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Russland will alte Sowjet-Modelle wiederbeleben – ohne Airbags, Navi oder Abgasreinigung

Autos der Marke Lada in einem russischen Autohaus. - Copyright: picture alliance/dpa/TASS | Alexander Shcherbak
Autos der Marke Lada in einem russischen Autohaus. - Copyright: picture alliance/dpa/TASS | Alexander Shcherbak

Die russische Autoindustrie liegt am Boden. Viele westliche Autobauer haben sich aus dem Land zurückgezogen infolge des Kriegs, dazu fehlen wichtige Bauteile. Jetzt soll die Branche wiederbelebt werden, mit alten Sowjet-Modellen, heißt es in einem Bericht vom "Spiegel". Russlands Industrieminister Denis Manturow erklärte, es gebe Pläne "zur Wiederbelebung von Wolga oder Pobeda – oder sogar beider."

Die großen deutschen Autobauer Volkswagen, Mercedes und BMW haben den Autoexport nach Russland eingestellt. Die Folge: Aktuell werden in Russland so wenig Autos verkauft, wie seit Jahren nicht mehr. Russland ist angewiesen auf die ausländischen Firmen. Nach Angaben des "Spiegel" wurden im Mai weniger als 25.000 Neuwagen in Russland verkauft, ein Minus von 83,5 Prozent gegenüber dem Vormonat. Neu gebaut wurden noch nur noch etwas über 3.000 Stück – ein Einbruch um fast 97 Prozent. Das heizt die Preise an. Dafür muss eine Lösung gefunden werden.

Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin hatte zuletzt angekündigt, ein ehemaliges Renault-Werk in Moskau zu reaktivieren, um dort Autos der "historischen Marke Moskwitsch", die 2006 bankrott ging, zu fertigen – dringend nötig, denn aktuell sollen nur zwei der über zwanzig Autofabriken in Russland laufen. Für die Marke Wolga (1956 bis 2010) und das Modell Pobeda (russisch für: Sieg, hergestellt von 1946 bis 1958) von Hersteller GAZ gibt es noch keine spezifischen Pläne.

Kein ABS und keine Airbags

In einem ehemaligen Renault-Werk, so der Bericht, werden seit kurzem auch wieder Lada-Modelle gefertigt. Wie die "Bild" berichtet, haben die neuen Lada Granta aber weder ein ABS noch Airbags, Servolenkung oder moderne Abgasreinigungssysteme. In Deutschland alles Pflicht. In Russland wurden die Zulassungsvorschriften wohl entsprechend gesenkt. Es sei in Russland jetzt völlig legal, keine Airbags oder ABS zu verbauen, sagte Renault-Vorstandschef Luca de Meo zuletzt auf einer Konferenz in Paris.

"Wir stehen vor einer Primitivisierung und werden gegenüber dem Rest der Welt um ein Jahrzehnt zurückgeworfen", wird Georgij Ostapkowitsch, Auto-Experte an der Higher School of Economics in Moskau im "Spiegel"-Artikel zitiert. Ob das die Lösung ist, darf bezweifelt werden.

/bp