Renten am Morgen: Anleger scheinen auf Demkraten-Sieg zu setzen

(Bloomberg) -- Während die Staatsanleihen aus dem Euroraum die Belastungen aus den Neueemissionen am Dienstag noch gut weggesteckt haben, sind die Kurse insbesondere der Kernlandanleihen im Zuge der nachgebenden US-Treasuries am Dienstagnachmittag unter Druck geraten.

Neben einem überraschend gut ausgefallenen Wert für den ISM für das verarbeitende Gewerbe waren es einmal mehr die anziehenden Inflationserwartungen, die für den Anstieg der Treasury-Renditen verantwortlich waren.

Am langen Ende der Zinskurven mussten von den Papieren aus den Kernländern Renditeanstiege von etwa drei Basispunkten verdaut werden. Zugleich wurden die Kurven steiler.

Die Anleihen der Peripherie traf es nicht ganz so deutlich. Allerdings mussten auch sie abgesehen von griechischen und portugiesischen Staatspapieren über die gesamte Kurve Renditeanstiege von etwa zwei Basispunkten verdauen. Bei Portugal dürfte es eine Rolle spielen, dass die erwartete Ankündigung einer syndizierten Neuemission bisher ausblieb.

Dass die Europäische Zentralbank nahezu einen halben Monat nicht am Kapitalmarkt aktiv war, ist den wöchentlichen Daten zu den Anleihekäufen zu entnehmen. Aufgrund von Fälligkeiten reduzierten sich sowohl PSPP- als auch PEPP-Volumina leicht. Das dürfte in den kommenden Tagen wieder ausgeglichen werden, zumal es ausreichend neues Material gibt.

Im Monatsvergleich stieg der Gesamtbestand an Anleihen, die im Rahmen des PSPP erworben wurden, um lediglich 11 Milliarden Euro. Die Nettoankäufe betrugen 17,8 Milliarden Euro, wobei der größte Teil der Käufe auf deutsche und französische Anleihen entfiel. Die Nettoabäufe für Italien waren sogar leicht negativ. Auch die Käufe im Rahmen des PEPP fielen mit rund 57,2 Milliarden Euro im Dezember sehr gering aus. Es ist das niedrigste monatliche Volumen seit Auflage des Programms.

Obwohl der Wahlausgang am frühen Mittwochmorgen immer noch nicht klar ist, da Zahl der Stimmen für die jeweiligen Kandidatenpaare sehr eng beieinander liegen, schienen die Investoren bereits eine Entscheidung getroffen zu haben, wer die beiden Sitze im Senat erhält: Die Demokraten.

Die Rendite der 10-jährigen Treasuries notierte im frühen asiatischen Handel bei etwas mehr als 1% und damit noch einmal etwas mehr als fünf Basispunkte höher als zum Handelsschluss in den USA. Die US-Aktienfutures legten überwiegend den Rückwärtsgang ein, insbesondere der NASDAQ-Future.

Der Reflation Trade erhielt aufgrund der Erwartung zusätzlicher Staatsausgaben, die die Inflation vielleicht befeuern könnten, Zulauf, während an den Aktienmärkten höhere Steuern und mehr Regulierung befürchtet wird.

Der Tag mit Bloomberg: Ölpreis klettert, Fed-Protokoll, Georgia

Dem deutlichen Renditeanstieg der Treasuries werden sich die Staatsanleihen aus den Kernländern nicht entziehen können. Die ökonomischen Auswirkungen der zusätzlichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens durch die Pandemie werden erst einmal in den Hintergrund gedrängt.

Entsprechend werden die Kernlandbonds mit deutlichen Verlusten in den Handelstag starten. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen dürfte sich wahrscheinlich in Richtung -0,55% bis -0,5% orientieren. Die Bundemission dürfte für zusätzlichen Druck auf die Notierungen sorgen.

Auf die Peripheriepapiere dürften zwar ebenfalls Kursverluste zu Handelsbeginn zukommen. Ihre Outperformance gegen Kernländer könnten sie jedoch beibehalten.

Konjunkturdaten

Die Stimmung im chinesischen Dienstleistungsgewerbe ist gemäß Caixin Einkaufsmanagerindex aus dem Dezember anhaltend gut, obwohl der Wert für den Indikator nicht nur hinter den Prognosen sondern auch dem Vormonat zurückblieb. Mit weit über 50 Punkten stehen die Zeichen auf Expansion. Der private Verbrauch scheint sich von der Pandemie gut erholt zu haben.

In Europa stehen ebenfalls Einkaufsmanagerdaten für das Dienstleistungsgewerbe im Fokus. Neben den endgültigen Werten für Deutschland, Frankreich und den Euroraum werden es vor allem die neuen Informationen aus Italien und Spanien sein, die die Anleger interessieren. Es wird eine erhebliche Verbesserung der Stimmung im Dezember erwartet.

