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Renten am Morgen: Druck auf Bondkurse bleibt vorerst bestehen

(Bloomberg) -- Letztlich haben die Kurse der Staatsanleihen aus dem Euroraum am Montag vor allem am langen Ende der Zinskurven doch noch im Minus geschlossen, obwohl gerade die Anleihen aus den Kernländern ihre Verluste zwischenzeitlich aufholten. Der Druck, der über die Zunahme der Risikofreude auf die Kurse ausgeübt wurde, erwies sich als zu stark.

Etwas höhere Kursverluste mussten erneut die italienischen Staatsanleihen hinnehmen. Möglicherweise machen sich erste Anleger Sorgen, dass es sich mit der Bereitstellung des Aufbaufonds durch die Europäischen Union noch hinziehen könne, weil die einzelnen Länderparlamente und das Europäische Parlament dem Gesamtpaket aus Haushalt und Aufbaufonds zustimmen müssen. Schließlich wird Italien nach Volumen der größte Nutznießer des Fonds sein. Zusätzlichen Druck auf die Notierungen verursachte die Mandatierung für die Emission einer neuen 20-jährigen Anleihe am späten Nachmittag.

Bei Renditen für 3-jährige Papiere im positiven Bereich, 10-jährigen über 1% und 30-jährigen über 2% sollte das Einsammeln von Carry trotz der im weiteren Verlauf des Septembers anstehenden politischen Ereignisse, unter anderem Regionalwahlen in sieben Regionen, erste Schnäppchenjäger anlocken.

Letztlich dürfte die Europäische Zentralbank einspringen, sollten sich die Spreads gegen die Kernländer ausweiten oder die Renditen zu stark steigen. Immerhin kauften japanische Investoren im Juli wieder kräftig BTPs, während sie in den Monaten Mai und Juni zu den Verkäufern zählten.

Irische Staatsanleihen mussten ebenfalls etwas größere Renditeanstiege hinnehmen. Dafür ist weniger die Bekanntgabe der Refinanzierungsvolumina der laufende Woche verantwortlich, sondern die Verhandlungen über das künftige Verhältnis zwischen Europäischer Union und Großbritannien. Bei der heute beginnenden nächsten Runde der Gespräche über ein Handelsabkommen stehen die Zeichen auf wenig Fortschritt. Besonders groß sind die Sorgen über ein Scheitern der Gespräche bei den Anlegern bislang aber nicht, da die Renditauschläge, die die irischen Bonds verkraften mussten, bislang nicht sonderlich hoch sind.

Das Volumen an Anleihekäufen des Systems Europäischer Zentralbanken fielen in der abgelaufenen Woche erneut gering aus. Insgesamt wurden Staatspapiere in einem Umfang von rund 14,8 Milliarden Euro erworben. Davon entfielen 14,4 Milliarden Euro auf das PEPP.

Das Eingreifen der Notenbanken war aufgrund der geringen Spreadvolatilitäten sowie weitgehend stabiler Renditen auch nicht notwendig.

Mit den wöchentlichen Daten wurden die Augustdaten für das APP veröffentlicht. Insgesamt wurden im abgelaufenen Monat lediglich rund 19,1 Milliarden Euro erworben, von denen 15,2 Milliarden auf das PSPP entfielen. Erworben wurden vor allem deutsche, französische und mit Abstand italienische sowie spanische Staatsanleihen. Auf Supranationals entfielen mit 2,3 Milliarden Euro immerhin rund 15% aller Ankäufe. Im Zuge des PEPP wurden 59,5 Milliarden Euro an Bonds angekauft, so dass im August nur 78,5 Milliarden Euro erworben wurden - auf Staatsanleihen entfielen 74,7 Milliarden Euro.

Die Reduzierung der Ankäufe fiel im Vergleich zu den Vormonaten deutlich aus. Das dürfte vor allem der sommerlichen Ruhe sowie der Stabilität von Renditen und Spreads geschuldet sein. Sollten Renditen und Spreads in den kommenden Monaten wieder mehr Bewegung zeigen sowie ansteigen, dürfte die Notenbank verstärkt eingreifen. Hierzu wird die EZB dann vor allem das PEPP nutzen.

“Obgleich das Notfallkaufprogramm PEPP derzeit erst zu rund 37% ausgeschöpft ist, rechnen wir derzeit gleichwohl damit, dass die Debatte über eine neuerliche Aufstockung des Volumens von aktuell 1.350 Mrd. Euro noch vor Ende des Jahres deutlich Fahrt aufnehmen wird”, schrieb Elmar Völker von der LBBW in einer Email am Montag.

Die Handelsaktivität wird sich heute wieder beleben, weil die Händler in den USA nach dem Feiertag wieder in das Marktgeschehen eingreifen werden. Die Aussagen aus dem Bundesfinanzministerium, wonach eine Nettoschuldenaufnahme künftig Normalität werden könnte, dürfte wenig Einfluss auf die Bundrenditen haben. Letztlich wird es vor allem darauf ankommen, ob eine Rückkehr zur Schuldenbremse für die Investoren glaubwürdig sein wird.

