Russland kontrolliert 90% der Region Luhansk

Russland kontrolliert 90% der Region Luhansk

Mit massiven Artillerie- und Luftangriffen haben russische Truppen in den vergangenen Tagen die ukrainischen Verteidiger aus mehreren Ortschaften im Osten des Landes verdrängt. Die Versorgung der ukrainischen Verteidiger dort läuft über nur eine Straße, die mittlerweile unter russischen Beschuss geraten sei.

Militärexperten des US-Kriegsforschungsinstituts Institute for the Study of War (ISW) in ihrer jüngsten Ukraine-Analyse, dass das russische Militär im schwer umkämpften Gebiet Luhansk Kräfte aus verschiedenen Richtungen zusammenziehe. Die für eine Offensive nötigen Reserven würden aus den Gebieten um Charkiw, Isjum, Donezk und Saporischschja abgezogen.

In der letzten Woche seien den russischen Truppen im Gebiet Luhansk mehr Geländegewinne als im gesamten Mai zuvor gelungen, russische Truppen und die mit ihnen verbündeten prorussischen Separatisten kontrollieren inzwischen 90 Prozent des Gebietes. Absicht Moskaus sei es wohl, gleichzeitig mehrere kleine ukrainische Verbände in dem Raum einzukesseln, heißt es in der ISW-Analyse. Ein «großer Druchbruch» sei den Russen allerdings bislang trotz der Fortschritte noch nicht gelungen.

Die Großstadt Saporischschja ist am frühen Morgen nach ukrainischen Angaben von mehreren Raketen getroffen worden.

Der Feind setzt in den besetzten Gebieten weiter Terrortaktiken gegen die Zivilbevölkerung ein.

Oleksandr Shtupun Sprecher des ukrainischen Genralstabes erklärte, "die Lage für die Menschen im Süden und Osten der Ukraine verschlechtere sich weiter. Im Laufe des Dienstags wurden in Donezk und Luhansk sechzehn Angriffe abgewehrt, acht Panzer, zweiundzwanzig gepanzerte Fahrzeuge und ein weiteres feindliches Fahrzeug wurden zerstört."

Die russische Invasion geht in den vierten Monat. Moskau kündigt an, so lange in der Ukraine zu kämpfen, bis "alle von Präsident Wladimir Putin gesetzten Ziele" erreicht seien.

Wir setzen die spezielle Militäroperation fort, bis alle Ziele erreicht sind, ungeachtet der umfangreichen westlichen Hilfe für das Kiewer Regime und des beispiellosen Sanktionsdrucks.

Eines der erreichten Ziele war die Einnahme der Hafenstadt Mariupol im Süden, wo Russland nach Militärangaben die Minenräumung des Hafens und abgeschlossen hat.

Nach Militärangaben soll ab Mittwoch eine sichere Seepassage aus der eroberten Hafenstadt durch das Asowsche Meer passierbar sein. Die von Minen geräumte Strecke Richtung Schwarzes Meer sei 115 Seemeilen (213 Kilometer) lang und 2 Seemeilen breit und ab 8.00 Uhr Ortszeit (7.00 MESZ) befahrbar.

In den von der Ukraine kontrollierten Häfen an der Schwarzmeer-Küste sitzen nach russischen Angaben noch etwa 70 ausländische Schiffe aus 16 Ländern fest.

Zugleich werde die beschädigte Hafeninfrastruktur von Mariupol instandgesetzt. Die letzten ukrainischen Verteidiger der Stadt hatten Ende vergangener Woche die Waffen gestreckt, Mariupol selbst ist weitgehend zerstört.

euronews Korrespondentin Annelise Borges berichtet aus Dnipro

Der vierte Monat des Kriegs in der Ukraine hat mit heftigen Kämpfen im Osten des Landes begonnen. Ukrainische Truppen mussten sich Berichten zufolge aus mehreren Städten im Donbas zurückziehen, darunter Posen, aber auch Lyman. Heute werden die russischen Truppen versuchen, die Stadt Donezk, die letzte größere Stadt in der Provinz Luhansk, die noch unter ukrainischer Kontrolle steht, einzukreisen.

Örtliche Behörden berichten, dass Russland Personal und schwere Waffen in die Region verlegt, um zu versuchen, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, der Osten des Landes sei jetzt die schwierigste Front für seine Truppen. Selenskyj erklärte auch, dass die Ukraine bereit sei, die Verhandlungen mit Russland wiederaufzunehmen und dass eine diplomatische Lösung für diese Krise gefunden werden könne. Er betonte aber auch, dass ein Waffenstillstand erst dann vereinbart werden kann, wenn alle russischen Truppen das Land verlassen haben.

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage hat außerdem ergeben, dass die Ukrainer nicht bereit sind, ihre territoriale Integrität für den Frieden zu tauschen. 82 % der Befragten gaben an, dass sie nicht bereit sind, einen Teil der Ukraine zu aufzugeben.