Neue Umfrage: Hälfte der Deutschen für "grundsätzliche Veränderung des Wirtschaftslebens"

Eine neue Corona-Umfrage zeigt: Die Deutschen vertrauen dem Gesundheitssystem und den Maßnahmen des Staates mehrheitlich nach wie vor, doch Prioritäten und Haltungen zu Aspekten der Krise verschieben sich zum Teil signifikant.

Ob mit oder ohne Impfstoff: Die Corona-Krise wird nach derzeitiger Überzeugung der Deutschen Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig verändern. Das geht aus einer neuen internationalen COVID-19-Umfrage der strategischen Kommunikationsberatung Kekst CNC hervor. Die Zahlen kommen zur rechten Zeit: Auch in den deutschen TV-Talks liegt in diesen Tagen der Fokus vor allem auf den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Den Anfang machte in dieser Woche wie gewohnt Frank Plasbergs "Hart aber fair" im Ersten. Am Montag wurde unter dem Titel "Der Schock danach - wie kommt die Wirtschaft aus der Corona-Starre?" debattiert. Mit dabei war unter anderem Klima-Aktivistin Carla Reemtsma, die die Forderung nach einer Autoprämie eine "Dreistigkeit" nannte.

Dass Corona keine Frage von ein paar wenigen Wochen sein würde, war den allermeisten wohl von Anfang an klar. Jetzt bricht der dritte Monat an, in dem die Gesellschaft trotz einiger Lockerungen umfänglich von den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie betroffen ist, und die große Mehrheit der Deutschen geht einer aktuellen Studie zufolge mittlerweile davon aus, dass das Ende der Krise noch lange nicht in Sicht ist. Die am Montag vorgelegten Zahlen zeigen: Die Angst vor einer Rezession geht um, gleichzeitig sorgen sich die Deutschen weniger um die eigene Gesundheit als noch vor einigen Wochen.

Aus der zweiten internationalen COVID-19-Umfrage der strategischen Kommunikationsberatung Kekst CNC geht hervor, dass zwei Drittel (66 Prozent) der Deutschen erwarten, dass die Überwindung der wirtschaftlichen Folgen der Krise sogar länger als ein Jahr benötigen wird. Bei der ersten repräsentativen Kekst CNC-Umfrage vor Ostern, hatten noch lediglich 47 Prozent geantwortet, dass sie mit einer mehr als zwölf Monate andauernden Krise rechnen würden. Auf der anderen Seite machen sich derzeit noch 37 Prozent der Deutschen ernsthaft Sorgen um ihre Gesundheit - im April waren dies noch 46 Prozent.

Pendel "deutlich umgeschwungen"

Die neue Studie, die die Haltung der Bevölkerung in der ersten Maiwoche reflektiert, besagt, dass sich 49 Prozent der Deutschen für eine grundsätzliche Veränderung des Wirtschaftslebens aussprechen, während nur 32 Prozent der Befragten dafür sind, dass die Wirtschaft "wieder zur bekannten Normalität zurückfindet", wie es in der am Montag von Kekst CNC verbreiteten Zusammenfassung heißt. Aufhorchen lässt auch die Positionierung der Gesellschaft zum Thema Klimaschutz: Nur acht Prozent der Deutschen finden laut Umfrage, "dass Klimaschutz die neue Top-Priorität der Wirtschaft werden soll".

Laut Kekst CNC sei "das Pendel zwischen Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft" in nur vier Wochen "deutlich umgeschwungen": Weniger als die Hälfte der Deutschen (49 Prozent) fordert, dass die Bundesregierung vorrangig die Verbreitung des Virus bekämpfen soll - Anfang April lag dieser Wert noch bei 54 Prozent. Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft zum Schutz vor einer Rezession halten 33 Prozent der Deutschen für notwendig - das sind sieben Prozent mehr als im April. Zum Vergleich: Komplett anders stellt sich die Situation in Großbritannien dar. Dort favorisieren rund drei Viertel der Bevölkerung Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, nur 14 Prozent ziehen wirtschaftliche Maßnahmen vor.

Nicht weniger spannend, gerade im internationalen Vergleich, eine andere Zahl der Umfrage, die Kekst CNC unter jeweils 1.000 Erwachsenen auch in den USA, Großbritannien, Schweden und Japan durchführen ließ: Während in Deutschland 43 Prozent der Befragten jetzt für Gehaltskürzungen beim Top-Management sind, fordern dies nur 22 Prozent der Briten und 24 Prozent der Schweden.

"Corona verändert auch die Erwartungen an die Wirtschaft"

Keine Illusion haben die Deutschen bezüglich ihres eigenes Konsum- und Freizeitverhaltens. Die große Mehrheit stellt sich auf nachhaltige Veränderungen ein - bemerkenswerterweise weitgehend unabhängig von der Einführung eines Impfstoffes. Ob mit oder ohne Impfstoff: Freizeitaktivitäten an der frischen Luft stehen den jüngsten Zahlen zufolge künftig hierzulande besonders hoch im Kurs. Dagegen werde um 25 Prozent weniger geflogen, 20 Prozent gaben an, sie werden weniger Konzerte, Ausstellungen oder Sportveranstaltungen besuchen.

"Corona verändert auch die Erwartungen der Menschen an die Wirtschaft", erklärt Bernhard Meising, Co-CEO und Partner von Kekst CNC. "Unternehmen müssen ihr Handeln deutlich intensiver erklären. Wer sich darauf rechtzeitig einstellt, kann gestärkt aus der Krise kommen." Das Vertrauen der Menschen in das Gesundheitssystem "und die Kraft des Staates", sei hoch, so Meising. "In der jetzt vor uns liegenden Phase müssen die Unternehmen dafür sorgen, dass auch das Vertrauen in unser Wirtschaftssystem stabil bleibt."