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Nur wenige Krankenzusatzversicherungen bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Wer krank ist, möchte mit versierter ärztlicher Hilfe möglichst rasch wieder auf die Beine kommen. Und wer als gesetzlich Versicherter einmal monatelang auf einen Termin beim Facharzt gewartet hat, dem wird es vielleicht etwas wert sein, als Privatpatient schneller an medizinischen Rat heranzukommen und womöglich für zusätzliche Leistungen nicht extra zu bezahlen.

Genau mit dem Konzept locken Krankenzusatzversicherungen. Und ihr Angebot interessiert Millionen: Rund 90 Prozent der Menschen in Deutschland sind gesetzlich versichert und müssen sich deshalb an einigen Leistungen ihrer Kasse mit Zuzahlungen beteiligen. Viele von ihnen haben daher eine Zusatzversicherung abgeschlossen, um nicht plötzlich von hohen Kosten überrascht zu werden. Allerdings sollten Interessierte prüfen, ob eine solche Versicherung für sie sinnvoll ist. Längst nicht alle Tarife lohnen sich.

Die Zahl der Krankenzusatzversicherungen steigt seit Jahren stetig: Im Juni gab es mehr als 25,5 Millionen Verträge in Deutschland, mit denen die privaten Krankenversicherer über ein Fünftel ihrer Einnahmen generieren. Das zeigt eine Statistik des „Verbands der Privaten Krankenversicherung“ (PKV) im Land.

Und das Angebot an Zusatzversicherungen ist breit gefächert: Abgedeckt werden können zum Beispiel Zusatzkosten bei Zahnbehandlungen, Krankenhausaufenthalten, Brillen und alternativen Therapien.

Nicht für jeden sinnvoll

Allerdings ist nicht jede Extraversicherung für jeden Versicherten sinnvoll, wie Experten betonen. „Versicherte sollten abwägen, was sie in finanzielle Bedrängnis bringen würde, wenn sie bestimmte Leistungen aus der eigenen Tasche bezahlen müssten, und danach den privaten Zusatzschutz auswählen“, rät die Stiftung Warentest. Denn in den meisten Fällen bleibt das finanzielle Risiko überschaubar, das ein Extraschutz abdecken würde.

Die meisten gesetzlichen Krankenkassen kooperieren mit privaten Zusatzversicherern, um ihren Mitgliedern solche Zusatzpolicen anzubieten. Doch oft lohnt es sich, nicht einfach das erstbeste Angebot zu unterschreiben, sondern die Tarife von anderen Anbietern zu vergleichen, die deutlich günstiger sein können.

Aber Vorsicht: Wer eine Zusatzversicherung abschließt, kann die Leistungen nicht sofort nach Vertragsschluss in Anspruch nehmen. Üblich ist eine Wartezeit von drei Monaten.

Spitzenreiter unter den Zusatzversicherungen ist mit fast 16 Millionen Policen die Zahnzusatzversicherung. Deren Verträge haben binnen einem Jahr um zwei Prozent zugenommen. Auch für Verbraucherberater steht diese Police weit oben auf der Liste der sinnvollen Extra-Absicherungen.

„Schon ein einzelnes Implantat kann schnell tausend Euro und mehr kosten, da kann sich eine Zusatzversicherung durchaus rechnen“, sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Allerdings decken auch die Zusatzversicherungen oft nicht die kompletten Kosten ab, sodass der Patient auf einem kleinen Rest sitzen bleibt.“

Wie bei vielen Zusatzversicherungen kostet auch die Zahnpolice in der Regel umso mehr, je älter der Versicherte bei Vertragsabschluss ist. Wer also schon in jungen Jahren Probleme mit den Zähnen hat, sollte auch schon früh an eine Zahnzusatzversicherung denken, dann sind die Beiträge noch niedriger.

Gefragt: stationäre Zusatzversicherungen

Gefragt ist außerdem die stationäre Zusatzversicherung: Bei einem Krankenhausaufenthalt übernimmt sie die Extrakosten, damit der Patient in einem Einbettzimmer untergebracht und vom Chefarzt persönlich behandelt wird.

