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Oscar-Loser – vielfach nominiert, aber dann komplett ignoriert

Wer bei den Academy Awards für viele Trophäen vorgeschlagen wurde, der darf sich längst noch nicht sicher sein, dass er auch gewinnt. Denn da flossen schon bei so mancher Oscar-Gala alles andere als Freudentränen.

Von Thomas Lassonczyk

Mit 14 Oscar-Nominierungen hat “La La Land" den Rekord von “Alles über Eva” und “Titanic” eingestellt. Ob das Musical mit Ryan Gosling und Emma Stone aber am 26. Februar auch wirklich mit 14 Academy Awards ausgezeichnet wird, ist doch mehr als fraglich. Der beweist ein Blick zurück. So musste sich etwa “Alles über Eva” am Schluss mit sechs Trophäen zufriedengeben, während es “Titanic” immerhin auf elf Goldjungen brachte.

Einen so genannten “clean sweep", also einen kompletten Durchmarsch in dieser Größenordnung, schaffte bisher nur ein einziger Film: “Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs” war 2002 elf Mal nominiert und bekam auch alle elf Oscars. Doch das ist in der Historie des wichtigsten Preises der Kinowelt eine absolute Ausnahme. Eher läuft es da schon anders herum. Zum Beispiel ging letztes Jahr “The Revenant - Der Rückkehrer” als großer Favorit ins Rennen. Immerhin war er zwölf Mal vorgeschlagen worden. Doch am Ende blieben gerade einmal drei Trophäen übrig, wenigstens in den wichtigen Kategorien Regie, Kamera und Hauptdarsteller.

Was Leonardo DiCaprio ganz besonders freute. Schließlich war es für ihn nach fünf vergeblichen Anläufen - unter anderem mit “Aviator” und “The Wolf of Wall Street” - endlich der erste Sieg.

Noch schlechter lief es 1983 für “Tootsie”. Der Film ging in allen wichtigen Sparten - insgesamt waren es zehn - ins Rennen. Bei der Verleihung sprang lediglich ein Oscar für Jessica Lange als beste Nebendarstellerin heraus.

Weitere Negativ-Beispiele sind “The King’s Speech - Die Rede des Königs” (12 Nominierungen/4 Siege), “Rocky" (10/3) oder “Der Exorzist“ (10/2). Wirklich nachvollziehbar sind diese Entscheidungen meistens nicht. Aber Fakt ist, dass Filme, die zu sehr der Unterhaltung frönen oder leichte Genres wie die Komödie bedienen, bei den Jury-Mitgliedern weniger gut ankommen als Werke, die dem dramatischen Fach angehören oder einen gewissen Anspruch vermitteln. Doch auch diese Regel wurde erst 2014 komplett über den Haufen geworden.

Vor drei Jahren setzten alle auf David O. Russells “American Hustle” mit Bradley Cooper und Jennifer Lawrence. Zumal er in den fünf wichtigsten Kategorien nominiert war (Film, Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller, Hauptdarstellerin). Zu guter Letzt stand “American Hustle” bei insgesamt zehn Vorschlägen aber komplett blank da. Dieses Kunststück “gelang” auch Martin Scorseses “Gangs of New York” (10/0) und Steven Spielbergs “Die Farbe Lila” (11/0). Bei den Schauspielern sind übrigens Meryl Streep und Jack Nicholson die uneingeschränkten Nominierungskönige.

Während die Streep gerade zum 20. Mal für den Oscar vorgeschlagen wurde und am 26. Februar für “Florence Foster Jenkins” ihren vierten Goldjungen mit nach Hause nehmen könnte, brachte es Nicholson bei 12 Vorschlägen auf drei Gewinne. Davon können andere nur träumen. Bei den Frauen wurde etwa Marilyn Monroe nie ausgezeichnet, Michelle Williams und Amy Adams warten noch darauf. Bei den Männern stehen Will Smith und Edward Norton, Tom Cruise und Johnny Depp weiter mit leeren Händen da. Und auch bei den Regisseuren gibt es prominente Loser.

So wurden die bereits verstorbenen Meisterfilmemacher Alfred Hitchcock (“Die Vögel”, “Psycho”) trotz fünffacher Nominierung und Stanley Kubrick (“2001: Odyssee im Weltraum”, “Full Metal Jacket”) bei den Academy Awards nie für ihre kongeniale Arbeit geehrt.

Bilder: ddpImages (7)