Renten am Morgen: Noch mehr Angebot droht, auch aus Deutschland

(Bloomberg) -- Mit der Abnahme der Risikoaversion der Investoren haben die Kurse der Staatsanleihen zusammen mit den Treasuries den Handel am Freitag mit überwiegend leichten Kursverlusten beendet.

Lediglich bei den italienischen Staatsanleihen fielen die Renditeanstiege deutlicher aus. Besonders das kurze Ende der Kurve kam einmal mehr unter Abgabedruck. Scheinbar sorgten sich die Anleger wieder einmal um die Schuldentragfähigkeit des Landes.

Zwischenzeitliche Kursgewinne insbesondere der Kernländer aufgrund etwas nachgebenden Aktienmärkten am frühen Freitag Nachmittag hielten nicht lange vor, denn am späten Nachmittag kehrte mit der überraschend stark ausgefallenen Schnellschätzung des Wertes für den Indikator der Uni Michigan für den Mai der Optimismus zurück. Zuvor malten die Daten zu US-Einzelhandelsumsätzen aus dem April allerdings noch ein sehr düsteres Bild zum Zustand des privaten Verbrauchs.

Das Treffen der Eurogruppe am Freitag brachte wenig Neues. Die konkrete Ausgestaltung der Wiederaufbaufonds ist weiterhin ungeklärt. Nach Aussagen des Leiters der Eurogruppe, Mario Centeno, kann die Vorlage eines Vorschlages für die Gestaltung des Fonds durch die Europäische Kommission bis zum Ende des laufenden Monats erwartet werden.

Der Ausblick für die französische Bonitätseinschätzung wurde durch Fitch auf negativ gesetzt. Der Ausblick auf das österreichische Rating wurde auf stabil angepasst. Außerdem änderte DBRS die Ausblicke auf die Ratingeinschätzungen für Irland und Zypern jeweils auf stabil von positiv.

Im Hinblick auf die Kreditqualität Frankreichs sorgt Fitch vor allem die Verschlechterung der fiskalischen Situation des Landes mit der Ausweitung der Verschuldung. Unmittelbare Auswirkungen auf die Spreadentwicklung dürfte das Urteil nicht haben. Vorerst bleiben die Bonitätseinschätzungen im AA-Bereich. Aufgrund der Breite und Tiefe des Marktes sowie des Rendite-pick-ups gegenüber Bundesanleihen dürfte französische Staatsanleihen immer noch gefragt sein.

Am Nachmittag werden einmal mehr die Anleiheankaufdaten, die von der Europäischen Zentralbank veröffentlicht werden, genau analysiert werden. Im Zentrum wird die Frage stehen, wie stark die Notenbank wohl in der Peripherie aktiv gewesen ist und wie hoch die Ankäufe ausgefallen sind. Sollte es wieder großvolumige Ankäufe gegeben haben, erhalten die Spekulationen um eine baldige Anhebung des Volumen für das PEPP neue Nahrung.

Am Montagmorgen stehen die Zeichen auf Risk-on. Die asiatischen Aktienmärkte konnten ebenso zulegen wie die US- und europäischen Aktienfutures. Scheinbar lassen sich die Anleger nicht von den Warnungen der US-Notenbank vor Rückgängen der Aktienkurse und andere Vermögenswerte beeindrucken.

Am Sonntag betonte US-Notenbankpräsident Jerome Powell, dass die Fed zwar bereits viel unternommen habe, um die US-Wirtschaft zu stützen. Die US-Notenbank verfüge aber noch über weitere Munition, um weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen vorzunehmen. Hinsichtlich Negativzinsen für die Fed Funds blieb er jedoch zurückhaltend. Die Fed Funds Futures preisen sie jedoch weiterhin für das kommende Jahr ein.

Die Staatsanleihen aus den Euro-Kernländern dürften in diesem Umfeld mit leichten Kursverlusten in den Montag starten. Bei den Bundesanleihen gilt es außerdem die Aussagen der Bundesregierung zu verdauen, wonach sie die Staatsverschuldung im Zuge eines weiteren Konjunkturprogrammes über die 80% am Bruttoinlandsprodukt ausdehnen können.

Das würde einen weiteren Nachtragshaushalt notwendig machen sowie die Emissionsaktivität des Bundes noch weiter nach oben treiben. Die Bundkurse könnten gegenüber ihren Peers zumindest zum Handelsbeginn underperformen. Die Peripherie dürfte ein wenig von dem Risk-on profitieren.

Konjunkturdaten

Wirtschaftsdaten werden am Montag für die Renditeentwicklung keine Rolle spielen. Das gilt gleichfalls für die Aussgen der Notenbanker.