„Ob sich das Einbettzimmer im Einzelfall lohnt, kommt stark auf die eigene Präferenz an – und auf die Krankenhaussituation in der Region“, sagt Weidenbach. „Wer in der Nähe mehrerer Krankenhäuser wohnt, die ohnehin schon auf Zweibettzimmer umgestellt haben, braucht diese Police vielleicht weniger als ein Patient im ländlichen Bereich, der standardmäßig im Mehrbettzimmer untergebracht würde.“

Die Behandlung durch den Chefarzt dagegen beläuft sich schnell auf mehrere Tausend Euro extra, sodass hier eine Zusatzabdeckung viel Geld sparen kann.

Auch ambulante Behandlungen lassen sich zusätzlich versichern. Oft bieten die Versicherungen hier Kombipakete, die zum Beispiel die Kosten für Sehhilfen wie Brillen und Kontaktlinsen, für Naturheilverfahren und Vorsorgeuntersuchungen abdecken. „Wenn ein Kunde besonderen Wert auf die Behandlung durch einen Heilpraktiker legt, können solche Zusatztarife interessant sein“, sagt Bianca Boss vom verbrauchernahen Bund der Versicherten (BdV).

Doch die Auswahl ist groß, und „nur wenige Tarife bieten ein vernünftiges Beitrags-Leistungs-Verhältnis“, sagt Boss. Deshalb hat das Ratinghaus Franke und Bornberg jetzt mehr als 30 Krankenzusatzversicherungen unter die Lupe genommen. Dabei rechneten die Analysten den Musterfall eines Versicherten durch, der bei Vertragsabschluss 30 Jahre alt ist.

Bei den Krankenzusatzversicherungen gibt es zwei unterschiedliche Kalkulationsmethoden für die Beiträge: So kalkulieren die Anbieter nach Art der Lebensversicherung mit der Bildung von Alterungsrückstellungen. Dadurch steigen die Beiträge über die Laufzeit nicht allein aufgrund des Älterwerdens und den damit verbundenen steigenden Krankheitskosten.

In der anderen Variante wird nach Art der Schadenversicherung kalkuliert. Dort werden keine Alterungsrückstellungen gebildet. Die Beiträge steigen über die Vertragslaufzeit planmäßig. Um beide Versionen vergleichen zu können, wurden die Beiträge jeweils über eine Vertragslaufzeit von 50 Jahren betrachtet.

Gut bewertet: Zahnzusatzversicherungen

Bei den Zahnzusatzversicherungen schafft die große Mehrheit der 41 getesteten Tarife mindestens die Note „gut“, neun wurden sogar mit „sehr gut“ bewertet. Spitzenreiter war die Continentale Krankenversicherung mit ihrem „CEZP-U“-Tarif, die 99 von 100 möglichen Punkten in der Gesamtwertung holte. Nur zwei Versicherungen bekamen die Note „ausreichend“: die VGH Krankenversicherung und die Grün versichert GmbH.

Im Bereich Stationäre Zusatzversicherungen schnitt die Deutsche Familienversicherung (DFV) am besten ab, gefolgt von der Barmenia und der Gothaer. Auf den letzten beiden Plätzen landeten die WGV-Versicherung und die Central Krankenversicherung, die als Einzige mit „ausreichend“ bewertet wurden. Die günstigste getestete Police kostete rund 17.500 Euro in 50 Jahren, die teuerste mehr als 41.500 Euro.

Bei den ambulanten Zusatzversicherungen mit dem Leistungsspektrum Sehhilfen, Naturheilverfahren und Vorsorge lagen die Axa Krankenversicherung mit ihrem „Med Komfort-U“-Tarif und der „Ambulant Plus“ der Signal Krankenversicherung gemeinsam an der Spitze. Sechs von 33 Tarifen bekamen die Bestnote „sehr gut“, vier dagegen nur ein „ausreichend“.

Achten sollten Interessierte auf gravierende Unterschiede bei den Beiträgen: Allein in der Spitzengruppe der sechs Besten schwanken die Beitragssummen, auf 50 Jahre betrachtet, zwischen 9900 und mehr als 23.000 Euro. Ein Vergleich lohnt.