Oliver Kalkofe: "Man kann nicht das komplette Leben beenden und auf Zwangstrauer umstellen"
Darf man in Kriegszeiten humorvoll unterhalten? Natürlich, sagt Satiriker Oliver Kalkofe. Dem deutschen Fernsehen bescheinigt der TV-Kritiker seit Beginn des Ukraine-Kriegs ausnahmsweise eine gute Arbeit.
Jahrelang kritisierte er in seiner "Mattscheibe" die Auswüchse des hiesigen Fernsehens; seit 2013 widmet sich Oliver Kalkofe bei Tele 5 humorvoll den "Schlechtesten Filmen aller Zeiten" (SchleFaZ). Wenn der 56-Jährige nun im neuen Format "KulFaZ" (ab Freitag, 11. Juni, 20.15 Uhr) gemeinsam mit Kollege Peter Rütten beliebte Kultfilme unter die Lupe nimmt, stellt sich auch für ihn die Frage nach der Angemessenheit von Humor und leichter Unterhaltung in Kriegs- und Krisenzeiten. "Mir war immer wichtig: Humor gehört zum Leben dazu. Wir müssen alles tun, den anderen helfen, aber auch gleichzeitig unser Leben aufrechterhalten", erklärte der Satiriker nun im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau: "Humor hilft dabei ganz enorm, einerseits um Probleme zu verarbeiten, aber auch um sie besser zu verstehen".
Selbst wenn er nicht die Welt verändere, wenn er als Prominenter seine Meinung äußere - oft sei "es einfach hilfreich, wenn jemand sich bemüht, differenzierte Gefühle und Gedanken zu einer Situation zusammenzufassen und zu artikulieren", so Kalkofe, der im März auch auf einer Antikriegskundgebung in Berlin sprach, über seine Rolle in der Öffentlichkeit. "Ziemlich erschreckend" fände er jedoch "die vielen Nebenschauplätze, auf denen sich Leute darüber streiten, wessen Meinung warum gerade die richtigste ist. Wenn da selbst ernannte Intellektuelle sich mit offenen Briefen duellieren, ist das eine ziemlich absurde Geschichte." Dies lenke von den wirklichen Problemen ab und helfe keinem weiter. Auch dagegen müssten Humor und Satire angehen, so Kalkofe.
"Für das Fernsehen ist es eine verdammt beschissene Situation"
Über die Rolle von Satire- und Unterhaltungsformaten im Fernsehen in diesen Zeiten sagt der Wahlberliner: "Man kann nicht das komplette Leben beenden und auf Zwangstrauer umstellen." Die Trauer müsse jeder selbst verwalten - "Angst vor einem Weltkrieg etwa hilft niemandem". Man müsse vernünftig bleiben und zuhören. "Für das Fernsehen ist es eine verdammt beschissene Situation - du kannst nur alles falsch machen", so Kalkofe gegenüber teleschau. Auch wenn er derzeit keine "Mattscheibe" drehe, schaue er aktuell von "Lanz" bis "Maischberger" allerlei Informationssendungen.
Man könne aus Sicht der Fernsehschaffenden "nur versuchen, den Menschen eine gewisse Aufklärung zu bieten, ohne sie zu überfordern". Kalkofe: "Man muss aufklären, ohne zu verängstigen - und berichten, was wirklich vor sich geht, damit die Leute nicht auf Fake News hereinfallen." Es sei "eine verdammt schwierige Zeit". Angesichts dessen, fällt Kalkofes Urteil über die derzeitige Arbeit des deutschen Fernsehens ungewohnt milde aus, "bemühen sich gerade alle Sender, es so gut wie möglich zu machen".