Werbung

Was hinter Südkoreas Breitband-Geheimnis steckt

Wer sich in Deutschland über den schleppenden Ausbau schneller Internetanschlüsse für Unternehmen oder Privatkunden beklagt, blickt häufig neidvoll nach Südkorea. Das Land am Gelben Meer ist ein Breitband-Paradies.

Mit durchschnittlich 28,6 Mbit/Sekunde hat Südkorea nach Messungen des Internetdienstleisters Akamai die höchste durchschnittliche Internetgeschwindigkeit der Welt. Deutschland folgt mit gut der Hälfte – durchschnittlich 15,3 Mbit/Sekunde – auf Rang 25 der Statistik.

Mehr noch: Immerhin 99,2 Prozent aller knapp 20 Millionen koreanischen Haushalte haben inzwischen via Festnetz oder Mobilfunk Highspeed-Zugriff aufs Internet – rund jeder dritte davon mit Geschwindigkeiten von mindestens 100 Mbit. Das geht aus Daten hervor, die das koreanische Wissenschaftsministerium zu Jahresbeginn veröffentlicht hat.

Zum Vergleich: Laut Bundesverkehrsministerium haben in Deutschland bestenfalls drei von vier Onlinern Zugriff auf maximal 75 Mbit schnelle Webzugänge. In Städten liegt die 50-Mbit-Quote zwar bei knapp 90 Prozent. Dafür aber fällt der Wert in ländlichen Gebieten Deutschlands auf nur noch ein Drittel.


Grund für den enormen Vorsprung der Asiaten ist, dass die koreanische Regierung bereits in den 1990er-Jahren schon gewagt hat, wovor deutsche Regierungen stets mit Rücksicht auf die Kupferkabel-Infrastruktur des einstigen Monopolisten Deutsche Telekom zurückgeschreckt sind: Den Bau schneller Glasfasernetze im ganzen Land zu beschließen. Seit Jahren schon ist bei Neubauten der Anschluss via Glasfaser ans Internet ebenso Standard wie der Strom- und Wasseranschluss.

Parallel dazu erschließen die Netzbetreiber SK Telecom und Korea Telecom – stets getrieben, zugleich aber auch gefördert von der Regierung – das Land stets mit der neuesten, schnellsten Mobilfunktechnik. Kein Wunder also, dass pünktlich zum Start der Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang rund um die Sportstätten wieder eines der ersten Testnetze weltweit für die kommende Funktechnik 5G in Betrieb geht.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es die koreanischen Kommunikationskonzerne mit der erstklassigen Breitbandversorgung deutlich leichter haben als ihre Pendants in Deutschland. Zum einen, weil knapp die Hälfte aller Südkoreaner in der Hauptstadt Seoul oder dem erweiterten Umland leben. Anders als in Deutschland gibt es kaum weitere Großstädte von Relevanz.


Zum anderen erfolgt der Breitband-Ausbau in Korea auf eine Weise, die hierzulande kein Stadt- oder Gemeinderat mehr akzeptieren würde. Während in Deutschland Strom- und Telefonanschlüsse in den vergangenen Jahrzehnten fast komplett unter die Erde verlegt wurden, kommt das Internet selbst in den besten Vierteln der koreanischen Hauptstadt Seoul nahezu ausschließlich per Glasfaser-Freileitung in die Häuser.

Auch im angesagtesten Business-Quartier der Metropole, in Gangnam-gu, reicht es, eine Querstraße von der Hauptdurchgangsstraße Teheran-ro weg zu gehen, schon hängt ein kaum mehr zu durchschauendes Gewirr von digitalen Breitband-Spaghetti von Leitungsmast zu Leitungsmast und von Haus zu Haus.

Auch wenn es modernste Netztechnik ist, erinnert das omnipräsente Leitungsgeflecht in den Nebenstraßen der koreanischen Hauptstadt an das Kabelgewirr in Dritt-Welt-Staaten.

Aber das ist eben nur die Optik. Technologisch lässt Südkorea bei Internetversorgung und Tempo jeden anderen Staat ganz alt aussehen.