Neun berühmte Filmregisseure, die komplett von der Bildfläche verschwunden sind

Für Regisseure ist Hollywood eine launische Geliebte: In einer Minute sind die Vorstellungen im ganzen Land noch ausverkauft und in der nächsten haut man einen Thriller nur noch auf Video raus, den selbst Steven Seagal abgelehnt hatte. Wir erinnern uns an Filmemacher, die weltberühmt waren und dann in der Versenkung verschwanden…

John McTiernan

John McTiernan mit Bruce Willis am Set von „Stirb Langsam: Jetzt erst recht“ (Credit: Rex Features)

Hier haben wir jemanden mit einer halbwegs guten Entschuldigung, warum er das Rampenlicht verließ. McTiernan führte gleich bei drei der besten Actionfilme in der Geschichte des Kinos Regie: „Predator“ (1987), „Stirb Langsam“ (1988) und „Jagd auf Roter Oktober“ (1990). Ein mittelmäßiges Jahrzehnt folgte, aber dann fand sich McTiernan in einer Situation wieder, nicht so unähnlich der seiner Helden: Ein Mann, in der Klemme, sieht sich mit unüberwindbaren Hindernissen in einem geschlossenen Umfeld konfrontiert… auch bekannt als Gefängnis. McT wurde dafür verurteilt, dem FBI falsche Angaben zu seiner Verstrickung mit dem Privatdetektiv Anthony Pellicano gemacht zu haben, welcher illegal Leute in Hollywood abhörte, um das Image von Produzenten zu beschmutzen. Dazu gehörte auch Charles Roven, mit dem McTiernan bei den Dreharbeiten zu „Rollerball“ 2002 aneinander geriet. Der Regisseur verbrachte 2014 328 Tage im Gefängnis und war ein weiteres Jahr unter Hausarrest gestellt. Derzeit arbeitet er an seinem Comeback-Film „Thin Rain“. Aber wir sollten seine letzten beiden Filme erwähnen: Einmal den schlechten „Basic – Hinter jeder Lüge eine Wahrheit“ mit John Travolta und das bereits erwähnte Remake „Rollerball“, ein Film, der so schlecht war, dass er wortwörtlich dafür verhaftet wurde.

John Landis

Landis’ hat mit seinem Doppelerfolg „Ich glaub, mich tritt ein Pferd“ und „Blues Brothers“ so ziemlich das beste Comedy-Duo der 80er herausgebracht und „American Werewolf“ ist eine der legendärsten Horrorkomödien ihrer Zeit… also was ist passiert? Landis beendete das Jahrzehnt mit den Erfolgen „¡Drei Amigos!” und „Der Prinz aus Zamuda“, aber die 90er waren von Flops geprägt – darunter die Komödie „Oscar – Vom Regen in die Traufe“ mit Sylvester Stallone, die misslungene Fortsetzung „Beverly Hills Cop III“ mit Eddie Murphy und – halten Sie die Luft an – „Blues Brothers 2000“, eine der am schlechtesten durchdachten Fortsetzungen, die je gedreht wurde. Seitdem hat Landis nur bei zwei Filmen Regie geführt: Bei der „Komödie“ „Susan’s Plan“ mit Billy Zane von 1998 und dem zutiefst seltsamen Comeback „Burke & Hare“ mit Simon Pegg und Andy Serkis von 2010. Landis verkündete 2011, er schreibe und führe Regie bei einem neuen Horrorfilm, aber seitdem hat man nichts mehr von ihm gehört.

Jason Reitman

So vielversprechend! So viel Talent! So viel Anspruch? Jason Reitmans Hollywoodkarriere war bisher eine mit Höhen und Tiefen: der Sohn von „Ghostbusters“-Regisseur Ivan Reitman hat sich mit der pechschwarzen Komödie „Thank You for Smoking“ einen eigenen Namen gemacht, die Filme „Juno“ und „Up in the Air“ waren für mehrere Oscars nominiert. Auf einer Stufe mit den Eliten Hollywoods zu stehen, hatte offensichtlich Einfluss auf seine Arbeit: Reitmans idiotische Kidnapping-Romanze „Labor Day“ wurde als kleiner Fehltritt angesehen, aber „#Zeitgeist“ 2014 war auch nicht besser; ein unglaublich herablassendes Lehrstück über die Gefahren der übermäßigen Technologieabhängigkeit, das zehn Jahre zu spät veröffentlicht wurde. Reitman galt mal als nächster großer Regisseur in Hollywood, ist heute aber nahezu unbedeutend. Er hofft, dass sein nächster Film „Tully“ seinen Ruf wieder herstellen kann: Es ist eine Komödie, die von Diablo Cody geschrieben wurde – er war auch der Drehbuchautor von „Juno“ – und sein „Young Adult“-Star Charlize Theron ist auch wieder mit dabei.