Dass der US-Präsident verlauten ließ, er wolle die Wirtschaftsbeziehungen zu China stark einschränken, wird wenig Einfluss auf die Bewegung der Renditen nehmen. Das ist zum einen keine neue Position. Zum anderen würde das erst nach seiner Wiederwahl am 3. November ein Thema.

Der Tag mit Bloomberg: Trump-China, Pfund-Brexit

Mit den Vorgaben aus dem asiatischen Handelsollte die Staatsanleihen aus den Kernländern mit leichten Verlusten in den Tag starten. Ein Erholung der Peripheriekurse dürfte ebenfalls auf sich warten lassen. Gerade die BTP-Kurse dürften leicht nachgeben.

Konjunkturdaten

Die Außenhandelsdaten aus Deutschland für den Juli deuten auf eine anhaltende Erholung der wirtschaftlichen Aktivität hin. Von den Niveaus vor Ausbruch der Pandemie sind die Daten jedoch deutlich entfernt. Die Erholung nimmt Fahrt auf, allerdings nur langsam.

Die Einzelhandelsumsätze aus Italien werden allenfalls einen Einfluss auf die Renditeentwicklung der italienischen Bonds haben. Gemäß der Prognose soll die Erholung des Konsums zumindest im Monatsvergleich etwas ins Stocken geraten sein.

Die endgültigen Informationen zum Wachstum im Euroraum im zweiten Quartal werden dagegen keine Bedeutung für die Bondkurse haben. Das Quartal ist abgehakt. Der Blick richtet sich nach vorn auf die Stärke der wirtschaftlichen Erholung in der zweiten Jahreshälfte.

US-Daten werden am Nachmittag und Abend keine Rolle spielen.

Primärmarkt

Die Niederlande und Österreich werden den Reigen geplanter Kapitalmarkttransaktionen mit Aufstockungen am Dienstag eröffnen. Das niederländische Schatzamt wird den Investoren eine Anleihe mit Laufzeit 15. Juli 2028 offerieren. Mit dem Papieren sollen bis zu 2,5 Milliarden Euro in die Staatskasse fließen.

Die österreichische Finanzagentur wird Anleihen mit Laufzeiten 2030 und 2034 mit einem Gesamtvolumen von zusammen bis zu 1,15 Milliarden Euro anbieten. Der leichte Renditeanstieg am Montag dürfte dazu beitragen, dass die drei Anleihen trotz negativer Renditen relativ problemlos Abnehmer finden sollte.

Die Auswirkungen der Aufstockungen dürften sich in sehr engen Grenzen halten. Eine deutliche Underperformance bis zum Abschluss der Transaktionen ist jedenfalls nicht zu erwarten.

Zusätzlich wird wahrscheinlich Italien mit einer neuen 20-jährigen BTP auftreten. Die Mandatierung für den bis zum 1. März 2041 laufenden Bond erfolgte am Montagnachmittag. Der Renditeanstieg italienischer Staatsanleihen sollte dazu beitragen, dass es zu einem großen Orderbuch kommen wird. Entsprechend problemlos sollte sich der neue Bond auch ohne größere Renditezugeständnisse platzieren lassen. Nichtsdestoweniger dürfte der Kurzsdruck auf die Bonds am Vormittag anhalten.

Außerdem werden Belgien, Finnland, Slowenien und Spanien am Geldmarkt aktiv. Das belgische Schatzamt plant, bis zu 2,8 Milliarden Euro an Papieren mit Laufzeiten von fünf und zwölf Monaten zu platzieren. Aus Finnland sind Papiere mit neun und zwölf Monaten Laufzeit in einem Umfang von bis zu 1,5 Milliarden Euro zu erwarten. Slowenien wird Kurzläufer mit Laufzeiten von drei, sechs und zwölf Monaten anbieten. Spanien wird bis zu 7 Milliarden Euro an Papieren Mit Laufzeiten von sechs und zwölf Monaten emittieren.

Den Emissionen am Geldmarkt stehen nennenswerte Fälligkeiten auf Belgien mit 7,8 Milliarden Euro, Finnland mit 0,3 Milliarden Euro sowie Spanien mit 7 Milliarden Euro gegenüber. Einer erfolgreichen Platzierung der Kurzläufer steht also nichts entgegen. Nachfrage dürfte es aufgrund der Rückzahlungen ausreichend geben.

Am Abend wird auch das US-Schatzamt die Wochenrefinanzierung mit der Emissionen einer neuen 3-jährigen T-Note in Höhe von 50 Milliarden Dollar eröffnen. Durch die feste Verankerung des kurzen Endes aufgrund der US-Geldpolitik dürfte die Platzierung des Materials kaum Verwerfungen auslösen und trotz des hohen Volumens problemlos verlaufen.

Zu den T-Notes werden zahlreiche T- und Cash Management Bills platziert. Ihr Gesamtvolumen beläuft sich auf 229 Milliarden Dollar. Bei den T-Bills gibt es keine Änderungen der Volumina im Vergleich zu den jeweils letzten Transaktionen.

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