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Pier Paolo Righi: "Karl Lagerfeld nimmt sich selbst nicht so ernst und möchte Spaß haben"

Seit sieben Jahren gehört er zum engsten Kreis des Ausnahmedesigners Karl Lagerfeld – Pier Paolo Righi, der Mann hinter der Marke Karl Lagerfeld. In seiner Rolle als CEO steht er dabei keineswegs im Schatten des Modegenies. Beim exklusiven Event zur Wiedereröffnung des Münchner Stores haben wir Pier Paolo Righi getroffen. In unserem Interview, zwischen klassischen Entwürfen und der neuen Kollektion Karl Lagerfeld x Kaia, haben wir über sein erstes überraschendes Treffen mit Karl, seine außergewöhnlichen Talente und natürlich Choupette gesprochen.

Karl Lagerfeld mit CEO Pier Paolo Righi bei der Store Eröffnung in München im Jahr 2013. (Bild: Getty Images)
Karl Lagerfeld mit CEO Pier Paolo Righi bei der Store Eröffnung in München im Jahr 2013. (Bild: Getty Images)

Yahoo Style: Eine aufregende Woche liegt hinter Ihnen: Erst der Launch der neuen Kollektion Karl x Kaia in New York und jetzt das Reopening dieses Stores in München. Was ist das Spannendste an Ihrem Job als CEO der Marke Karl Lagerfeld?

Pier Paolo Righi: Wie jeder Job als CEO hat auch meiner unglaublich viele Facetten und verschiedene Komponenten. Das Spannendste aber sind die letzten sieben Jahre, die ich mit Karl zusammen gearbeitet habe. Die Art und Weise des täglichen Austausches, des fast schon Zusammenlebens. Spannend ist und bleibt die Art und Weise, wie Karl selbst inspiriert ist, und auch andere immer wieder inspiriert. Sein breitgefächertes Interesse für verschiedene Lebensbereiche, das er in das Unternehmen einbringt. Davon nehme ich als CEO sehr viel mit. Nicht nur für den Job, sondern vor allem auch fürs Leben.

“Die Looks, auf denen sein Name steht, bedürfen keiner Interpretation”

Yahoo Style: Was steckt hinter dem neuen Store-Konzept, das Sie heute hier in der bayerischen Landeshauptstadt vorstellen und welche Rolle spielt der Standort München für Sie in der Modewelt?

Pier Paolo Righi: Was wir hier nach der Renovierung sehen, ist ein neues Store-Konzept, das Karl selbst entwickelt hat. Das Konzept ist stark von seinem persönlichen Lebensmittelpunkt inspiriert. Nehmen wir zum Beispiel die Teppiche. Dieselben liegen auch in Karls Büro in Paris. Die gesamten Möbel oder die Idee der Fotowand sind stark an seine Arbeits- und Privaträume angelehnt. Dieses Konzept auch in München umzusetzen, war uns besonders wichtig. München spielt sowohl für den deutschen als auch den internationalen Markt eine wesentliche Rolle. Es gibt hier viele Kunden und Kundinnen aus dem Mittleren Osten und auch China. Damit ist es sicherlich das Drehkreuz der Mode in Deutschland und auch Europa. Für unsere Marke war der Relaunch des Stores ein wichtiger Meilenstein.

Yahoo Style: Welcher ist der meistbesuchte Store weltweit?

Pier Paolo Righi: Auf Grund der perfekten Lage hat der Karl Lagerfeld-Store in der Regent Street in London den meisten Traffic. Den meisten Verkehr haben wir aber nicht in unseren sogenannten Street Stores, sondern im Online-Geschäft auf Karl.com.

Ein Blick in das private Leben von Karl Lagerfeld: Das neue Konzept für den Store stammt von Karl Lagerfeld selbst und spiegelt Eindrücke aus seinem persönlichen Umfeld wieder. (Bild: Getty Images)
Ein Blick in das private Leben von Karl Lagerfeld: Das neue Konzept für den Store stammt von Karl Lagerfeld selbst und spiegelt Eindrücke aus seinem persönlichen Umfeld wieder. (Bild: Getty Images)

Yahoo Style: Wie würden Sie das Label Karl Lagerfeld beschreiben und wie grenzen sich die Entwürfe von den anderen Designs ab, die er für Chanel oder Fendi macht?