Vincent Gallo

Wegen seiner gewagten Regie-Techniken (zum Beispiel Schreien) wurde er als Enfant Terrible der Indie-Szene der 90er Jahre gesehen. Gallo beeindruckte mit „Buffalo ‘66“, einer ausgezeichneten Komödie über einen Ex-Sträfling, der eine Studentin entführt, um seinen Eltern vorzuspielen, er sei verheiratet. Durch und durch Egozentriker, ließ er diesem Film den anrüchigen Streifen „The Brown Bunny“ folgen, ein Film der lediglich für die reale Fellatio zwischen Schauspielerin Chloe Sevigny und Gallo vor der laufenden Kamera bekannt ist. Der Film wurde verrissen und von allen, die ihn gesehen hatten, als Projekt der Eitelkeit abgetan. Roger Ebert nannte ihn den schlechtesten Film, der je in Cannes gezeigt wurde und Gallo reagierte, indem er den Kritiker „ein fettes Schwein mit der Statur eines Sklavenhändlers“ nannte. Seitdem hat er nur bei einem Film Regie geführt – der experimentellen Romanze „Promises Written in Water“ von 2010, für die er das Drehbuch schrieb, Regie führte und in der er mitspielte, ohne den anderen Schauspielern je mitzuteilen, worum es eigentlich in dem Film genau geht. Es überrascht wenig, dass er seitdem nicht mehr hinter die Kamera durfte.

Joel Schumacher

Joel Schumacher bewirbt „Batman & Robin“ mit Arnold Schwarzenegger und George Clooney (Credit: Rex Features)

Halt. Wir wissen, was Sie jetzt denken. „Batman & Robin“, richtig? Wie kann jemand danach noch in Hollywood arbeiten? Schumachers Geschichte ist aber nicht so simpel: Er hatte sich tatsächlich von der Bat-Bombe erholt und sich mit „8mm – Acht Millimeter“ von 1999 und dem klaustrophobischen Thriller „Nicht auflegen!“ von 2003 wieder nach oben gearbeitet. Es folgten „Die Journalistin“ und „Das Phantom der Oper“, die beide nicht gerade kleine Filme waren. Also was ist passiert? Einige Zeit nach dem Mysterythriller „Number 23“ mit Jim Carrey, der beim Publikum 2007 gar nicht gut ankam, fiel er in Ungnade: sein Vampir-Horrorfilm „Blood Creek“ wurde nur in wenigen Kinos gezeigt und 2011 floppte der Einbrecher-Film „Trespass“, trotz der Starbesetzung mit den Oscarpreisträgern Nicholas Cage und Nichole Kidman. Abgesehen von ein paar Folgen „House of Cards“ - einem Job, den er dank seines engen Freundes David Fincher bekam - hat er seitdem nicht mehr Regie geführt.

Rob Reiner

Reiner war in den 80ern ein Koloss, den Kopf hoch erhoben und mit einem Selbstbewusstsein, das eben man hat, wenn man der Regisseur der Filme „This Is Spinal Tap“, „Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers“, „Die Braut des Prinzen“ und „Harry und Sally“ ist. Reiner hat nie wirklich aufgehört, Filme zu drehen, aber vielleicht war genau das das Problem: Er produzierte eine Reihe enttäuschender Flops, die nur im Ansatz so witzig, bewegend und mitreißend waren, wie seine großen Erfolge. „Das Attentat“, „An deiner Seite“, „Alex & Emma“, „Wo die Liebe hinfällt…“, „The Magic of Belle Isle – Ein verzauberter Sommer“, „Das grenzt an Liebe“. Fragende Gesichter überall. Wussten Sie, dass er letztes Jahr einen Film veröffentlicht hat? Mit Cary Elwes in der Hauptrolle? Natürlich wussten Sie es nicht. Niemand wusste davon. Es ist an der Zeit, Reiner in die Kategorie „Was wurde aus ihnen“ zu stecken – zusammen mit seinem Film „This Is Spinal Trap“. Wenn jemand so viele bekannte Filmklassiker wie Rob Reiner gedreht hat, dann interessiert es einen ja vielleicht nicht mehr, ob irgendjemand den neuesten Film ansieht.

