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Renten am Morgen: EZB-Glaubwürdigkeit erfordert Bondkäufe

(Bloomberg) -- Mit der Einführung des Pandemic Emergency Purchase Program (PEPP) hat die Europäische Zentralbank am Donnerstag den Anstieg von Renditen und Spreads der Peripherie gegenüber Bundesanleihen gestoppt und eine massive Gegenbewegung ausgelöst.

Durch die Aufnahme der griechischen Staatsanleihen in das Pandemie-Notfallankaufprogramm waren die Renditerückgänge bei diesen Bonds besonders umfangreich. Zudem ist der griechische Anleihemarkt vergleichsweise klein, was den Rückgang der Renditen zusätzlich beschleunigte.

Bis zum Handelsschluss gelang es mit dieser geldpolitischen Maßnahme ebenfalls, die Aktienmärkte sowie den Ölpreis zu stabilisieren. Am Ende des Donnerstags konnten Investoren auf einen typischen Risk-on-Tag zurückblicken, denn die Bundesanleihen mussten über die gesamte Kurve Renditeanstiege hinnehmen.

Der Bunds-Bewegung konnten sich die übrigen Kernländer nicht entziehen. Dort stiegen die Renditen überwiegend in kurzen Laufzeiten an. Dass Renditen in der Kernländern am kurzen Ende zulegten, ist eine Nebenwirkung der EZB-Maßnahme, denn eine weitere Senkung des Einlagensatzes ist durch den geldpolitischen Schritt erst einmal sehr unwahrscheinlich geworden.

Obwohl zahlreiche europäische Notenbanker am Donnerstag noch einmal deutlich machten, dass die EZB ihre Programme jederzeit weiter ausweiten kann, bleibt die Frage nach der langfristigen Wirksamkeit offen. Vermutlich wird die Notenbank heute und in den kommenden Tagen über die einzelnen Länder-Zentralbanken sehr aktiv im Sekundärmarkt bleiben müssen, um ihren Aussagen Nachdruck zu verleihen.

Daher müsste sich die Spreadeinengung sowohl der Peripherie gegen Bunds als auch bei Credits fortsetzen - sonst würden auch Zweifel an der geldpolitischen Maßnahme relativ schnell laut werden. Aber selbst dann ist die Wirksamkeit nicht gewährleistet, denn die Investoren könnten die erhöhte Liquidität und die Einengung der Spreads dazu nutzen, sich von Positionen zu trennen, um sich mit Liquidität gegen weitere Abflüsse abzusichern.

Nun werden die Daten zu den Anleiheankäufen viel mehr Interesse auf sich ziehen. Die Anleger erhalten einen Eindruck darüber, wie hoch die Volumina ausfielen, mit denen das System Europäischer Zentralbanken intervenieren musste, um die Spreads zu stabilisieren.

Die Höhe der Ankäufe wird zudem einen Eindruck darüber vermitteln, ob die 750 Milliarden Euro zuzüglich der 120 Milliarden Euro bis Jahresende sowie der monatlichen 20 Milliarden Euro an Ankäufen tatsächlich ausreichen werden, um die Stabilisierung dauerhaft gewährleisten zu können.

Die Bundesanleihen dürften am Donnerstag durch die Überlegungen der Bundesregierung unter Abgabedruck geraten sein, am kommenden Montag unter Nutzung der Ausnahmeregelung in Artikel 109 GG in Verbindung mit Artikel 115 GG die Schuldenbremse auszusetzen und die deutsche Wirtschaft mit einem Konjunkturprogramm zu unterstützen. Allerdings ist die befristete Aussetzung der Schuldenbremse an strenge Auflagen gebunden.

Außerdem dürfte die Inanspruchnahme der Kapitalmarkts überschaubar bleiben, sofern die Bundesregierung an der Einschätzung festhält, dass die Auswirkungen der Virusinfektion auf die deutsche Wirtschaft temporär sind. Dann dürfte der weitaus überwiegende Teil der Refinanzierung von kurzfristig konjunkturstützenden Maßnahmen über den Geldmarkt vorgenommen werden.

