One on One - Michael Bully Herbig im Interview zu „Ballon“

Eines steht außer Frage: Bully ist Kult. Der sympathische Schauspieler, Komiker und Regisseur hat mit „Der Schuh des Manitu“ und „Bullyparade“ deutsche Film- und Fernsehgeschichte geschrieben. Doch jetzt wird es Zeit für ein neues Kapitel im Bully-Versum. Michael Bully Herbig im Interview zu seinem ersten Thriller „Ballon“, Hollywood-Connections und Tom Hanks!

Michael Bully Herbig Foto: Studiocanal GmbH/ Marco Nagel
Michael Bully Herbig Foto: Studiocanal GmbH/ Marco Nagel

„Leider müssen alle „Ballon“ – Interviews mit Bully abgesagt werden.“ Als ich diese Nachricht von der Presseagentur bekam, war ich verständlicherweise enttäuscht. Erstens ist Bully ein total cooler Kerl und zweitens hat er mit seinem ersten Thriller „Ballon“ einen unglaublich guten deutschen Film gedreht, über den ich gerne mit ihm gesprochen hätte. Doch wenn man mit einem Virus im Bett liegt und sogar die Weltpremiere seines eigenen Films verpasst, ist Interviews geben eben schwierig. Umso mehr habe ich mich gefreut, als Bully ein paar Tage später wieder fit war und ich ihn in seiner Firma herbX film, die sich auf dem Gelände der Bavaria Filmstadt befindet, besuchen durfte.

Lieber Bully, du hast einen genialen Film über die spektakuläre Ballonflucht aus der DDR von 1979 gedreht! Und dann konntest du nicht mal bei der Premiere dabei sein. Das ist einfach nicht fair, oder?
Ich war wirklich geknickt. Am Anfang habe ich versucht, es professionell zu nehmen, aber als meine Frau an dem Abend zur Weltpremiere hier in München losgefahren ist und ich allein Zuhause auf der Couch saß, habe ich angefangen meine Wunden zu lecken. Ich habe so viel Lebenszeit und Herzblut in diesen Film gesteckt… Aber dann gab es doch noch ein Happy End für mich, denn drei Stunden später hagelte es SMSen. Ich bekam großartiges Feedback und unzählige Videos von der „Standing Ovation“ nach dem Film! Das war schon ein sehr, sehr großer Trost für mich. Mit dieser gewaltigen Reaktion habe ich nicht gerechnet.

Alfred Hitchcock, Peter Jackson, Quentin Tarantino – das sind alles Regisseure, die ihr Publikum mit Cameo-Auftritten überraschen. Sollten wir in „Ballon“ denn auch die Augen nach dir offenhalten?
Nein, das war von Anfang an nicht der Plan. Ich wurde oft gefragt, ob ich mitspiele, aber das kam absolut nicht in Frage. Ich dachte damit mache ich den Film kaputt. Mir war es so wichtig die Atmosphäre zu treffen und diese Welt richtig zu beschreiben. Ich wollte keine Fehler machen! Ich war überzeugt, wenn ich in der Ecke stehe oder durchs Bild laufe, reißt es die Zuschauer komplett aus dieser Welt heraus. Das Risiko wollte ich nicht eingehen. Ich wollte mich nur auf meine Arbeit als Regisseur konzentrieren. In einem anderen Genre ist das anders. Hätten wir einen Horrorfilm gemacht, wäre ich vielleicht einmal als Clown durchs Bild gelaufen!

Erzähl uns doch mal, was der deutsche Hollywood-Regisseur Roland Emmerich mit deinem neuen Film zu tun hat!
Es gab das Problem, dass die echten Familien Wetzel und Strelzky ihre Rechte an der Geschichte komplett verkauft hatten. Anfang der 80er Jahre gab es schon einmal eine amerikanische Verfilmung, die hieß „Mit dem Wind nach Westen“. Somit brauchte ich die Remake-Rechte für diese außergewöhnliche Geschichte und habe mir daran zwei bis drei Jahre fast die Zähne ausgebissen. Als das Projekt kurz vor dem Scheitern war, flog ich nach Los Angeles und habe Roland Emmerich um Hilfe gebeten. Wir unterhielten uns eine viertel Stunde und dann meinte er, er rufe jetzt mal jemanden an, der mir eventuell helfen könnte. Kurz darauf hatte ich ein Meeting bei Disney und später die Zusage der Rechte! Ich bin Roland dafür sehr dankbar. Ohne ihn hätte ich den Film so nicht machen können!

Die Familien Strelzyk und Wetzel kurz vor ihrer nächtlichen Ballonfahrt (Bild: Studiocanal GmbH)
Die Familien Strelzyk und Wetzel kurz vor ihrer nächtlichen Ballonfahrt (Bild: Studiocanal GmbH)

Da wir gerade über Hollywood-Connections sprechen: Gibt es denn einen Hollywood-Schauspieler, den du gerne mal vor deiner Kamera hättest?
Ganz oben auf meiner Liste steht Oscargewinner Tom Hanks. Dann kommt lange nichts. Er ist einfach faszinierend, und „Forrest Gump“ ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Tom Hanks ist nicht nur eine Ikone, sondern soll auch noch total nett sein! Das ist für mich ganz, ganz wichtig. Ich versuche mein Leben von „Arschgeigen“ zu befreien. Ich habe früh gemerkt, dass mich negative Energie belastet und herunterzieht. Aber es gibt sowohl vor, als auch hinter der Kamera, so viele talentierte Menschen, dass ich mich ja auch nicht mit „Arschgeigen“ umgeben muss. Wenn ich die Wahl zwischen zwei großartigen Schauspielern habe, nehme ich immer den, der nett ist. Denn mit ihm verbringe ich meine Zeit.

Es war ganz schön mutig, dass du dich an einen Thriller wie „Ballon“ herangewagt hast. Was hältst du von dem Zitat: „Wahre Magie entsteht außerhalb der Komfortzone“?
Ich habe schon mehrfach meine Komfortzone verlassen, immer aus Neugierde. Ich glaube, das hängt auch damit zusammen, dass ich mich schnell langweile. Es kann sehr erfrischend sein, seine Komfortzone zu verlassen. Das heißt nicht, dass man damit garantiert Erfolg hat, aber in diesem Fall trifft der Spruch extrem gut zu. Es hatte tatsächlich etwas Magisches, als der Film fertig war und ich das bombastische Premieren-Feedback bekommen habe! Das sind Erfolgserlebnisse, die sich ein bisschen wie Magie anfühlen!

Michael Bully Herbig bei den Dreharbeiten zu seinem neuen Film „Ballon“, der am 27. September ins Kino kommt. Foto: Studiocanal GmbH/ Marco Nagel
Michael Bully Herbig bei den Dreharbeiten zu seinem neuen Film „Ballon“, der am 27. September ins Kino kommt. Foto: Studiocanal GmbH/ Marco Nagel