Joe Dante

Joe Dante, ein Schüler des legendären Filmemachers Roger Corman, war der Regisseur einiger richtig guter Filme in den 80ern, darunter beide „Gremlins“-Filme, „Die Reise ins Ich“ und Tom Hanks Klassiker „Meine teuflischen Nachbarn“. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere war er unantastbar, aber heute? Fast unbekannt in Hollywood. Joes einzigartiger Art von Filmen – Kinderfilme mit guter Story und beeindruckenden Effekten – erging es in den 90ern nicht so gut. Und obwohl er 2009 mit dem 3D-Horrorfilm „The Hole – Wovor hast Du Angst?“ die Chance auf ein Comeback hatte, musste er erkennen, dass Hollywoods Großzügigkeit endlich ist. Aber es gibt noch Hoffnung. Vor Kurzem kündigte er ein neues Projekt an, das ihm sehr am Herzen liegt: „The Man With Kaleidoskope Eyes“, eine Filmbiografie über Roger Corman und wie er 1967 das erste Mal LSD nahm. Unterstützt wird er dabei von den Stars Jack Nicholson, Peter Fonda und Dennis Hopper. Wir würden ihn uns umgehend ansehen.

John Woo

John Woo und Tom Cruise am Set von „Mission Impossible II“ (Credit: Rex Features)

Wo bist du, Mann der du „Im Körper des Feindes“ gedreht hast? Hollywood braucht dich jetzt mehr denn je. Es ist kein Geheimnis, warum John Woo vom Radar verschwunden ist: Er macht keine Filme mehr für den amerikanischen Markt. Warum auch sollte er versuchen, „Im Körper des Feindes“ zu übertreffen? Nachdem sein letzter westlicher Film „Paycheck“ – mit einem gelangweilten Ben Affleck in der Hauptrolle – gefloppt war, kehrte Woo in sein Heimatland China zurück, um Filme für den asiatischen Markt zu drehen. Das stellte sich als kluger Schachzug heraus: Sein zweiteiliges Epos von 2008 namens „Red Cliff“ übertrumpfe den Einnahmerekord, der zuvor von „Titanic“ aufgestellt worden war. Passend zu seiner Vorliebe für Slow-Motion arbeitet Woo heute in einer moderateren Geschwindigkeit und fügte bisher nur „The Crossing“ und dessen Fortsetzung zu seinem Lebenslauf hinzu. Das gibt uns die Zeit, einen Plan auszuarbeiten. Skript schreiben für „Im Körper des Feindes 2″. Travolta und Cage in einen Raum bringen. Woo anrufen. Den Zauber geschehen lassen.

Francis Ford Coppola

Wie die Großen doch gefallen sind. Man kann den Tag genau festhalten, ab dem Coppola nicht mehr zu großen Partys in Hollywood eingeladen wurde – der 9. August 1996, der Tag an dem er Robin Williams‘ Gräueltat „Jack“ auf ein ahnungsloses Publikum los lies. Ehe er es sich versah, hatte der Regisseur von „Der Pate“, „Der Dialog“ und „Apocalypse Now“ eine 10-jährige Lücke im Lebenslauf: Ein Jahrzehnt verging zwischen John Grishams minderwertigem „Der Regenmacher“ von 1997 und dem Comeback-Film „Jugend ohne Jugend“ - und kaum jemand vermisste ihn. Immerhin hat er zuletzt seinen unabhängigen Geist wieder gefunden: „Tetro“ war 2009 ein interessanter Fehlschuss, ebenso wie „Twixt – Virginias Geheimnis“ 2011, aber er entdeckte zwei tolle Talente in Alden Ehrenreich (aka der neue Han Solo) und der jungen Elle Fanning. Sein letzter Film „Distant Vision“ (2015) war so ein Nischenfilm, dass er nur einem kleinen Publikum im Oklahoma City Community College live gezeigt wurde. Und damit hatte er immer noch mehr Fans als „Jack“.

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