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Vom Reiz des Unerklärbaren: Warum Stephen King immer noch die Massen begeistert

Von der Ermittlerin zur Verdächtigen: Julianne Nicholson steht in der auf einer Vorlage von Stephen-King basierenden Sky-Serie "The Outsider" ihrem Mann zur Seite, der einen brutalen Mord begangen haben soll.

In der Krimiserie "Law and Order" nimmt Julianne Nicholson als Detective Megan Wheeler Verbrecher in die Mangel - nun gerät sie selbst ins Visier der Ermittler: In der zehnteiligen Sky-Serie "The Outsider", die auf dem gleichnamigen Bestseller von Stephen King basiert und seit 13. Januar (zeitgleich zur Weltpremiere auf Abruf mit Sky Q, Sky Go und Sky Ticket) verfügbar ist, versucht sie als Glory Maitland die Unschuld ihres Mannes Terry (Jason Bateman) zu beweisen. Dem beliebten Lehrer und Familienvater wird ein grausames Verbrechen vorgeworfen: Er soll den elfjährigen Nachbarsjungen brutal ermordet haben. Und zunächst sprechen auch alle Beweise gegen ihn. Doch dann muss der erfahrene Detective Ralph Anderson (Ben Mendelsohn) einsehen, dass der Fall nicht so eindeutig ist, wie er scheint und eine schreckliche, übernatürliche Macht alles infrage stellt.

teleschau: In der Serie "Law & Order" sind Sie als Ermittlerin diejenige, die die Täter befragt. In "The Outsider" wird der Spieß umgedreht.

Julianne Nicholson: Richtig. Diesmal muss ich mich mit dem Verbrechen auseinandersetzen und es durchleben. Das ist eine ziemlich dunkle Angelegenheit, denn die Umstände dieser Geschichte sind erschütternd.

teleschau: Besonders, wenn man wie Sie selbst Mutter ist ...

Nicholson: Ich muss zugeben, dass Dreh des Tages, an dem in der Serie die Leiche des elfjährigen Jungen vollkommen verstümmelt im Wald aufgefunden wird, sehr schwer war. Auch, wenn es sich dabei um eine Nachstellung handelt, wirkt es so echt und schockierend. Normalerweise versuchen wir am Set mit Witzen von solchen Szenen abzulenken und uns gegenseitig aufzuheitern, doch an diesem Tag war es uns nicht möglich. Ich habe mir dann fest vorgenommen, das alles am Set zurückzulassen und mit einem freien Kopf nach Hause zu gehen. Ansonsten würde man bei sechs Monaten Dreh sicherlich komplett überschnappen.

teleschau: Wie schaffen Sie es, sich in solche gefühlsintensiven Rollen hineinzuversetzen?

Nicholson: (überlegt) Das kommt ganz auf die Szenen an. Manchmal versuche ich mich mit passender Musik in die gewollte Stimmung zu bringen. Doch meistens will ich ganz natürlich in eine Szene einsteigen und mich nicht zu sehr darauf fokussieren, was ich von mir selbst erwarte. Sich zu sehr auf eine Szene vorzubereiten, nimmt oft den Überraschungseffekt und somit die natürliche Reaktion auf Dinge. Andere Schauspieler haben andere Methoden, aber für mich funktioniert das so am besten.

"Ich finde diesen Beruf ziemlich verrückt"

teleschau: Ihre Kinder sind zehn und zwölf Jahre alt. Würden Sie es gut finden, wenn die beiden in Ihre Fußstapfen treten würden?

Nicholson: (zögert) Eher nicht. Ich würde sie nicht entmutigen, aber um ehrlich zu sein, finde ich diesen Beruf ziemlich verrückt.

teleschau: Inwiefern?

Nicholson: Als Schauspieler muss man einen langen und harten Weg gehen, bevor man überhaupt erst eine Chance bekommt und auch wenn man es einmal geschafft hat, weiß man trotzdem nie, ob man nochmal eine Rolle bekommt oder nicht. Du kannst jahrelang Tag und Nacht arbeiten und großartig sein und dann auf einmal kein einziges Angebot mehr bekommen. Dieser Job bietet keine Konstante, und man muss gut mit Ablehnung zurechtkommen können, denn ein "Nein" ist in der Branche alltäglich. Was noch dazu kommt ist, dass wir Schauspieler ständig unterwegs sind und unsere Familien zurücklassen müssen.

teleschau: Konnten Sie persönlich eine Verbindung zu Ihrem Charakter in der Serie herstellen?

