Offene Athleten-Kritik an DESG-Führung

Offene Athleten-Kritik an DESG-Führung

Mit scharfer und ungewohnt offener Kritik haben Athleten der Deutschen Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft (DESG) Missstände im Verband unter der neuen Führung um Präsident Matthias Große angeprangert. In einem Schreiben erhob die vierköpfige Kernmannschaft der Sprinter um Olympiastarter Joel Dufter knapp eine Woche vor der EM in Heerenveen schwere Vorwürfe.

"Die DESG präsentiert sich nach außen als fair und kommunikativ und sagt, dass jeder seine Meinung sagen darf und auch gehört wird. Trotzdem handelt sie intern genau gegensätzlich", hieß es in dem Schreiben, zu dessen Unterzeichnern auch die Athleten Jeremias Marx, Hendrik Dombek und Stefan Emele gehören: "Es wird nicht im Sinne der Sportler entschieden, sondern nach Eigeninteressen. Persönliche Differenzen und Machtbestrebungen Einzelner stehen über allem."

Viele Athleten der DESG seien momentan "sehr unzufrieden" mit der Situation, in der sie sich individuell befänden. Dass nach über sechs Monaten der Präsidentschaft "viele Trainer und Mitarbeiter meist ohne Begründung entlassen, ihre Stellen aber nicht adäquat oder gar nicht neu besetzt wurden, zeigt, mit wie wenig Fingerspitzengefühl und Sachverstand die DESG arbeitet", heißt es weiter. Es gebe "offensichtlich menschliche Verfehlungen" und "persönliche Rachepläne".

Die ehemalige Trainingsgruppe Top Team Sprint um Dufter bedauerte insbesondere die Entlassung ihres Trainers Danny Leger: "Das stellt die Sportler vor ein Loch, das nur schwer zu füllen ist." Man habe sich zuletzt vor drei Wochen an die DESG gewandt und um ein klärendes Gespräch gebeten. "Diese E-Mail blieb bis heute unbeantwortet", so der Vorwurf.

Große treffe Personalentscheidungen auf zweifelhafter Basis. So seien etwa auf der Geschäftsstelle Posten an Mitarbeiter von Großes Unternehmensgruppe (UGMG) "oder an systemtreue, unkritische, langjährige BegleiterInnen von Claudia Pechstein" vergeben worden. Die fünfmalige Olympiasiegerin ist die Lebensgefährtin Großes.

Kritik an Große war bereits zuvor laut geworden. Der frühere Shorttrack-Athletensprecher und Assistenz-Bundestrainer Leon Kaufmann-Ludwig warf der Verbandsspitze unter anderem vor, sich nicht an finanzielle Absprachen gehalten und wochenlang nicht auf Kontaktversuche reagiert zu haben.

Große hatte im Dezember sechs Monate nach seiner Ernennung zum DESG-Präsidenten ein positives Fazit seiner Arbeit gezogen. "Es ist sicherlich ganz, ganz Großes geleistet worden", hatte er unter anderem gesagt.