Quentin Tarantino: "Nicht jedem wird das Ende gefallen"

Quentin Tarantino bei der Premiere von "Once Upon a Time... in Hollywood" in Los Angeles (Bild: Featureflash Photo Agency / Shutterstock.com)
Quentin Tarantino bei der Premiere von "Once Upon a Time... in Hollywood" in Los Angeles (Bild: Featureflash Photo Agency / Shutterstock.com)

Mit "Once Upon a Time... in Hollywood" hat Quentin Tarantino (56) seinen nunmehr neunten Streifen ins Kino gebracht. Es ist ein zwei Stunden und 45 Minuten langer Film über die Kunst des Filmemachens - der ganz nebenbei erstmals Brad Pitt und Leonardo DiCaprio auf der Leinwand vereint. Die Nachrichtenagentur spot on news hat den vor Leidenschaft für sein Handwerk sprühenden Regisseur getroffen und mit ihm über den Wandel Hollywoods, DiCaprios Gesangsqualitäten sowie über seine Pläne nach Film Nummer zehn gesprochen.

Ihr neuer Film wird oft als eine Liebeserklärung an das Hollywood der 60er-Jahre bezeichnet. Wären Sie gerne in der Lage gewesen, in dieser Zeit Filme zu drehen?

Tarantino: Ginge es nur darum, in Hollywood zu leben, wäre es wohl Anfang der 60er Jahre. Doch bezüglich Filme und Schauspieler, mit denen ich hätte arbeiten wollen, wären es ganz sicher die 70er. Ich bin mir aber dennoch nicht sicher, ob ich es eine Liebeserklärung nennen würde. Es gibt definitiv einen romantisierten Aspekt, wie ich den Film gedreht habe, aber auch eine zynische Note.

Die 70er - also bewusst in einer Zeit kurz vor dem Blockbuster-Kino?

Tarantino: Die Einstellung änderte sich damals speziell mit Filmen wie "Der weiße Hai", "Star Wars", aber auch mit "Rocky". Nur durch das Konzept des Happy Endings. In der Zeit davor war es der kommerziell erfolgreichere Weg, die Hauptfigur jämmerlich verrecken zu lassen, ohne dass sie irgendetwas erreicht hat. Es war eine eher zynische Zeit! (lacht) "Easy Rider"? Einfach in die Luft gesprengt. "Rocky" hat das Happy End zurückgebracht und jetzt werden wir es partout nicht mehr los.

Bei der Art und Weise, wie Sie Sharon Tate inszeniert haben, könnten Sie aber auch glatt mit einem Romantiker verwechselt werden...

Quentin Tarantino: Ich sehe mich zu einem gewissen Grad auch als Romantiker. Wobei, vielleicht werde ich mit zunehmendem Alter auch nur zu einem Softie.

Debra Tate zeigte sich sehr angetan von dem Film und der Darstellung ihrer Schwester Sharon.

Tarantino: Wenn man einen Film wie diesen mit so einem Ende dreht, muss einem bewusst sein: Nicht jedem wird das Ende gefallen. Es ist ein Risiko. Das heißt aber nicht, dass es nicht getan werden sollte. Und solange Debra damit einverstanden ist, kümmert es mich nicht, was andere dazu sagen.

Wie sehr spiegelt DiCaprios Rolle Rick Ihre Sichtweise wider? Der hasst die "verdammten Hippies" und verachtet Spaghetti-Western...

Tarantino: Ich stimme Rick in fast keinem Punkt zu. Ich liebe ihn als Figur, aber er spricht nicht für mich - ich vergöttere Spaghetti-Western! Aber ich sage mal: So begeisternd die Gegenkultur der Hippie-Bewegung auch war, so unhaltbar war sie auf lange Sicht als Gesellschaftsstruktur.

Wie schwer fiel es eigentlich, bei DiCaprios Hollabaloo-Tanz- und Gesangseinlage nicht am Set in Gelächter zu verfallen?

Tarantino: Ich würde Leo nie beim Singen auslachen, weil ich beinahe nicht glauben kann, dass er es überhaupt tut. Das wäre, als würdest du einen Schmetterling bei dem Versuch vertreiben, ihn anfassen zu wollen. Jedes Mal, wenn ich die Szene sehe, kann ich nicht glauben, dass er es getan hat. Aber generell lachen wir eigentlich immer alle zusammen am Set.

Werden Sie diese ausgelassene Zeit am Set nicht vermissen, wenn Sie - wie angekündigt - nach ihrem zehnten Film aufhören? Oder hat sich an diesem Vorhaben etwas geändert?

Tarantino: Das ist immer noch der Plan - zehn Filme zu machen. Ich weiß aber nicht, was der zehnte Film sein wird. Es könnte "Star Trek" sein, es ist ein ziemlich gutes Skript. Ich hatte in den vergangenen sechs Monaten aber auch eine interessante Idee für "Kill Bill 3" und habe mit Uma Thurman darüber gesprochen, die davon sehr angetan war. Vielleicht wird es aber auch etwas vollkommen anderes.

Aber was macht der Film ohne Quentin Tarantino? Und was macht Quentin Tarantino ohne den Film?

Tarantino: Ich bin ein Autor, ich werde schreiben. Drehbücher, Romane, ich könnte Theaterstücke schreiben und inszenieren. Oder vielleicht mache ich auch eine TV-Serie.