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«Victoria»-Kameramann über Dreh in Echtzeit

Sturla Brandth Grøvlen hat auf der Berlinale für «Victoria» den Silbernen Bären erhalten. Foto: Tim Brakemeier

Das war einzigartig bei der diesjährigen Berlinale: Der Thriller «Victoria» des deutschen Regisseurs Sebastian Schipper über eine Gruppe junger Bankräuber in Berlin wurde ohne einen einzigen Schnitt gedreht.

Für diese außergewöhnliche Leistung wurde der Kameramann Sturla Brandth Grøvlen (30) dann zum Abschluss auch mit einem Silbernen Bären für eine herausragende künstlerische Leistung ausgezeichnet.

Im Interview der Deutschen Presse-Agentur betont der gebürtige Norweger, dass der Film die Leistung des ganzen Teams war. «Jeder im Team musste in jeder Sekunde sein Bestes geben.»

Frage: «Victoria» ist mehr als zwei Stunden lang. Wie haben Sie es geschafft, diesen Film ohne Unterbrechungen am Stück zu drehen?

Antwort: Wir haben etwa drei Wochen lang geprobt. Dafür haben wir den Film in zehn oder zwölf Teile geteilt, so genau weiß ich das gar nicht mehr. Das hat aber enorm geholfen. Wir haben uns jeden dieser Teile vorgenommen und jeweils einzeln am Stück gedreht. Das haben wir immer wieder wiederholt. So hat sich der Film langsam vor unseren Augen entfaltet, während wir daran arbeiteten. Das war ein sehr spannender Prozess. Außerdem haben wir durch dieses Herunterbrechen in mehrere kleine Sequenzen gemerkt: Wir können das wirklich schaffen!

Frage: Haben Sie je daran gezweifelt, nachdem Sebastian Schipper Ihnen von seiner Idee erzählt hatte?

Antwort: Nein, ich habe auch nie ans Aufhören gedacht. Mich hat die Idee umgehauen, dass Sebastian das alles in Echtzeit drehen wollte. Ich fand das sofort sehr toll - und je mehr wir dann gesprochen haben, desto aufgeregter wurden wir.

Als Sebastian mich ansprach, dachte ich sofort: Das ist interessant, lass es uns mal versuchen. Vielleicht war ich auch etwas skeptisch, gleichzeitig aber sehr fasziniert. Jetzt bin ich natürlich überglücklich, dass wir es genauso gemacht haben und dass Sebastian den Mut hatte, es wirklich so durchzuziehen. Das ist eine riesige Ehre für mich. Es ist toll, bei einem so gewagten Projekt wie Sebastians Film dabei sein zu können.

Frage: Es war ja aber sicher auch eine enorme Herausforderung, als Kameramann während des Drehs ständig mittendrin zu sein. Würden Sie gern wieder einen Film am Stück drehen?

Antwort: Ich hatte die Kamera die ganze Zeit in meiner Hand, die ganzen zwei Stunden über. Sie war etwa sechs Kilo schwer. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich mich auf diese Art des Filmens spezialisieren werde! (lacht)

ZUR PERSON: Sturla Brandth Grøvlen wurde 1980 in Norwegen geboren, lebt und arbeitet aber seit längerem als Kameramann in Dänemark. Bei dem Film «I Am Here» von Anders Morgenthaler stand er hinter der Kamera, während Sebastian Schipper einer der Schauspieler war. Später konnte Schipper Grøvlen als Kameramann für «Victoria» gewinnen.

Website Sturla Brandth Grøvlen

Victoria