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Renten am Morgen: EU-Haushalt abgeräumt, die Probleme bleiben

(Bloomberg) -- Mit der Einigung der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union am Dienstagmorgen haben die Kurse der Staatsanleihen aus der Peripherie - angeführt von italienischen Papieren - deutlich zulegen können. Im Verlauf des Tages gaben die Bonds ihre Kursgewinne jedoch weitestgehend wieder ab.

Die Spreadeinengungen zeigten Ermüdungserscheinungen, insbesondere als es dem 10-Jahre BTP-Bund-Spread nicht gelang, unter 150 Basispunkte zu fallen. Zumindest am Dienstag hat sich dieses Niveau als stabile Mauer erwiesen. Nach den Rendite- und Spreadrückgängen der vergangenen Tage - die Investoren hatten die Einigung wohl erwartet - könnte es zu Gewinnmitnahmen gekommen sein.

Außerdem wird es noch einige Zeit dauern, bevor die Zahlungen aus dem Aufbaufonds den Länder zugute kommen werden. Steht das Konstrukt Ende des Jahres, müssen die Refinanzierungen vorgenommen werden, damit genügend Mittel vorhanden sind, um die Auszahlungen an die einzelnen Länder zu leisten.

Immerhin sorgte die gestrige Kursbewegung bei den italienischen Staatsanleihen für einen Rückgang der Rendite der 2-jährigen Papiere in den negative Bereich.

Die Anlage von Überschussliquidität aus dem letzten TLTRO III sollte neben dem Ausgang der EU-27-Gespräche dazu beigetragen haben, die Rendite der Kurzläufer zu drücken.

Der ausgehandelte Kompromiss zu Haushalt und Aufbaufonds wird am Donnerstag einem ersten Lackmustest unterzogen. Im Europäischen Parlament wird es eine Sondersitzung geben, die sich mit dem Themenkomplex auseinander setzen wird. Es liegt also an EU-Kommission und Ratspräsidentschaft, den Abgeordneten den Kompromiss schmackhaft zu machen.

Einige Abgeordnete erklärten, dass sie die Ergebnisse nachverhandeln wollen. Da der Aufbaufonds Bestandteil des Haushalts ist über den abgestimmt wird, dürften die Parlamentarier ihr positives Votum letztlich nicht versagen. Es ist unwahrscheinlich, dass das Parlament die Schuld für das Scheitern des Aufbaufonds übernehmen will. Dennoch könnten die Debatten im Parlament sowie die Aussagen von Parlamentarieren zu einem kurzfristigen Anziehen der Volatilität bei der Renditeentwicklung führen - insbesondere bei Staatsanleihen aus der Peripherie.

Trotz der anstehenden Debatten in EU-Parlament und den einzelnen Ländern, die nach der Sommerpause noch folgen werden, ist ein den Finanzmarkt beherrschendes Thema aus dem Weg geräumt worden. Tendenziell sollte das weiterhin die Spreadeinengungstendenzen der Peripherie gegen die Kernländer stützen.

In den USA scheinen die Gespräche über das nächste Konjunkturpaket zwischen Demokraten und Republikanern kaum voran zu kommen. Das Ziel der US-Administration ist es zwar, die entsprechenden Gesetze bis Ende Juli und damit dem Beginn der Sommerpause vom Kongress verabschieden zu lassen.

Doch Spitzenvertreter der Demokraten sind skeptisch und warten auf den Gesetzentwurf der Republikaner aus dem Senat. Dass das Programm wohl wieder überwiegend über die Kapitalmärkte finanziert werden muss, scheint die Investoren nicht zu beunruhigen. Die US-Notenbank steht ja bereit.

Die Staatsanleihen aus den Kernländern des Euroraums sollten mit kleinen Kursgewinnen in den Mittwoch starten. Die Kehrtwende des US-Präsidenten, der nun das Tragen von Masken empfiehlt, dürfte die Sorgen vor der weiteren Verbreitung der Virusinfektion und der damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen kaum schmälern.

Der Tag mit Bloomberg: Unsicherheit über US-Konjunkturprogramm

Die US- und europäischen Aktienfutures reagierten im asiatischen Handel. Sie notierten nach anfänglichen Gewinnen am Morgen kaum geändert.