Die Werte sollen aber weiterhin deutlich unterhalb der Marke von 50 Punkten ausfallen. Der Dienstleistungssektor bleibt also stark von der Pandemie gebeutelt. Ein Ende ist aufgrund der anhaltenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens nicht absehbar. Auf schwache Werte dürften die Bondmärkte, zumindest der Kernländer, mit Kursgewinnen reagieren.

Die Schnellschätzungen für die Konsumentenpreisentwicklung im Dezember werden keine Reaktionen auslösen. Der Preisauftrieb blieb gering.

Der ADP-Bericht sowie das Protokoll der letzten FOMC-Tagung in 2020 werden die meiste Aufmerksamkeit erhalten. Gemäß der privaten Umfrage sollen nur noch 75.000 neue Arbeitsplätze im Dezember geschaffen worden sein.

Sollte die Prognose eintreffen, wäre das ein starker Dämpfer für den Arbeitsmarkt. Die Erwartungen an den offiziellen Arbeitsmarktbericht würden vermutlich noch weiter heruntergeschraubt werden. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe aus den letzten Wochen deutet jedenfalls auch auf einen stagnierenden Arbeitsmarkt hin.

Das Protokoll der FOMC-Tagung dürfte vor allem nach Hinweisen durchsucht werden, unter welchen Umständen die US-Notenbanker die Geldpolitik lockern würden und wie sie auf die Einstellung einiger die Wirtschaft unterstützender Programme durch die US-Administration reagieren wollen.

Vor dem Hintergrund der Aussage von Raphael Bostic (stimmberechtigt), wonach ein Tapering im laufenden Jahr möglich sei, werden die Äußerungen zu den Anleihekäufen genau analysiert werden. Die Investoren waren vor der Dezembertagung davon ausgegangen, dass das Volumen an Anleihekäufen im laufenden Jahr vielleicht noch einmal ausgeweitet und nicht möglicherweise reduziert wird. Sollte es diese Diskussion gar nicht ausführlich gegeben haben oder sollten die Notenbanker einer Ausweitung der Ankäufe eher kritisch gegenübergestanden haben, dürfte das den Abgabedruck auf die Treasuries erhöhen.

Der erneut robust erwartete Anstieg der Auftragseingänge im November wird dagegen ebenso wenig Reaktionen an den Bondmärkten auslösen wie der endgültige Wert für den Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe.

Primärmarkt

Die Emissionen aus Irland, Italien und Slowenien erfreuten sich am Dienstag trotz Spreadeingrenzungen im Vergleich zum ersten Angebot starker Nachfrage. Auf den 15-jährigen BTP entfiel eine Nachfrage von mehr als 105 Milliarden Euro. Platziert wurden 10 Milliarden Euro.

Die neue 10-jährige IRISH wurde mit Swap Mitte -2 Basispunkten gepreist, was einer Einengung von drei Basispunkten zum ersten Angebot entsprach. Erstmals begab Irland damit ein 10-jähriges Papier mit einem Nullkupon. Mit dem 5,5 Milliarden Euro schweren Bond, auf den eine Nachfrage von mehr als 40 Milliarden Euro entfiel, deckt das irische Treasury zwischen 27,5% und 34,4% seines gesamten Refinanzierungsbedarfs am Kapitalmarkt für das Jahr 2021.

Slowenien erhielt für die 10-jährige Anleihen Angebote in Höhe von 10,6 Milliarden Euro und senkte den Emssionsspread um acht Basispunkte auf Swap Mitte +17 Basispunkte, was für ein Platzierungsvolumen von mindestens 1,75 Milliarden Euro reichte. Das Papier wird erwartungsgemäß einen Nullkupon aufweisen, was für Slowenien eine Premiere ist.

Heute geht der Emissionsreigen mit geplanten Platzierungen durch die Bundesfinanzagentur und das lettische Schatzamt weiter. Die Finanzagentur wird den Investoren zum Jahresauftakt eine neue 10-jährige Benchmark anbieten. Das Emissionsvolumen wurde auf 5 Milliarden Euro festgelegt. Trotz der großen Konkurrenz durch andere Emittenten dürfte der Bund immer noch von der Fälligkeit am Montag profitieren. Aufgrund der Marktgegebenheiten am Mittwoch wird die Emission jedoch kein Selbstläufer werden. Ohne Renditezugeständnisse werden sich die Bonds kaum platzieren lassen.

Das Emissionsvolumen für die Aufstockung der lettischen Anleihe mit Laufzeit Mai 2028 von 25 Millionen Euro ist gegenüber der deutschen Platzierung dagegen sehr gering. Die Anleihe wird sich problemlos unter die Anleger bringen lassen.

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