Pier Paolo Righi: Das lässt sich ganz leicht beschreiben. Wenn Karl für Fendi oder Chanel arbeitet, dann interpretiert er die Attribute und die DNA dieser Marken. Für seine eigene Brand Karl Lagerfeld kann er alles frei umsetzen, was IHM wichtig ist und wie ER sich versteht. Man findet beispielsweise immer ironische Elemente in den Kollektionen, die einfach daher rühren, dass Karl sich selbst nicht so ernst nimmt und Spaß haben möchte. Wiederkehrende Signature Styles sind auch ikonische Elemente, das Thema Metall oder schwarz-weiß – eben dieser rockige Chic. Es dreht sich durch und durch um die Person – besser gesagt die Persönlichkeit – Karl Lagerfeld. Die Looks, auf denen sein Name steht, bedürfen keiner Interpretation, sondern sie stehen einfach für ihn, für das, was ihm Spaß macht.

“Er hat eine sehr persönliche und warme Art, die mich schon damals sehr beeindruckt hat”

Yahoo Style: Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Begegnung mit Karl Lagerfeld und an das, was Ihnen davor und danach durch den Kopf ging?

Pier Paolo Righi: Das erste Gespräch mit Karl fand in seiner Privatwohnung in Paris statt und ich war zunächst sehr nervös. Ich hatte keinerlei Vorstellung davon, was ich zu erwarten hatte. Es regnete und ich ging daher mit einem Regenschirm, genauer gesagt einem Knirps, zum Treffen. Auf diesen hat mich Karl dann auch gleich angesprochen: ‘Ah echt, Knirps. Die gibt’s tatsächlich noch?‘. Das nur als kleine Randgeschichte, aber, was mir besonders in Erinnerung geblieben ist: Wir trafen uns für ein gemeinsames Mittagessen bei ihm zu Hause und er hat mir vorher eine einstündige Privattour durch alle Räume seiner Wohnung gegeben. Dabei hat er mir tatsächlich genauestens erklärt, wo und wie er lebt. Mich hat vor allem seine Offenheit beeindruckt und wie persönlich er mit mir umgegangen ist. Es war ja wie gesagt unser allerersten Treffen. Dieser persönliche Umgang ist auch das, was ich im alltäglichen Miteinander so sehr schätze. Er hat eine sehr persönliche und warme Art, die mich schon damals sehr beeindruckt hat.

In den Kollektionen seiner eigenen Marke Karl Lagerfeld gibt es immer wieder ironische Elemente, die einfach daher rühren, dass Karl sich selbst nicht so ernst nimmt und Spaß haben möchte. (Bild: Getty Images)
In den Kollektionen seiner eigenen Marke Karl Lagerfeld gibt es immer wieder ironische Elemente, die einfach daher rühren, dass Karl sich selbst nicht so ernst nimmt und Spaß haben möchte. (Bild: Getty Images)

Yahoo Style: Karl Lagerfeld feierte vor Kurzem seinen (das bleibt immer sein Geheimnis) Geburtstag. Wie gratuliert man so einer außergewöhnlichen Person bzw. was schenkt man? Bücher?

Pier Paolo Righi: Bücher sind ein guter Punkt, die gefallen ihm auf jeden Fall. Karl ist aber niemand, der unbedingt ein Geschenk zum Geburtstag erwartet oder dem man zwingend eines macht. Geschenke passieren bei ihm eher während des Jahres auf eine natürlich Art und Weise. Ich glaube, der Geburtstag an sich ist für Karl kein wichtiger Moment im Jahr, denn jeder Tag ist für ihn gleich bedeutend.

Yahoo Style: Eine meiner Lieblingstaschen ist die rote Signature Bag. Ohne welches Piece der Brand Karl Lagerfeld verlassen Sie das Haus nicht mehr?

Pier Paolo Righi: Seit ein paar Wochen ist es die schwarze Nappa-Lederjacke aus der Capsule Collection, die Karl zusammen mit seinem engsten Weggefährten Sébastien Jondeau entworfen hat, der gleichzeitig auch sein persönlicher Assistent, Sekretär, Bodyguard und Fahrer ist. Ohne diese Jacke gehe ich seit ein paar Wochen nicht mehr aus dem Haus.

