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Oscars 2019 verbannen wichtige Preise in die Werbepause

Die Oscar-Academy eckt mit ihrer Entscheidung an. (Symbolbild: Getty Images)
Die Oscar-Academy eckt mit ihrer Entscheidung an. (Symbolbild: Getty Images)

Die Oscar-Academy verlegt einige ihrer wichtigsten Preise in die Werbepause und sorgt damit in Hollywood für einen Eklat. Der Schritt soll bessere Einschaltquoten bringen. Viele Experten finden ihn aber einfach nur peinlich.

Die Oscar-Academy sorgt mit Änderungen bei der Preisverleihung 2019 für Aufruhr in Hollywood. Wenige Tage vor der Zeremonie wurde bekannt, dass vier Kategorien nicht wie gewohnt Teil der Liveübertragung sein werden. Die Sieger sollen stattdessen in der Werbepause verkündet werden. Diese Entscheidung wurde schon 2018 getroffen. Nun aber ist offiziell, welche Kategorien betroffen sind – und es sind nicht etwa eher unwichtige. Die Akademie schließt unter anderem die Kategorien Kamera und Schnitt aus – als einige der wichtigsten Oscars überhaupt.

Neben Kamera und Schnitt werden auch die Oscars für Make-up/Hairstyling und den besten Kurzfilm in die Werbepause verbannt. Das berichtete zuerst das Branchenblatt “The Hollywood Reporter” unter Berufung auf ein Rundschreiben des Akademie-Präsidenten John Bailey (ironischerweise selbst Kameramann) an die Mitglieder. Die Dankesreden sollen demnach aber wenigstens online auf Oscar.com und über die Social-Media-Kanäle der Academy-Awards zu sehen sein.

Oscars müssen sich reformieren

Bailey begründete den Schritt mit veränderten Sehgewohnheiten der Zuschauer. “Unsere Show muss sich ebenfalls weiterentwickeln, um Kinofilme weiterhin einem weltweiten Publikum vermitteln zu können”, schrieb er. Dass die Oscarverleihung grundlegend reformiert werden muss, ist seit Langem klar. 2018 verzeichnete die Show ein historisches Quotentief. Es schalteten 19 Prozent weniger Zuschauer ein als noch im Jahr zuvor. Ein Grund ist sicherlich die Länge. Die Verleihung 2018 dauerte fast vier Stunden. Die Academy ist nun bemüht, die Sendezeit auf drei Stunden zu begrenzen.

Für viele Beobachter und Betroffene ist der aktuelle Schritt aber eine krasse Fehlentscheidung, die die Glaubwürdigkeit der Filmpreise generell infrage stellt. Denn der Kameramann und der Schnittmeister sind neben dem Regisseur und dem Produzenten die wichtigsten Personen bei der Entstehung eines Films. Vergleichsweise unbedeutende Kategorien wie Ton, Tonschnitt oder visuelle Effekte werden hingegen am 24. Februar live vor einem weltweiten TV-Publikum geehrt.

Der Protest ließ nicht lange auf sich warten. Einer der ersten prominenten Kritiker war der zweifache Oscarpreisträger Guillermo del Toro.

“Wenn sie gestatten: Ich maße mir nicht an vorzuschlagen, welche Kategorien aus der Oscar-Show verschwinden sollen, aber – Kamera und Schnitt bilden das Herzstück unseres Handwerks. Sie sind kein Überbleibsel des Theaters oder der Literatur: Sie sind das Kino.”

Hat Disney seine Finger im Spiel?

Experten machten sich daran, Gründe für diese kuriose Entscheidung zu finden. Ein nicht unwesentlicher Faktor mag die Größe der Fachabteilungen und folglich deren Einfluss in der Akademie gewesen sein. Ihr gehören 246 Kameraleute, aber fast doppelt so viel Tontechniker an. Der Schritt löste auch Verschwörungstheorien aus, die womöglich aber nicht so weit hergeholt sind. Die Oscarverleihung wird vom US-Sender ABC ausgestrahlt. Der gehört zum Disney-Konzern. Award-Spezialist Erik Anderson fiel auf: Disney ist ausgerechnet in den vier ausgeblendeten Kategorien in diesem Jahr kein einziges Mal nominiert – dafür aber mit einer Ausnahme in allen übrigen Sparten jenseits der Hauptkategorien.

Da könnte der Verdacht naheliegen, dass der Mutterkonzern von “Star Wars” und “Avengers” darauf bestanden hat, dass seine möglichen Gewinne live im Fernsehen übertragen werden. Schon seit Längerem wird berichtet, dass ABC immer größeren Einfluss auf die Verleihung der Oscars ausübt. Der Sender hat bis zum Jahr 2028 die Übertragungsrechte an dem einstigen Quotengaranten.

“Roma”-Regisseur Alfonso Cuarón ist auch in der Sparte “Kamera” nominiert. (Bild: AP Photo)
“Roma”-Regisseur Alfonso Cuarón ist auch in der Sparte “Kamera” nominiert. (Bild: AP Photo)

Die sinkenden Zuschauerzahlen werden auch damit erklärt, dass die Oscars zu elitär sind und am Geschmack des breiten Publikums vorbeigehen. Damit auch Blockbuster eine Chance auf eine Nominierung haben (die Kandidaten werden per Wahlsystem von den Mitgliedern bestimmt), wurde die Zahl der nominierten besten Filme auf maximal zehn erhöht. Aber dieser Schritt konnte das Quotentief ebenfalls nicht abwenden. Die Akademie wollte 2019 sogar einen Preis für den “populärsten” Film einführen. Diese Reform wurde aber auf nächstes Jahr verschoben.

Welche Preise in der Werbepause vergeben werden, soll künftig im Jahresturnus wechseln. Dennoch meint so mancher Beobachter, dass sich die Oscars ein Beispiel am britischen Filmpreis BAFTA nehmen sollten. Dort wurde gerade die legendäre Cutterin Thelma Schoonmaker, Martin Scorseses jahrzehntelange Mitstreiterin, für ihr Lebenswerk geehrt. Den Preis überreichte Prinz William.