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Pandemie à la Stephen King: Die Serie "The Stand" startet

Ein Virus rafft die Welt dahin, und die wenigen Überlebenden werden von düsteren Visionen gepeinigt: Zum vorläufigen Höhepunkt der Coronakrise erzählt die Stephen-King-Adaption "The Stand" von einer tödlichen Pandemie. Selbst hartgesottenen King-Fans dürfte das nur bedingt gefallen.

Die Verfilmung des Stephen-King-Meisterwerks "The Stand" schien eine endlose Geschichte zu werden. Schon Anfang der 1980er-Jahre, nur wenige Jahre nach der Veröffentlichung des Horror-Epos 1979, war eine Verfilmung in Planung. Was zunächst scheiterte, wurde 1994 in einer vierteiligen TV-Filmreihe umgesetzt - allerdings zur Enttäuschung vieler King-Fans ohne das intensive Grauen des Romans. Auch "Harry Potter"-Regisseur David Yates und Ben Affleck bissen sich in den 2010er-Jahren die Zähne an dem Stoff aus. Anders Filmemacher Josh Boone ("Das Schicksal ist ein mieser Verräter"), der den King-Roman für die Serie "The Stand" (ab 3. Januar, Starzplay) neu aufgelegt hat.

Vor dem Hintergrund einer tödlichen Pandemie, die 99 Prozent der Bevölkerung dahinrafft, erzählt die neunteilige Produktion des US-Senders CBS vom Schicksal der wenigen Überlebenden. In atmosphärisch dicht gefilmten Bildern ausgestorbener US-Metropolen nimmt "The Stand" die Stimmung aus anderen postapokalyptischen Serien wie "The Walking Dead" auf. Mit der Wucht dieser Eindrücke kann die Figurenzeichnung jedoch nur bedingt mithalten. Egal ob der soziopathische Außenseiter Harold (Owen Tague), der zupackende Stu Redman (James Marsden) oder der gescheiterte Musiker Larry Underwood (Jovan Adepo) - richtig greifbar wird keiner der Charaktere.

Das liegt jedoch weniger an den Schauspielleistungen der Darsteller. Owen Tague, der Stephen-King-Fans bereits aus den "Es"-Filmen bekannt ist, versteht es mit seiner ambivalenten Rolle, dem Zuschauer nicht nur einmal einen Schauer über den Rücken zu jagen. Umso ärgerlicher ist es, dass das Drehbuch immer dann Zeit- und Ortswechsel einstreut, wenn man sich gerade auf die Geschichte eines Protagonisten eingelassen hat. Erzählfluss kommt so nur selten auf, die Zusammenhänge der einzelnen Episoden und nicht selten auch die zeitliche Einordnung fallen schwer.

Ein trockenes Husten als Unglücksbote

Verwunderlich ist außerdem, dass mit dem ominösen Medium Mother Abagail (Whoopi Goldberg) und dem diabolischen Randall Flag (Alexander Skarsgård) zwei bedeutende Charaktere erst nach einer relativ langen Vorlaufzeit in die Handlung eingeführt werden. Zuvor tauchen sie lediglich schemenhaft in düsteren Visionen der Überlebenden auf. Leser des Romans wissen freilich, dass die beiden für die Geschichte von "The Stand" eine zentrale Rolle einnehmen. Unbescholtene Serienfans dürften dagegen wohl weniger Geduld haben.

Schade ist auch, dass es den Serienmachern nur bedingt glückt, den Horror der Pandemie für die Zuschauer greifbar und die Entstehung und Ausbreitung des Virus erklärbar zu machen. Nur vereinzelt flackert das Grauen des unsichtbaren Gegners auf, wenn ein trockenes Husten den baldigen Tod einer der Figuren ankündigt - gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ein wirkungsvolles filmisches Mittel. Meist jedoch dominieren in "The Stand" plakative Darstellungen einer Krankheit, die grotesk angeschwollene Hälse und ekelerregende Hautausschläge hervorruft. An den Schrecken des Buches reicht die Serienversion so nicht heran.