Nicholson: Sehr gut sogar. Klar hat Glory ihren Mann auf tragische Weise verloren und wurde dadurch zur alleinerziehenden Mutter, aber meine eigene Mutter war auch alleinerziehend mit zwei Töchtern, nachdem sich meine Eltern getrennt hatten. Meine Schwester und ich waren damals ungefähr in dem Alter der Serien-Kinder und auch der Altersunterschied stimmte, deshalb hat es mich an meine eigene Kindheit erinnert, und ich konnte mich gut in dieses Gefühl hineinversetzen.

teleschau: Es gibt viele angsteinflößende Momente in "The Outsider". Vor was haben Sie persönlich am meisten Angst?

Nicholson: Ganz klar: Dass meinen Kindern etwas zustößt. Manche Leute haben Angst vor Spinnen oder so, und natürlich mag ich Ungeziefer auch nicht unbedingt gerne, aber Angst davor habe ich nicht. Respekt habe ich aber zum Beispiel vor dem offenen Meer, vor hohen Wellen und Haien. Ich schwimme zwar im Meer, habe aber immer ein mulmiges Gefühl dabei. Eigentlich komisch, denn als Jugendliche hatte ich gar keine Angst davor, das kam erst mit dem Alter.

"Die Leute sind fasziniert von Dingen, die sie nicht erklären können"

teleschau: In der Serie hat Ihre Tochter schreckliche Albträume. Kennen Sie das?

Nicholson: (überlegt) Nicht wirklich. Ich war vorletztes Jahr für den Dreh von "Monos" in Kolumbien und lebte drei Wochen lang in einem Zelt mitten im Dschungel. Als ich wieder nach Hause kam, träumte ich ständig davon, was dort alles hätte passieren können. Aber es waren keine richtigen Albträume, wahrscheinlich habe ich eher das Erlebte verarbeitet. Dieser Film hat mir extrem viel an Lebenserfahrung gebracht.

teleschau: In "The Outsider" geht es auch um die Macht des Übernatürlichen. Glauben Sie an so etwas?

Nicholson: Ich glaube schon, dass es noch etwas anderes gibt, das wir mit unseren Augen nicht sehen können. Ich glaube nicht an Geister oder Ähnliches, aber an das Unerklärbare ... Vielleicht mit den Augen und Gedanken von Stephen King (lacht).

teleschau: Apropos Stephen King. Wieso sind die Menschen so fasziniert von seinen Geschichten?

Nicholson: Die Leute sind fasziniert von Dingen, die sie nicht erklären können. So wie das Leben nach dem Tod zum Beispiel. Wir sind alle menschlich, und keiner will, dass es irgendwann komplett vorbei ist. Geschichten die sich mit Antworten auf solche Fragen beschäftigen oder irgendeiner anderen Art von Übernatürlichem, sind eben anziehend. Als ich noch zur Schule ging, liebte ich es, mir Horrorfilme, wie "Halloween" oder "Freitag der 13." anzuschauen. Als ich dann irgendwann einmal eine ganze Nacht nicht schlafen konnte, weil ich so Angst hatte, war mir klar, dass ich das nicht mehr tun kann (lacht). Aber meine Lieblingsfilme von Stephen King sind "Shining" und "Sie".

teleschau: Könnte man also sagen, dass Sie "Stephen King"-Fan sind?

Nicholson: Das könnte man (grinst). Immer wenn ich im Urlaub bin, verschlinge ich seine Bücher. Im Hotel, im Flieger oder am Strand ... Aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke, sind seine Geschichten eigentlich nicht wirklich Erholungslektüre (lacht) ...

(Voraussichtlich ab März sind die 10 Episoden auf Sky Atlantic HD wahlweise auf Deutsch oder im Original zu sehen und stehen auch in der Synchronfassung auf Abruf zur Verfügung.)