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PR-Gau: ProSiebenSat.1-Chef Ebeling beleidigt eigene Zuschauer

Auch wenn die Aktie von ProSiebenSat.1 am Mittwoch zu den wenigen Gewinnern im DAX gehört, wird die Lage für den Medienkonzern nicht besser, im Gegenteil: CEO Thomas Ebeling steht in der Kritik, weil er über das eigene Publikum gelästert hat.

„Es gibt Menschen, ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm, die immer noch gerne auf dem Sofa sitzen, sich zurücklehnen und gerne unterhalten werden wollen. Das ist eine Kernzielgruppe, die sich nicht ändert.“ So hat ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling bei der Telefonkonferenz anlässlich der jüngsten Quartalszahlen das eigene Publikum charakterisiert. Zuerst hatte das Medienportal dwdl.de unter Verweis auf die Mitschrift der Konferenz darüber berichtet.

Zwischenzeitlich hat Ebeling selbst dazu Stellung genommen: „Bei meiner Aussage handelte es sich natürlich um eine plakative Zuspitzung zur Illustration unterschiedlicher Mediennutzungsweisen. Mitnichten wollte ich unsere TV-Zuschauer diskreditieren.“ Vorausgegangen sei der Aussage eine provokante Frage eines Analysten von BNP Paribas – außerhalb dieses Kontexts und wörtlich aus dem Englischen übersetzt sei Ebelings Antwort womöglich missverständlich, hatte zuvor schon ein Konzernsprecher erklärt.

Im Kern war es darum gegangen, dass sich nicht jeder Zuschauer kostenpflichtige Abo-Dienste wie Netflix leisten kann oder künstlerisch wertvolle Filme sehen will.

Die Nervosität steigt

Nichtsdestotrotz dürfte sich der ProSiebenSat.1-Chef damit ein Stückchen weiter ins Abseits manövriert haben. Schon im Vorfeld – nach der Quartalsbilanz samt deutlichen Kursverlusten – wurde spekuliert, dass Ebeling womöglich schon im kommenden Jahr, und somit vor Auslaufen seines Vertrags 2019 das Unternehmen verlassen wird. Laut Medienberichten laufe die Suche nach einem Nachfolger, gestalte sich jedoch schwierig.

Bereits mehrfach hatte ProSiebenSat.1 in diesem Jahr die Prognose nach unten korrigieren müssen, der Aktienkurs hat sich innerhalb von zwei Jahren halbiert. Speziell die Hauptsender Pro7 und Sat.1 leiden unter Zuschauerschwund und mauen Quoten – wohl auch, weil vor lauter Digitalisierung das eigentliche Kerngeschäft in den Hintergrund gedrängt wurde. Das äußert sich inzwischen auch im schwachen TV-Werbe-Geschäft, das trotz boomender Konjunktur stagniert und einer der Hauptgründe für die Prognosesenkung ist.

Ausgerechnet den Kollegen vom konzerneigenen Werbevermarkter SevenOne Media dürfte Ebeling jetzt einen Bärendienst erwiesen haben, denn fett und arm ist die Zielgruppe der Werbetreibenden in der Regel gerade nicht.

Aktie ausgestoppt – abwarten!

Der Aktie von ProSiebenSat.1 scheint Ebelings provokante Aussage nicht zu schaden. Nach tagelanger Talfahrt gehört das Papier im schwachen Gesamtmarkt am Mittwoch zu den wenigen Gewinnern. Um das schwer angeschlagene Chartbild zu verbessern, ist das moderate Plus freilich viel zu gering. Nachdem die Turnaround-Spekulation des AKTIONÄR in der Vorwoche ausgestoppt wurde, sollten Anleger nun an der Seitenlinie bleiben.