Renten am Morgen: Notenbanktagungen rücken in den Fokus

(Bloomberg) -- Mit den Kursen der Staatsanleihen aus der Peripherie ist es bis zum Handelsschluss am Montag aufwärts gegangen. Die S&P-Entscheidung, die Bonitätseinschätzung von Italien nicht zu ändern, wirkte ebenso nach wie die Abnahme der Risikoaversion der Anleger.

Leichte Kursverluste mussten in einem von Risk-on geprägten Umfeld die Papiere aus den Kernländern, angeführt von deutschen Bundesanleihen, hinnehmen. Allerdings hielten sich die Renditeanstiege mit zwei bis vier Basispunkten in Grenzen. Abgesehen von der Peripherie wurden die meisten Zinskurven getrieben durch Renditeanstiege am kurzen Ende der Kurve etwas flacher.

Die Daten zu den EZB-Ankaufvolumina zeigten erneut, dass in der Berichtsperiode kräftig auf das PEPP zurückgegriffen wurde. Das PEPP-Volumen stieg um rund 26 Milliarden Euro, sodass es nunmehr nahezu 97 Milliarden Euro umfasst. Zudem wurden im Rahmen des PSPP noch einmal rund neun Milliarden Euro angekauft. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass das PSPP-Volumen in der vergangenen Woche leicht rückläufig war.

Insgesamt war das System Europäischer Zentralbanken wieder sehr aktiv bei Anleihekäufen. Da es keine Einzelaufschlüsselung der PEPP-Käufe gibt, kann nur gemutmaßt werden, welche Länder besonders durch Anleihekäufe gestützt wurden. Die Renditebewegungen aus der vergangenen Woche lassen Käufe in der Peripherie und hier insbesondere von italienischen Staatsanleihen vermuten.

Angesichts des Tempos der Anleihekäufe dürfte die Diskussion über eine Anhebung des PEPP-Volumens an Fahrt gewinnen. Allerdings ist die Grenze von 750 Milliarden Euro noch weit entfernt, sodass es keinen unmittelbaren Handlungsdruck für die europäischen Notenbanker gibt, Anpassungen bereits am 30. April vorzunehmen. Auch die Diskussion über die Transparenz hinsichtlich der PEPP-Ankäufe dürfte zunehmen - beispielsweise nach Ländern und Laufzeitenzusammensetzung.

Nach unter anderem Deutschland, Italien und Spanien wird die französische Regierung ihre Maßnahmen zur Lockerung der Lockdowns am Nachmittag vorstellen. Insgesamt ist die europäische Wirtschaft von Normalität weit entfernt. Doch langsam wird die wirtschaftliche Aktivität wieder angefahren. Das könnte die Stimmung der Investoren durchaus heben, was zu Lasten der Bondkurse gehen würde.

Heute beginnt die Tagung des FOMC. Sie sollte kaum für Überraschungen sorgen, denn die monetären Schleusen sind bereits sehr weit geöffnet, jüngst mit der Ausweitung eines Hilfsprogramms auf kleinere Städte und Landkreise. Daher dürften es vor allem Aussagen zu den zu erwarteten ökonomischen Folgen sowie der Form des Aufschwungs sein, an dem die Investoren interessiert sind.

Die Vorgaben aus dem asiatischen Handel sind uneinheitlich. Die Aktienmärkte notieren überwiegend um ihren Vortagsschluss. Die US-Aktienmarkt-Futures gaben nach der Rally vom Montagabend etwas nach, holten ihre Verluste aber nahezu auf. Die europäischen Aktienmarkt-Futures schwanken um ihren Vortagsschluss. Die Renditen der Treasuries gingen leicht zurück. Letztlich lagen sie aber ebenfalls nahe ihrer Vortagsschlussstände.

Dementsprechend dürften die Staatsanleihen aus den Kernländern kaum geändert in den Tag starten. Die Bonds aus der Peripherie könnten ihre Outperformance dagegen durchaus fortsetzen. Hier könnten die geplanten Erleichterungen für den Bankensektor, die die Europäische Kommission heute bekanntgeben will, hilfreich sein.

Zusätzlich bleibt die Hoffnung, dass sich die EZB bereits am Donnerstag dazu entschließt, das PEPP-Volumen auszuweiten. Notwendig ist das nicht. Unter irgendwelchen Zugzwängen steht die Notenbank jedenfalls nicht. Sie kann genauso gut erst einmal abwarten.