Yahoo Style: Was muss unbedingt in einem Artikel über den Designer und auch Menschen Karl Lagerfeld zu lesen sein?

Pier Paolo Righi: In einem Artikel über die Person bzw. Persönlichkeit von Karl Lagerfeld darf auf keinen Fall fehlen, dass er ein Mensch ist, der sich immer um andere kümmert und eine riesige Wärme ausstrahlt.

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Pier Paolo Righi an der Seite von Model Kaia Gerber bei der Launch-Party der Kollektion “Karl x Kaia” in New York. (Bild: Getty Images)
Pier Paolo Righi an der Seite von Model Kaia Gerber bei der Launch-Party der Kollektion “Karl x Kaia” in New York. (Bild: Getty Images)

“Karl nimmt sich immer genügend Zeit für ein Gespräch”

Yahoo Style: Sie als CEO und Karl als Creative Designer der Marke Karl sind sicherlich beide viel auf Reisen. Wie schaffen Sie es, sich regelmäßig zu treffen und wie sehen Ihre Meetings aus?

Pier Paolo Righi: Karl und ich telefonieren sehr häufig und nutzen verschiedene Wege der Kommunikation. Wenn wir uns persönlich treffen, dann klopfen wir vorher ab, wann wer Zeit hat. Wenn dann ein Termin gefunden ist, dann stelle ich mich oft darauf ein, dass es passieren kann, dass ich auf Grund von Karls vollem Kalender auch mal eine halbe Stunde warten muss. Ich nehme mir eigentlich immer ausreichend Zeit – und das Schöne bei Karl ist, er tut das auch. Immer. Es ist unglaublich, aber er ist immer zu 100% da, eilt nie von einem Termin davon und nimmt sich genügend Zeit für ein Gespräch.

Yahoo Style: Seit sieben Jahren sind sie nun in der Rolle des CEOs. Blicken wir mal zusammen in die Zukunft: Wo sehen Sie die Marke in den nächsten sieben Jahren?

Pier Paolo Righi: In den letzten sieben Jahren hat sich die Marke Karl Lagerfeld gut entwickelt. Dieses Wachstum wünsche ich mir in der Zukunft für weitere Märkte. Der Erfolg soll weiter in die Welt hinausgetragen werden und sich multiplizieren. Die Marke soll jeden Tag aufs Neue für unsere Kundinnen und Kunden spannend bleiben. Das absolut Wichtigste ist eine kontinuierliche Relevanz bei unserem Publikum. Das ist mein höchster Ansporn.

Yahoo Style: Und gibt es bestimmte Kollaborationen, von denen Sie oder Karl träumen?

Pier Paolo Righi: Momentan gibt es keine konkrete Kollaboration, von der ich träume, aber ich kann natürlich nicht für Karl sprechen. Alle Zusammenarbeiten, die wir im Kopf hatten und machen wollten, die haben wir auch erfolgreich umgesetzt. Es werden natürlich weitere spannenden Kollaborationen folgen. Unsere Kundinnen, Kunden und Partner können sich noch auf Einiges freuen.

Yahoo Style: Was ist das für Sie Bedeutendste, das Sie in den letzten Jahren von Karl Lagerfeld gelernt haben?

Pier Paolo Righi: Das Bedeutendste ist seine unbedingte Offenheit für Neues, das Unbekannte und Ungewohnte. Einerseits diese absolute Neugier zu haben, anderseits aber auch, verstehen zu lernen. Ich habe gelernt, absolut offen zu sein. Neugier aktiv zu erleben und für sich selbst zu bewahren, aber auch immer wieder neu zu suchen.

Yahoo Style: Abschließend sollten wir noch kurz über einen ganz wichtigen Partner in Karls Leben reden: Choupette! Was kommt Ihnen in den Kopf, wenn Sie an sie denken?

Pier Paolo Righi: Choupette ist ein ganz wichtiger Faktor in Karls Leben, man kann schon fast sagen, eine elementar wichtige “Person”.

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