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Renten am Morgen: Wiederanlaufen der Werke in China im Fokus

(Bloomberg) -- Die Kurse der Staatsanleihen aus dem Euroraum haben den Handel am Freitag mit Kursgewinnen beendet. Treasuries konnten sogar noch stärker zulegen, obwohl der US-Arbeitsmarktbericht besser als erwartet ausfiel. Die Revisionen der Anzahl neu geschaffener Arbeitsplätze im Jahr 2019 trübten das Bild ein wenig.

In Anbetracht der weiterhin schwer abschätzbaren wirtschaflichen Folgen der Ausbreitung des Coronavirus sowie den Unwägbarkeiten, die an einem Wochenende noch passieren können, war die Sicherheit von Staatsanleihen Ende vergangener Woche gesucht. Davon profitierten die Treasuries - wie bereits während der gesamten Krise - am meisten.

Im Euroraum wurden die Staatspapiere mit den höchsten Renditen etwas stärker nachgefragt, so dass Anleihen aus Italien und Portugal sowie Semi-Kernländer etwas besser abschnitten als Kernländer. Spanische Bonds hinkten der Bewegung insgesamt ein wenig hinterher, während die Kurse der griechischen Staatsanleihen kräftig zulegten.

Die Rendite der aktuellen 10-jährigen Benchmark Griechenlands - Laufzeit März 2029 - sank zum Handelsschluss auf 1,05%. Die 1%-Marke ist also zum Greifen nah, obwohl die Kreditqualität des Landes nach dem Upgrade durch Fitch immer noch zwei Stufen von einem ersten Investment-Grade-Rating entfernt liegt und damit deutlich schlechter ist, als die Einschätzung beispielsweise für Italien.

An der Bonitätseinschätzung für Italien ändert sich vorerst nichts, denn Fitch hält an dem Rating von “BBB” mit negativen Ausblick fest. Das gab die Ratingagentur am Freitagabend bekannt. Die schleppende wirtschaftlichen Entwicklung und die hohe Verschuldung drücken nach wie vor auf die Bonität des Landes.

Im Vorfeld der Entscheidung gab es einige Stimmen, die sich eine Verbesserung der Einschätzung vorstellen konnten, indem beispielsweise der Ausblick auf stabil erhöht werden könnte. Immerhin ist mit der Entscheidung von Fitch sichergestellt, dass das Rating der Landes bei einem der führenden Bonitätswächter bis auf weiteres nicht unter den Investment-Grade-Bereich abzurutschen droht. Das allein dürfte zur Beruhigung der Anleger beitragen und die Nachfrage nach BTPs stützen.

Ungetrübt ist das Bild für Italien dennoch nicht. Der italienischer Notenbankchef, Ignazio Visco, sieht wegen der fragilen Wirtschaft signifikante Risiken für das Land, darunter ein sehr schwaches Wachstum im laufenden Jahr. Die italienische Regierung behält dagegen ihren Optimismus für das laufende Jahr bei.

Spätenstens mit der nächsten Prüfung der Haushaltsentwicklungen durch die Europäischen Kommission im Rahmen des Europäischen Semesters wird sich zeigen, ob es in Rom nicht doch Bedarf für Anpassungen geben wird. Solange das Umfeld jedoch Bond-freundlich bleibt und die alten Renditeaufwärtstrends nicht wieder aufgenommen werden, dürfte das auch den BTPs Zugute kommen.

Mit Blick auf Irlands Staatsanleihen dürfte der Wahlausgang zu den Parlamentswahlen von Interesse sein. Sofern die beiden Parteien Fianna Fail und Fine Gael zusammen wieder ausreichend Sitze für eine Mehrheit haben, so dass sie gemeinsam oder als Minderheitsregierung unter Duldung der anderen Partei regieren können, werden die irischen Bonds kaum reagieren. Es zeichnet sich jedoch ab, dass es sehr knapp werden könnte.

Ansonsten dürften die Tendenz zumindest kurzfristig in Richtung etwas stärker steigenden Renditen gehen. Das sollte sich jedoch wieder beruhigen, denn an der Fiskalpolitik und der Bonität des Landes wird sich erst einmal kaum etwas ändern.

In China soll am heutigen Montag die Arbeit nach dem verlängertem Neujahrsfest wieder aufgenommen werden. Es wird genau beobachtet werden, in wie weit das gelingt. Davon hängt ja ab, wie groß die ökonomischen Schäden aus der Virusinfektion ausfallen werden.