Der Auftritt des spanischen Notenbankchefs vor dem heimischen Parlament dürfte ebenso keine neuen Erkenntnisse bringen wie die Aussagen des Präsidenten der Boston Fed, Raphael Bostic. Letztere dürfte betonen, dass die US-Notenbank die wirtschaftliche Aktivität mit allen zur Verfüngung stehenden Mitteln fördern werde. Zugleich dürfte er negativen Renditen für Fed Funds eine Absage erteilen.

Primärmarkt

Am Montag wird es bereits mit geplanten Kapitalmarkttransaktionen aus Belgien, Italien, Litauen und der Slowakei lebhaft zugehen. Dabei müssen alle Platzierungen ohne die Unterstützung von Fälligkeiten auskommen.

Das belgische Schatzamt geht mit drei Aufstockungen, die insgesamt bis zu 3 Milliarden Euro einbringen sollen, an das lange Ende der Kurve, denn Laufzeiten bis Juni 2030, 2031 und 2050 sollen angeboten werden. Trotz der insgesamt überschaubaren Aufstockungsvolumens darf damit gerechnet werden, dass das lange Ende der belgischen Zinskurve bis zum Abschluss der Transaktionen gegenüber den Peers underperformen wird.

Italien wird mit einer neuen BTP Italia mit einem Garantiekupon von 1,4% und einer Laufzeit bis zum 26. Mai 2025 mit der Platzierung bei Privatkunden an den Start gehen. Der endgültige Kupon wird mit der Eröffnung am Donnerstag bekanntgegeben. Am Donnerstag können zusätzlich institutionelle Investoren ihre Orderwünsche abgeben.

Die Aufnahme der Anleihe bei den privaten Anlegern kann als Stimmungstest für die italienische Regierung und deren Fiskalpolitik gewertet werden. Die Ausgestaltung der BTP Italia wird attraktiv sein. Ob das jedoch ausreichen wird, damit die Italiener ihrem Staat tatsächlich Geld für rund fünf Jahre leihen werden, ist offen.

Die italienische Politik geht jedenfalls davon aus, dass die Emission ein voller Erfolg wird. Entsprechend genau werden die Ordereingänge in den kommenden Tagen verfolgt werden. Sollte es hier zu Enttäuschungen kommen, könnte das die Kurse der italienischen Anleihen kurzfristig unter Druck bringen.

Litauen wird einen Green Bond, der bis Mai 2028 läuft, aufstocken. Die Erhöhung der umlaufenden Volumens dürfte im niedrigen zweistelligen Millionen Euro-Bereich liegen. Aufnahmeschwierigkeiten dürfte es für die Anleihe nicht geben.

Aus der Slowakei sind Aufstockungen zu erwarten. Insgesamt werden vier Anleihen mit Laufzeiten 2028, April 2030, Oktober 2030 sowie 2047 platziert. Die Emissionsvolumina dürften zwischen einem niedrigen zweistelligen bis geringem dreistelligem Millionen-Bereich liegen.

Die Emissionsvolumina dürften so gering ausfallen, dass die Investoren das verdauen dürften. Allerdings wird der Appetit der Anleger auf lange Laufzeiten getestet, was trotz der zu erwartenden geringen Platzierungsvolumina zu etwas Druck auf die slowakische Zinskurve führen sollte.

Am Geldmarkt werden sich Deutschland, Frankreich und die Niederlande zeigen. Deutschland will 4 Milliarden Euro mit einem Geldmarktpapier mit zwölf Monaten Laufzeit einwerben. Die Niederlande sucht nach Investoren für 2 Milliarden Euro an Papieren mit 71 Tagen Laufzeit. Am meisten Material wird das französischen Schatzamt anbieten. Insgesamt geht es um 9,5 Milliarden Euro verteilt über vier Laufzeiten von drei bis elf Monaten.

Dem stehen französische Fälligkeiten am Mittwoch von rund 4,7 Milliarden Euro gegenüber. Da es keine weiteren Fälligkeiten im Geldmarktbereich gibt, wird ihm umfangreiche Liquidität entzogen. Daher könnten die Renditen am kurzen Ende durchaus etwas anziehen.

Am Abend wird das US-Schatzamt den Anlegern wie in der Vorwoche 117 Milliarden an Papieren mit drei und sechs Monaten Laufzeit offerieren. Zurückgezahlt werden am Dienstag und Donnerstag Geldmarktpapiere mit einem Volumen von zusammen rund 355 Milliarden Dollar.

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