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Ein rachsüchtiger Rentner in Istanbul: Diese türkische Serie wird international gefeiert

"Wenn man sich an nichts mehr erinnert, dann kann man tun, was man will": In der preisgekrönten türkischen Serie "Ein guter Mensch" startet der demente Rentner Agâh (Haluk Bilginer) einen unkonventionellen Rachefeldzug - mit bösen Folgen. Magenta TV zeigt die Serie nun erstmals in Deutschland.

"Verlieren Sie nicht den Mut!" - Dieser Rat steht relativ zu Beginn der türkischen Serie "Ein guter Mensch", die ab Donnerstag, 8. Oktober, auf Magenta TV zu sehen ist. Ihn zu beherzigen, ist für den 65-jährigen Agâh (Haluk Bilginer) jedoch leichter gesagt als getan. Gerade erst musste der alleinstehende Rentner den Tod seiner über alles geliebten Katze verkraften. Agâh hatte einfach vergessen, sie zu füttern. Nun wird er mit einem weiteren Schicksalsschlag konfrontiert: Er leidet an Demenz.

Er solle nicht den Mut verlieren, heißt es weiter. Die Krankheit befände sich in einem Frühstadium. Manche Patienten hätten nach der Diagnose noch 20 Jahre gelebt. Agâh solle sich vielmehr beschäftigen mit Dingen, die er schon immer einmal tun wollte. Es ist ein gut gemeinter Ratschlag mit unvorhersehbaren Folgen, denn der pensionierte Gerichtsschreiber startet einen lange aufgeschobenen Rachefeldzug, an dessen Ende mehr als nur ein Mensch sein Leben lassen muss ...

Die Polizistin Nevra (Cansu Dere) soll die von Agâh begonnene Mordserie aufklären. Als erste Frau in der Istanbuler Mordkommission ist sie ungewollt prominent. Ihren sexistisch veranlagten Kollegen gefällt das natürlich gar nicht, weswegen sie die junge Frau Tag ein Tag aus mobben. Einzig ihr Chef, Tolga (Necip Memili), scheint an sie zu glauben - bis an den Leichen Botschaften auftauchen: Der Mörder scheint sie für Nevra hinterlassen haben. Doch warum? Was hat die junge Frau mit den Morden zu tun?

Düstere Serie mit preisgekröntem Protagonisten

"Ein guter Mensch" ist eine düstere Serie, die in den vormals großbürgerlichen, heute heruntergekommenen Vierteln der türkischen Metropole Istanbul spielt. Gezeigt wird eine Gesellschaft, in der das Gefühl für Gerechtigkeit verrückt zu spielen scheint, sowohl in Bezug auf eine alte Straftat als auch auf die Stellung der Frauen in der Gesellschaft. Dass dieser letzte Punkt nicht allzu weit hergeholt ist, zeigt ein Blick auf aktuellere Studien, wonach die Beschäftigungsquote der Frauen in der Türkei in den vergangenen Jahren deutlich gesunken ist. Statt zu arbeiten, sollten sie lieber Kinder gebären und sich um deren Erziehung kümmern, lautet eine nach wie vor nicht selten vertretene Ansicht.

Zwölf Episoden umfasst die erste und bisher einzige Staffel der Serie, die unter der Regie von Onur Saylak gedreht wurde. Unter dem Originaltitel "Şahsiyet" war sie bereits 2018 auf dem türkischen Streaming-Dienst puhutv zu sehen. Obwohl die langen, stummen Szenen die Zuschauer mitunter auf eine Geduldsprobe stellen, kam die Serie im Großen und Ganzen gut an: Die türkische Tageszeitung "Sabah" bezeichnete sie sogar als die "vielleicht beste Serie in der Geschichte".

Und auch der inzwischen 66-jährige Hauptdarsteller Haluk Bilginer, der hierzulande vor allem durch seine Rolle in den Hollywood-Filmen "The International" (2009) und "Halloween" (2018) bekannt sein dürfte, konnte überzeugen: Er wurde 2019 mit einem International Emmy in der Kategorie "Beste Leistung eines Hauptdarstellers" ausgezeichnet. Dabei hatte er sich unter anderem gegen den deutschen Schauspieler Jannis Niewöhner durchgesetzt, der für seine Hauptrolle in der Amazon-Prime-Serie "Beat" nominiert war.