Die überwiegend leichten Kursverluste an den asiatischen Aktienmärkten machen deutlich, dass es dort noch Skepsis gibt. Immherin haben die US-Aktienfutures im Laufe des asiatischen Handels bereits ins Plus gedreht. Die Treasuries müssen leichte Kursverluste hinnehmen.

Die Staatsanleihen aus dem Euroraum dürften mit diesen Vorgaben mit ganz leichten Renditeaufschlägen in die Woche starten. Die Unterschiede zwischen Kern-, Semi-Kernländern und Peripherie dürften dabei gering ausfallen.

Am Nachmittags werden Michelle Bowman, Patrick Harker (beide stimmberechtigt) und Mary Daly (kein Stimmrecht) Einblicke in die Federal Reserve geben. Harker wird die wirtschaftlichen Perspektiven diskutieren. Neue Erkennntisse sollte vor den beiden Auftritten von Fed-Chef Jerome Powell am Dienstag und Mittwoch nicht erwartet werden. Den geldpolitischen Bericht, der die Basis für Powells Aussagen sein wird, hatte die US-Notenbank am Freitagabend an den Kongress übergeben.

Konjunkturdaten

Am frühen Morgen wurden die chinesischen Erzeuger- und Konsumentenpreise für den Januar veröffentlicht. Die deflationären Tendenzen bei den Erzeugerpreisen sind auch mit einem Anstieg von 0,1% zum Vorjahr immer noch nicht überwunden. Die Verbraucherpreise blieben erneut von Sonderfaktoren wie stark anziehenden Nahrungsmittelpreisen getrieben. Dies war bereits in den Vormonaten zu beobachten.

Die People’s Bank of China dürfte über diese Daten hinwegsehen und sich nicht von Leitzinssenkungen oder Reduzierungen der Mindestreservesätze abhalten lassen, sofern das aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung notwendig werden sollte.

Der Datenkalender ist ansonsten überschaubar. In den USA werden keine Wirtschaftsinformationen publiziert. Im Euroraum sollte der Stimmungsindikator der französischen Notenbank, der den Sentiment in der Industrie erfasst, etwas mehr Beachtung finden. Der Wert wird im Januar unverändert zum Vormonat erwartet. Der Stimmungsindikator dürfte sowohl von den Auswirkungen der Virusinfektion als auch den umfangreichen Streiks beeinflusst sein. Dann wäre eine mit dem Vormonat vergleichbarer Wert durchaus als positive Überraschung zu werten. Nichtsdestoweniger wird der Einfluss auf die Rentenmärkte - insbesondere die französischen Staatspapiere - gering sein.

Industrieproduktionsdaten für Dezember werden aus Italien und Griechenland bekannt gegeben. Gemäß der Prognosen der Volkswirte soll der Rückgang der Produktionsleistungen im vergangenen Jahr mit einem Minus von 0,4% überschaubar ausfallen, auch im Vergleich zu Deutschland und Frankreich. Ein stärkerer Rückgang könnte zumindest für leichten Abwärtsdruck auf die BTP-Kurse sorgen.

Primärmarkt

Am Montag werden lediglich Geldmarktpapiere von Ländern des Eurorausm sowie dem US-Schatzamt angeboten. Finnland sucht für insgesamt 1,5 Milliarden Euro an Schätzen mit Laufzeiten von drei und sechs Monaten Abnehmer. Dem stehen Rückzahlungen von rund 1,4 Milliarden Euro im Lauf der Woche gegenüber.

Deutschland bietet 3 Milliarden Euro an Papieren mit einer Laufzeit von sechs Monaten an. Frankreich komplettiert das Bild mit bis zu 4,6 Milliarden Euro an Papieren, die Laufzeiten von drei, fünf und zwölf Monaten aufweisen. Im Verlauf der Woche wird der Bund 7 Milliarden Euro zurückzahlen, das französische Schatzamt 4,2 Milliarden Euro. Mit den umfangreichen Rückzahlungen dürften es keine Schwierigkeiten bei der Platzierung der neuen Geldmarktpapiere geben.

Am Abend wird das US-Treasury T-Bills mit Laufzeiten von drei und sechs Monaten mit einem Gesamtvolumen von 84 Milliarden Dollar anbieten. Da lediglich 75,9 Milliarden Dollar an Fälligkeiten anstehen, wird dem Geldmarkt also etwas Liquidität entzogen. Sollte ein Risk-off bis zum Abend Bestand haben, dürften der Liquiditätsentzug zu keinen Nachfrageproblemen führen. Ansonsten werden die Geldmarktanleger Renditezugeständnisse fordern.

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