Renten am Morgen: Die Jagd nach Rendite in 2021 ist eröffnet

(Bloomberg) -- Am ersten Handelstag des Jahres haben die Treasury-Kurse im frühen asiatischen Handel etwas kräftigere Verluste hinnehmen müssen. Am langen Ende der Zinskurve betrugen sie rund drei Basispunkte. Die Zinskurve wurde entsprechend steiler.

Im Hinblick auf den Reflation Trade wird der Ausgang der Stichwahlen zum Senat in Georgia von großen Interesse sein. Sollten es den Demokraten gelingen, beide Sitze zu gewinnen, so hätten sie im Senat 50 Stimmen, ebenso viele wie die Republikaner. Dann würde die künftige Vizepräsidentin den Ausschlag bei den Abstimmungen geben, was den Demokraten eine hauchdünne Mehrheit bringen würden. Entsprechend einfacher wäre es, die Vorhaben der künftigen Biden-Administration im Kongress umzusetzen.

Sollten beide Sitze den Demokraten zufallen, wird der Reflation Trade weiteren Zulauf erhalten. Die Investoren werden auf eine Ausweitung der Unterstützung für die US-Wirtschaft setzen.

Ein Großteil dieser Unterstützung wird über die Kapitalmärkte finanziert werden, was trotz der Anleiheankäufe durch die US-Notenbank tendenziell zu höheren Renditen am langen Ende der Zinskurve führen könnte. Zudem dürften die Inflationserwartungen und die Breakeven-Renditen, die für zehn Jahre inzwischen nahe der Marke von 2% liegen, dann anziehen. Die Zinskurve dürfte bei einem Gewinn der beiden Senatssitze durch die Demokraten zumindest kurzfristig steiler werden.

Im Euroraum wird die Europäische Zentralbank ihre Anleiheankäufe heute wieder aufnehmen. Traditionell neigen viele Euroländer dazu, im ersten Halbjahr eines Jahres stärker zu emittieren als im zweiten. Aufgrund der anhaltenden ökonomischen Auswirkungen der Pandemie wird es erneut ein hohes Nettoemissonsvolumen geben. Die EZB wird also gefordert sein, Rendite- und Spreadanstiege einzugrenzen.

Grundsätzlich dürfte sich an dem Umfeld mit überwiegend negativen Renditen im Euroraum dennoch kaum etwas ändern. Die Suche nach Rendite wird anhalten, was tendenziell der Peripherie zugute kommen sollte. Allerdings sollte die Drohung von Matteo Renzi von Italia Viva, Minister aus der Regierungskoalition zurückzuziehen, weil es keine Einigung über die Verwendung der Mittel aus dem Aufbaufonds gibt, nicht zu einer erneuten Regierungskrise in Rom führen. Das würde die Kurse der BTPs letztlich doch belasten.

Mit dem Vorgaben aus dem asiatischen Handel dürften die Staatsanleihen aus den Kernländern des Euroraums zum Jahresauftakt leichte Kursverluste hinnehmen müssen.

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Die Staatsanleihen aus der Peripherie sollten gleich zu Beginn des Jahres von der Suche nach zusätzlicher Rendite profitieren.

Konjunkturdaten

Die Werte für die chinesischen Einkaufsmanagerindizes verschlechterten sich im Dezember ein wenig. Die Wirtschaft dürfte dennoch mit Schwung in das neue Jahr starten und zur weltweiten Belebung des Wachstums beitragen.

Während es zum Jahreswechsel eine Konjunkturdatenflaute für den Euroraum gab, startet das neue Jahr mit der Veröffentlichung der Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe aus dem Dezember unter anderem für Italien, die Niederlande und Spanien.

Die vor einiger Zeit veröffentlichten Schnellschätzungen für Deutschland, Frankreich und den Euroraum sorgten bereits für positive Überraschungen. Die Werte der Indikatoren der Länder, für die keine Schnellschätzungen vorlagen, sollen gemäß der Prognosen über der Marke von 50 Punkten liegen.

Das verarbeitende Gewerbe scheint trotz Einschränkungen des öffentlichen Lebens an Fahrt zu gewinnen. Sollten die Daten also überzeugend ausfallen, dürfte es gleich am ersten Handelstag des Jahres Druck auf die Kursnotierungen der Staatstitel geben.

Die übrigen Wirtschaftsdaten werden dagegen keinen Einfluss mehr auf die Bewegung der Bondkurse nehmen. Außerdem treten mit Charles Evans, Raphael Bostic (stimmberechtigt) und Loretta Mester zum Jahresauftakt gleich drei Notenbanker auf der Jahrestagung der American Economic Association auf. Sie hätten dort eine Gelegenheit, das jüngst im Kongress verabschiedete Fiskalpaket zu bewerten. Hinsichtlich der künftigen Geldpolitik werden sie jedoch keine neuen Impulse an die Kapitalmärkte geben. Die Treasury-Kurse werden ihre Auftritte nicht bewegen.

Primärmarkt

Am ersten Handelstag des Jahres werden den Investoren überwiegend Geldmarktpapiere angeboten. Nach einer Pause sind Deutschland, Frankreich und die Niederlande wieder gemeinsam am Start. Die deutsche Finanzagentur will 4 Milliarden Euro mit Papieren mit einer Laufzeit von rund sieben Monaten einwerben. Das französische Schatzamt wird insgesamt drei Kurzläufer mit Fälligkeiten zwischen drei und zwölf Monaten mit einem Gesamtvolumen von bis zu 6 Milliarden Euro platzieren. Dem stehen Fälligkeiten in Höhe von 6,9 Milliarden Euro gegenüber, so dass die Platzierung ohne Probleme verlaufen wird.

Die Niederlande werden sich mit zwei Geldmarktpapieren, die Laufzeiten von rund vier und sieben Monaten aufweisen, refinanzieren. Das Emissionsvolumen liegt zusammen bei bis zu 3 Milliarden Euro. Wie die deutsche Finanzagentur wird auch das niederländische Schatzamt ohne die Unterstützung von Geldmarktfälligkeiten auskommen müssen.

Litauen wird eine bis Juni 2024 laufende Anleihe aufstocken. Das Emissionsvolumen dürfte im niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbereich liegen. Eine reibungslose Aufnahme des Papiers dürfte gewährleistet sein.

Die Platzierung weiterer Bonds von Euroländern dürften von einer Fälligkeit von 19 Milliarden Euro aus Deutschland profitieren. Allerdings geht allein Deutschland im Laufe der Woche mit 11 Milliarden Euro an Aufstockungen und Neuemissionen im Laufe der Woche an den Start.

Am Abend wird das Treasury den Anlegern T-Bills mit 3- und 6-monatiger Laufzeit anbieten. Wie in den Vorwochen wird das Emissionsvolumen zusammen 105 Milliarden Dollar betragen.

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