Die Papiere aus der Peripherie bleiben trotz der Ermüdungserscheinungen, die ihre Kursbewegung am Dienstag zeigten, gut unterstützt. Sie sollten kaum geändert in den Tag starten. Sie könnten im Laufe des Tages sogar Unterstützung erhalten, wenn die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, und ihr Vize, Luis de Guindos, das Thema PEPP bei ihren Auftritten streifen und auf die geplante vollständige Nutzung hinweisen sollten.

Konjunkturdaten

Immerhin ist der Datenkalender nicht erneut leer. Es wird die Zahl verkaufter US-Bestandsimmobilien veröffentlicht. Im Juni soll sich der Immobilienmarkt nach seinen starken Einbrüchen in den Vormonaten und mit einer erwarteten Zahl von 4,75 Millionen Einheiten kräftig belebt haben und dem Vorkrisenniveau nahe kommen. Die Entwicklung der Hypothekenzinsen dürfte die Nachfrage nach Immobilien unterstützen.

Das wäre eine gute Nachricht für den privaten Verbrauch, wobei die Auswirkungen der erneuten Einschränkungen der öffentliche Aktivitäten aufgrund der zunehmenden Verbreitung des Virus in einigen Bundesstaaten bei den Daten keine Berücksichtigung fand. Das wird eine wesentlich Ursache dafür sein, dass die Treasury-Kurse auch bei ausgezeichneten Nachrichten vom Immobilienmarkt kaum reagieren werden.

Primärmarkt

Das litauische Schatzamt legte ein gutes Timing für die Emission der 30-jährigen Anleihe an den Tag. Sie wurde sehr gut aufgenommen. Trotz deutlicher Eingrenzung des Emissionsspreads betrug das Orderbuch 6 Milliarden Euro.

Am heutigen Mittwoch wird bereits der Höhepunkt der geplanten Emissionsaktivität in der laufenden Woche erreicht. Die deutsche Finanzagentur ist erneut aktiv. Es wird die bis 2048 laufende Bundesanleihe um 1,5 Milliarden Euro aufgestockt. Trotz eines leichten Renditeanstiegs am Dienstag wird die Platzierung wahrscheinlich mit einer negativen Rendite stattfinden.

Sonderlich attraktiv ist die ultra-lange Laufzeit nicht. In den letzten Wochen fand sich immer ausreichend Nachfrage nach den Kapitalmarktemissionen des Bunds. So verlief die Aufstockung der 2-jährigen Benchmark am Dienstag ohne Probleme. Vermutlich werden die Anleger im Vorfeld der Transaktion dennoch Renditezugeständnisse verlangen. Eine technische Unterdeckung ist ebenfalls nicht auszuschließen.

Das Aufstockungsvolumen aus Portugal ist mit bis zu 1,25 Milliarden Euro für die beiden bis Juli 2026 und Oktober 2030 laufenden Anleihen nicht besonders hoch. Nach den jüngsten Spreadeinengungen sind die Bonds weniger attraktiv geworden.

Das geringe Volumen sowie die Unterstützung durch PEPP und die sich abzeichnende Entlastung der Landesfinanzen durch den Aufbaufonds sprechen jedoch für eine gute Aufnahme der Bonds. Eine Underperformance gegenüber ihren spanischen Peers dürfte sich in sehr engen Grenzen halten.

Das italienische Schatzamt wird ebenfalls aktiv werden. Es gab am Dienstag bekannt, drei Anleihen mit Laufzeiten 2033, 2036 und 2039 um zusammen maximal 2 Milliarden Euro aufzustocken. Das Angebot richtet sich nur an primary dealer.

Der Platzierung kommen das geringe Emissionsvolumen sowie die Verständigung auf den Aufbaufonds zugute. Aufgrund der Laufzeiten dürfte das lange Ende der italienischen Kurve bis zum Ende der Angebotsfrist um 11 Uhr gegen die Peers leicht underperformen.

Am Abend wird das Treasury den aktuellen 20-jährigen T-Bond aufstocken. Von dem Risk-on zeigten sich die Treasuries kaum beeindruckt. Das dürfte sich positiv auf die Platzierung auswirken, sodass sich die Belastung auf dem langen Ende der US-Zinskurve in Grenzen halten dürfte.

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