Nachruf: Jutta Lampe ist gestorben: „Wir vermissen sie sehr“

Ach. Allein dieses eine letzte Wort aus Kleists „Amphitryon“, das sie in Klaus-Michael Grübers Schaubühnen-Inszenierung 1991 als Letztes von sich gab, nicht gesprochen, eigentlich nur gehaucht – es zeigte die ganze große Kunst von Jutta Lampe, dieser großen Mimin und Meisterin der leisen, feinen Geste.

Wie ausdrucksstark war dieses Gesicht mit den hohen Wangen, diesem immer leicht schmollenden Mund und dem tagträumerischen Blick. Es wirkte wie eine Leinwand, auf der man all die Gefühlsregungen projiziert sah, die sie doch gar nicht zeigen, meist eher verbergen oder nur anzudeuten schien. Eine gleichsam durchscheinende, phosphoreszierende Gestalt, die ganz Gefühl, ganz innerer Ausdruck werden konnte. Jutta Lampe hätte einen guten Stummfilmstar abgegeben.

Aber dann kam noch diese Stimme hinzu, so klar und melodisch, so markant und unverwechselbar. Tragischerweise war diese Stimme schon länger verstummt. In der Nacht zu Donnerstag ist der große Schaubühnen-Star im Alter von 82 Jahren gestorben. Und der trauernden Bühnenwelt bleibt nur, ein ebensolches Schlusswort zu seufzen wie ihres in „Amphitryon“: Ach.

Dem Klang der Töne noch in die Stille nachhorchen

Eine der schönsten Lobpreisungen auf sie wurde vor zehn Jahren in der Berliner Akademie der Künste gehalten, als sie den Joana-Maria-Gorvin-Preis erhielt, der nur alle fünf Jahre vergeben wird. Ihr Laudator war Botho Strauß, der wohl wichtigste lebende Dramatiker nicht nur für sie, sondern für das gesamte Schaubühnen-Ensemble, dem s...

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