Sadakos 1.000 Papierkraniche: Asiaten empören sich über Hiroshima-Film mit Evan Rachel Wood

Evan Rachel Wood bei der Verleihung der 69. Emmy Awards am 17. September 2017 in Los Angeles. (Bild: Jordan Strauss/Invision/AP)
Evan Rachel Wood bei der Verleihung der 69. Emmy Awards am 17. September 2017 in Los Angeles. (Bild: Jordan Strauss/Invision/AP)

In Hollywood entsteht derzeit mit Evan Rachel Wood in der Hauptrolle ein Film über das japanische Mädchen Sadako Sasaki, das mit 12 Jahren infolge des Atombombenabwurfs auf Hiroshima an Krebs starb. Asiaten kritisieren die Ignoranz der Filmemacher, die das Schicksal des Kindes aus Sicht einer Amerikanerin erzählen.

Die Filmemacher hinter dem aktuell entstehenden Hiroshima-Film “One Thousand Paper Cranes” betreiben kein Whitewashing im eigentlichen Sinne. Die US-Schauspielerin Evan Rachel Wood (“Westworld”) spielt in dem auf wahren Begebenheiten beruhenden Drama eine weiße Autorin. Dennoch empören sich gegen das Projekt derzeit immer mehr Asiaten. Der Vorwurf: Der Film schildere das Schicksal eines japanischen Mädchens aus der Perspektive einer Nicht-Japanerin.

Die Handlung des Films

Wood spielt in “One Thousand Paper Cranes” die US-Autorin Eleanor Coerr, die mit dem Kinderbuch “Sadako and the Thousand Paper Cranes” (dt. Titel: “Sadako”) weltberühmt wurde. Der Roman handelt vom Schicksal des Mädchens Sadako Sasaki, das zur Zeit des Atombombenabwurfs auf Hiroshima zwei Jahre alt ist. Das Kind überlebt den verheerenden Angriff zwar, erkrankt in der Folge aber aufgrund der Strahlenbelastung an Leukämie. Kraft schöpft Sadako aus einer alten japanischen Legende: Wer 1.000 Papierkraniche faltet, der hat von den Göttern einen Wunsch frei. Sadako wünscht sich zu überleben. Vergeblich, das Mädchen stirbt 1955 im Alter von 12 Jahren.

Eine Statue im Friedenspark in Hiroshima zeigt Sadako Sasaki beim Hochhalten eines Origami-Kranichs. (Bild: AFP/Getty Images)
Eine Statue im Friedenspark in Hiroshima zeigt Sadako Sasaki beim Hochhalten eines Origami-Kranichs. (Bild: AFP/Getty Images)

Eleanor Coerr war vom Schicksal des Kindes tief bewegt und beschloss, es in einem Roman nachzuerzählen. “Sadako and the Thousand Paper Cranes” wurde 1977 veröffentlicht. Das Buch entwickelte sich zu einem Bestseller und zählt heute zu den Klassikern der Kinderliteratur. Es trug nicht ausschließlich, jedoch maßgeblich zum Legendenstatus Sadakos bei, die das bekannteste Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki ist. Ihre Geschichte kennt heute jeder Japaner. Zu ihrem Vermächtnis gehört auch eine Statue im Friedenspark in Hiroshima, die das Mädchen beim Hochhalten eines Papierkranichs zeigt.

Verbiegt Hollywood die berühmte Geschichte?

Die Adaption der Vorlage erzählt nun aber nicht primär Sadakos Geschichte. Das Drama blickt auf die Tragödie des Kindes und Japans vielmehr offenbar mit den Augen der Autorin Coerr. Für viele Asiaten ist diese Erzählsituation ein Grund zur Empörung. “Jede gute Geschichte braucht einen weißen Menschen, um erzählt zu werden”, schreibt ein User mit dem Profilnamen Angry Asian Man auf Twitter. Ein anderer Nutzer regt sich auf derselben Plattform über die Ignoranz Hollywoods auf, das ausgerechnet in einem Film über das Schicksal Hiroshimas eine “weiße Frau” in den “Mittelpunkt” der Handlung stellt. “Einen Teil unserer Geschichte verändern, verbiegen, verschweigen löscht unsere kollektive Geschichte aus”, schreibt eine dritte Twitter-Nutzerin.

Wie die Filmemacher auf die Unmutsbekundungen reagieren, steht noch nicht fest. Von Seiten der Filmstudios liegt noch keine Stellungnahme vor. “One Thousand Paper Cranes” soll noch dieses Jahr in Produktion gehen. Regie führt Richard Raymond (“Wüstentänzer – Afshins verbotener Traum von Freiheit”) nach einem Drehbuch von Ben Bolea (“Mr. Intangibles”). In weiteren Rollen werden Jim Sturgess (“Cloud Atlas”) und die japanische Schauspielerin Shinobu Terajima (“Riding Alone for Thousands of Miles”) zu sehen sein.