Mit den Anordnung des kalifornischen Gouverneurs, alle Kalifornier müssen am Donnerstagabend Zuhause bleiben, um die Ausbreitung von COVID-19 zu verlangsamen, erreichte die Krise in den USA eine neue Dimension. Die Rezessionssorgen werden nun in den USA erheblich zunehmen.

Anhand der Zahl neuer Anträge auf Arbeitslosenhilfe oder Indikatoren der Niederlassungen der Fed - Empire-State- und Philly-Fed-Index - sind die Bremsspuren bereits angekommen. Im Vergleich zu den Euroländern fehlt es in den USA jedoch an Beschlüssen, wie die Wirtschaft fiskalisch unterstützt werden soll.

Die Staatsanleihen aus dem Euroraum dürften trotz der Risk-on-Stimmung an den asiatischen Aktienmärkten sowie den Gewinnen der US-Aktienmarkt mit Kursgewinnen in den Freitag starten. Diese sollten sie auch halten, da die europäischen Zentralbank weiterhin aktiv sein müsste, um ihren Aussagen Glaubwürdigkeit zu verleihen.

Allerdings könnte es gerade am Nachmittag vor dem Wochenende dazu kommen, dass Investoren die Gunst der Stunde nutzen, um Risikopositionen glattzustellen. Schließlich könnten über das Wochenende weitere Maßnahmen beschlossen werden, die die wirtschaftliche Aktivität in Europa und den USA zusätzlich einschränken.

Konjunkturdaten

Die People’s Bank of China reduzierte die Zinsen auf Kredite mit Laufzeiten von einem und fünf Jahren am Freitag entgegen der Erwartungen nicht um jeweils fünf Basispunkte, sondern behielt die aktuellen Sätze bei. Vermutlich wartet die chinesische Administration nach dem Anlaufen der Produktion nun erst einmal ab, ob die erwartete starke Belebung der wirtschaftlichen Aktivität eintritt.

Die Wirtschaftsdaten aus dem Euroraum werden mit Leistungsbilanzdaten aus Italien sowie dem Euroraum jeweils für den Januar keine Rolle für die Entwicklung der Renditen im Euroraum spielen.

Die Zahl der Verkäufe von Bestandsimmobilien wird im Februar erneut hoch ausgefallen sein. Von großer Bedeutung dürfte die Information zum Immobilienmarkt für die Bewegung der Treasuries sein.

Der starke Anstieg der Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sowie der sehr schwach ausgefallene Philly-Fed-Indikator machten deutlich, dass die Virusinfektion die US-Wirtschaft erreichte. Entsprechend werden viele Daten aus dem Februar ncoh ganz gut aussehen. Schwache Daten ab März dürften jedoch bald die Regel sein.

Bonitätsüberprüfungen

Insgesamt ist die Veröffentlichung von vier aktualisierten Bonitätseinschätzungen für einzelne Länder des Euroraums geplant. DBRS will sich mit Portugal beschäftigen. Moody’s plant, einen Blick auf Spanien sowie die Europäische Union zu werfen. Belgien und ebenfalls Spanien werden von S&P Global auf den Prüfstand gestellt.

Die Ergebnisse der Überprüfungen dürften in keinen Ratingänderungen münden, denn alle Ausblicke stehen auf stabil. In dem aktuell sehr unsicherem wirtschaftlichen Umfeld dürften sich die Bonitätswächter mit Änderungen ihrer Einschätzungen sowieso sehr schwer tun, da aich die Auswirkungen der Ausbreitung der Virusinfektion in den einzelnen Euroländern kaum bemessen lassen werden.

Es ist jedoch klar, dass die Haushaltsdefizite und die Verschuldung jeweils gemessen am Bruttoinlandsprodukt wahrscheinlich stark steigen werden. Sofern die Ratingagenturen überhaupt ihre angekündigten Berichte veröffentlichen, wird es für die Investoren von Interesse sein, wie die Agenturen die Wirkung der bereits eingeleiteten fiskalischen Maßnahmen im Hinblick auf die künftige Bonität im Zusammenhang mit ihrer sowieso schon hohen Verschuldung der einzelnen Länder gemessen am BIP einschätzen. Vielleicht gibt es ja sogar negative Ausblicke auf die Ratings.

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