vereinigten Königreich nicht gut aufgenommen. Während ihres Telefonats mit Kay erwog Diana, nach Amerika auszuwandern: "Sie schien auf eine große Veränderung eingestellt zu sein", sagte Kay.

Gegen 19 Uhr verliesen Dodi und Diana das Hotel durch den Hintereingang, um zu Dodis nahegelegenem Apartment zu fahren. Dort wollten sie sich für das Abendessen umziehen. Als sie das Apartment gegen 21.35 Uhr verließen, wurden sie von Fotografen verfolgt. Die Bodyguards wussten nicht, wohin die Reise gehen sollte. Dies sei ein großer Fehler, erklärte der Chef des königlichen Personenschutzes, Dai Davies. Dass sie ihre Pläne spontan änderten und überstürzt zurück ins Ritz fuhren, um dort zu dinieren, machte die Sache nur noch schlimmer: "Zum Juwelier, dann zurück zum Ritz, dann zum Apartment, dann der Plan, ins Restaurant zu fahren: Das mit den wenigen Leuten sicher durchzuführen, war unmöglich", kritisierte Davies.

Mit einem Ablenkungsmanöver versuchten der Security-Mann  Kieran Wingfield (Toby Mulherrin), der Sicherheitschef des Hotel Ritz, Henri Paul (Dirk Ossig), Dodi (Patrick Pinheiro) und Diana (Mareile Blendl, von links) die Paparazzi abzuschütteln. (Bild: ZDF / Susanne Bernhard)
Mit einem Ablenkungsmanöver versuchten der Security-Mann Kieran Wingfield (Toby Mulherrin), der Sicherheitschef des Hotel Ritz, Henri Paul (Dirk Ossig), Dodi (Patrick Pinheiro) und Diana (Mareile Blendl, von links) die Paparazzi abzuschütteln. (Bild: ZDF / Susanne Bernhard)

"Gehe immer durch die Vordertür!"

Kurz nach 22 Uhr wurde der Sicherheitschef Henri Paul zurück ins Ritz beordert. In der Hotelbar warteten er und die beiden Bodyguards auf weitere Anweisungen. Paul, der regelmäßig verschiedene Medikamente nahm, genehmigte sich zwei alkoholische Drinks. Eine spätere Analyse sollte 1,83 Promille Alkohol feststellen. Währenddessen beschloss Dodi, zurück zum Apartment zu fahren. Ein Ablenkungsmanöver sollte Diana vor der Presse schützen. Für den ehemaligen Personenschützer der Prinzessin, Ken Wharfe, war dies eine irrwitzige Idee: "Warum das Manöver? Diana ist nicht in Gefahr, getötet zu werden, nur weil die Paparazzi ein Foto von ihnen wollen. Schließlich könnte sich da eine Verlobung oder Heirat anbahnen. Gib ihnen doch die Möglichkeit! Und gehe immer ausschließlich durch die Vordertür!"

Stattdessen beschloss Dodi, mit Diana in einem nicht geprüften Wagen vom Hinterausgang des Hotels zu starten, während zwei andere Wagen am Haupteingang die Journalisten ablenkten. Henri Paul sollte den Wagen mit Dodi und Diana fahren, der Personenschützer Trevor Reese-Jones entschied, sie zu begleiten. Der alkoholisierte Paul soll die Paparazzi weiter provoziert haben: "Versucht nicht einmal, uns zu folgen! Ihr kriegt uns nicht", rief er. Er wusste nicht, dass der überstürzt herbeigeschaffte Mercedes ein Unfallwagen war, der nicht schneller als 60 km/h fahren durfte. Als er mit 160 km/h vor den Paparrazzi floh, verlor er um 0.24 Uhr die Kontrolle über den Wagen und prallte im Alma-Tunnel gegen den 13. Pfeiler. Keiner der Insassen war zum Zeitpunkt des Unfalls angeschnallt. Dies sei ein weiteres Versagen des Personenschützers gewesen, so Davies.

Abschied von der Königin der Herzen

Die letzte Viertelstunde der Dokumentation widmete sich schließlich den ersten Stunden nach dem verheerenden Unfall: Der Notarzt Frederic Mailliez erinnerte sich, wie er erst Diana, dann Trevor Reese-Jones, dem einzigen Überlebenden des Unfalls, half. Zu Fotos des völlig zerstörten Warcks hörte man, wie die Rettungskräfte beide aus dem Auto holten, ehe Dianas Herz stehen blieb und sie um 04.05 Uhr morgens verstarb. Dianas Chauffeur, Colin Tebbutt, und ihr Butler Paul Burrell wurden nach Paris geschickt.

Dianas Leiche lag zu diesem Zeitpunkt in einem normalen Krankenzimmer. Die Fenster schirmten sie notdürftig mit Laken vor den neugierigen Blicken der Paparazzi ab. Gegen die Hitze stellte man zudem Ventilatoren auf: "Ihr Haar bewegte sich, ihre Wimpern zuckten", erinnerte sich der sichtlich bewegte Burrell: "Ich sagte zu ihr: Siehst du, du schläfst nur! Aber sie schlief nicht. Man bildet sich das ein, weil man es glauben will."

Der Film endete mit den Bildern von trauernden Menschen, untermalt von Elton Johns letztem musikalischen Gruß "Candle In The Wind". Mohammed Al-Fayed, hieß es, habe nie eine Mitschuld an dem Tod seines Sohnes und der Prinzessin von Wales eingestanden. Stattdessen griff er die Königsfamilie an. Mehrere Untersuchungen von britischer und französischer Seite hätten letztlich allerdings ergeben, schloss die Dokumentation, dass Dianas Tod ein tragischer Unfall war.

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