Konjunkturdaten

Im Vergleich zum Montag ist der Datenkalender etwas stärker gefüllt. Aus Frankreich wird das Konsumentenvertrauen für den April gemeldet, das massiv eingebrochen sein sollte. Dass die Arbeitslosenquote in Spanien im ersten Quartal gestiegen sein soll, ist ebenfalls wenig überraschend. Schließlich waren die Auswirkungen der Pandemie bereits spürbar. Die neuen Daten sollten das Niedrigzinsumfeld tendenziell stützen.

Daneben wird die EZB ihren Bank Lending Survey vorstellen. Überraschendes wird der Bericht nicht zu bieten haben.

Die US-Immobilienpreisdaten sind aus dem Februar und entsprechend nicht zu beachten. Die April-Informationen zum Verbrauchervertrauen des Conference Board dagegen umso mehr. Es wird ein massiver Einbruch der Stimmung der Konsumenten erwartet. Der private Verbrauch dürfte demnach als Treiber für das Wirtschaftswachstum ausfallen.

Ein schwacher Wert für das Verbrauchervertrauen dürften den Treasury-Kursen zumindest leichten Auftrieb geben.

Außerdem wird der Richmond-Fed-Indikator veröffentlicht. Er sollte sich nahtlos in das desolate Bild einfügen, das andere regionale Fed-Indikatoren bereits ablieferten.

Primärmarkt

Hinsichtlich syndizierter Anleiheemissionen gestaltet Litauen den Auftakt in der laufenden Woche. Das Land beauftragte am Montag ein Konsortium mit der Vermarktung von einer neuen Anleihe mit 5-jähriger Laufzeit sowie einem zehn Jahre laufenden Papier.

Die Volumina dürften weit von dem entfernt sein, was beispielsweise Spanien oder Italien mit ihren Emissionen in der vergangenen Woche eingesammelten. Entsprechend wenig Aufmerksamkeit wird den Platzierungen zu Teil werden. Nichtsdestoweniger werden sich genügen Investoren für die beiden Papiere finden lassen.

Den Kapitalmarkt werden planmäßig dagegen die Niederlande mit der Aufstockung der 2047-er Laufzeit um 1,25 Milliarden Euro sowie Lettland mit der Erhöhung des umlaufenden Volumens einer Anleihe mit Fälligkeit Januar 2025 anzapfen. Bei der lettische Anleihe dürfte das Aufstockungsvolumen im niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbereich liegen. Belastungen sollten davon nicht ausgehen.

Das lange Ende der niederländischen Bonds dürfte bis zum Ende der Platzierung tendenziell unter leichtem Abgabedruck stehen. Die Anleger dürften trotz des überschaubaren Platzierungsvolumens Konzessionen verlangen. Nach Abschluss der Transaktion sollte sich das lange Ende wieder erholen.

Ansonsten wird der Geldmarkt wieder massiv angezapft. Italien platziert ein 6-Monats-Papier mit einem Volumen von 7 Milliarden Euro. Dazu kommt ein weiteres Geldmarktpapier mit 75 Tagen Laufzeit, mit dem weitere 3,5 Milliarden Euro in die Kasse gespült werden sollen. Immerhin werden auch 7,1 Milliarden Euro an Geldmarktinstrumenten fällig. Dazu kommen noch rund 16 Milliarden Euro an Bonds. Das dürfte die Platzierung der Kurzläufer gut unterstützen.

Die Niederlande wird neben dem Kapitalmarkt den Geldmarkt in Anspruch nehmen. Insgesamt sollen 4 Milliarden Euro mit Kurzläufern mit Laufzeiten von drei, neun und zwölf Monaten erlöst werden. Dem stehen Fälligkeiten in etwa gleicher Höhe gegenüber, sodass dem Geldmarkt keine zusätzliche Liquidität entzogen wird.

Am Abend wird das Treasury seine Wochenrefinanzierung mit einem neuen 2-jährigen Floater sowie einer neuen 7-jährigen T-Note fortsetzen. Mit dem Floater sollen 22 Milliarden und mit dem Kuponbond 35 Milliarden Dollar eingesammelt werden. Außerdem platziert das Schatzamt noch Cash Management Bills.

Die beiden T-Note-Auktionen am Montagabend verliefen problemlos. Die Nachfrage nach beiden Papieren war groß. Das sind zumindest schon einmal gute Vorzeichen für die Auktion der 7-jährigen T-Note am Dienstagabend.

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