«Und Äktschn!»: Gerhard Polt als Hobbyfilmer

Gerhard Polt (r.) in «... und Äktschn!». Foto: Delia Wöhlert/Majestic Filmverleih

Kleinbürgerlicher Mief, provinzielle Abgründe: Gerhard Polt hat für seinen ersten Film nach knapp zehn Jahren seine Lieblingskulisse gewählt.

In «Und Äktschn!» spielt der Kabarettist einen mittellosen Amateurfilmer, der mit einer Dokumentation über den privaten Hitler ganz groß herauskommen will. «Der Mensch stirbt, aber der Film bleibt», grantelt er tiefsinnig. «Was mir fehlt zum Genie? Das ist bloß das Geld.»

Die bissige Satire, zu der Polt (71) das Drehbuch gemeinsam mit Regisseur Frederik Baker schrieb, spielt in der bayerischen Grenzstadt Freilassing - im Film «Neufurth» - in provinziellem Ambiente und unter dem Lärm der Flugzeuge vom Salzburger Flughafen. Über dem Ort surrt Kauderwelsch-Englisch von Kapitänen aus der weiten Welt, unten tritt bei Schnee und Eis der verschuldete Hobbyfilmer Hans A. Pospiech auf seinem alten Fahrrad mit Anhänger in die Pedale.

Pospiech lebt nach der Trennung in der Garage seiner Frau und hält sich mit dem Verkauf von Weltkriegs-Devotionalien aus dem Nachlass seines Vaters über Wasser. Geld haben sie alle keines in dem Ort, in dem jeder jeden genau beobachtet und Neid und Kleingeist herrschen. «Armut ist ohne Geld gar nicht denkbar. Und mit Geld auch nicht», sinniert Pospiech doppelbödig.

Mit seiner subversiven Philosophie beeindruckt er den örtlichen Bankdirektor Faltermeier (Michael Ostrowski), der Pospiech eigentlich als Problemkunden registriert hat. «Ich geh meinen Weg! Mich hält niemand auf, auch nicht meine Frau! Weil ich will, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Davor verblasst die Wirklichkeit!», ruft Pospiech - für Faltermeier ist nun klar, dass er es mit einem verkannten Genie zu tun hat.

Keine Frage, dass Pospiech den neuen Filmpreis bekommen muss, den der Bankdirektor unter dem Erfolgsdruck seiner Vorgesetzten als revolutionäres Manöver zur Rettung der Bilanzen ausschreibt. Mit der Ausschreibung eskaliert allerdings das Hickhack im Dorf. Während Pospiech mit seinem filmbegeisterten, aber nichtsnutzigen Neffen Alfons (Maximilian Brückner) zum Casting für seinen Hitlerfilm schreitet, intrigiert sein Konkurrent, der gescheiterte Immobilienmakler und Chef des örtlichen Amateurfilmclubs Nagy (Nikolaus Paryla), wo er kann.

Einen Namen machte sich Polt in den 70er Jahren mit der Fernseh-Sketchreihe «Fast wia im richtigen Leben». In den 1980er Jahren feierte er mit Filmen wie «Kehraus» oder «Man spricht Deutsh» große Erfolge. Sein bislang letzter Kinofilm «Germanikus» (2004) konnte daran zwar nicht anknüpfen, doch Polt blieb auch hier seinem bissigen Humor und überdrehter Komik treu.

In «Und Äktschn» bekommt Polts langjährige Bühnen- und Filmpartnerin Gisela Schneeberger («Kehraus», «Man spricht Deutsh») als Schankwirtin Grete Neuriedl die Rolle der Hitler-Geliebten Eva Braun. Neuriedl geht darin begeistert auf, etwa mit ihrem «Hitler» (Robert Meyer) im Caféhaus beim Bestellen von Prinzregententorte.

«Und Äktschn» ist das Startsignal, jede Szene wird mehrfach probiert. Schließlich die Hochzeit von Eva Braun und Hitler in Pospiechs zum «Führerbunker» umfunktionierter Garage: die erste, die zweite, die dritte... so lange, bis der missgünstige Nagy den vermeintlichen Rechtsextremisten die Polizei auf den Hals hetzt. Das Film-im-Film-Thema spult sich allerdings manchmal ein bisschen langgezogen um Szenen, in denen Polt dann übellaunig-scharf zu satirischer Hochform aufläuft.

Und Äktschn