Skurriler Gangsterfilm: «Der Hundertjährige»

Robert Gustafsson (l) als «Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand». Foto: Concorde Filmverleih GmbH

Die Romanvorlage zum Film ist längst legendär: Jonas Jonassons Buch «Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand» hat weltweit Millionen von Lesern gefunden.

Die Übersetzungsrechte an dem Bestseller wurden in 35 Länder verkauft. Als Bühnenversion feierte die Komödie kürzlich mit Jörg Schüttauf in der Hauptrolle große Erfolge am Altonaer Theater in Hamburg. Jetzt hat der schwedische Regisseur Felix Herngren sie für die Kinoleinwand bearbeitet.

Der Filmemacher hat ein skurriles Roadmovie gedreht, das den Roman stark verkürzt und ganze Passagen auslässt, sich aber im Großen und Ganzen recht treu an die Vorlage hält: Der Protagonist Allan Karlsson (Robert Gustafsson) fackelt nicht lange. Flugs springt er aus dem Fenster seines Zimmers im Altersheim. Er hat einfach keine Lust, seinen 100. Geburtstag dort zu feiern. Schließlich ist der Sprengstoffexperte ein echter Abenteurer. Er hat nicht nur die Welt bereist, sondern durch seinen Beruf auch Bekanntschaft mit außergewöhnlichen Persönlichkeiten gemacht, darunter Franco, Truman und Stalin.

Also steigt Allan an seinem Ehrentag einfach in einen Bus und fährt, soweit ihn die Münzen in seiner Hosentasche tragen. Wenn da doch bloß nicht der schwere Koffer wäre, auf den er für einen jungen Mann aufpassen sollte - und den er kurzerhand an sich genommen hat, um Wort zu halten. Doch dann entdeckt Allan, dass sich in dem gestohlenen Gepäckstück 50 Millionen Kronen befinden. Und schon steckt er wieder mitten in einem neuen Abenteuer.

Die Komödie ist überaus unterhaltsam, ein großer Wurf gelingt Herngren mit seiner Leinwandversion des Bestsellers jedoch nicht. Besonders die historischen Szenen wirken karnevalesk, auch die Kostüme und die Ausstattung oft wie beim Fasching. Die närrische Ästhetik scheint zwar gewollt zu sein. Aber wenn der Regisseur beispielsweise General Franco Flamenco tanzen lässt, dann driftet die Satire doch arg in ein folkloristisches Klischee ab, das Jonasson mit gutem Grund in seinem Roman so nicht angelegt hat.

Wer nicht mit allzu ambitionierten Erwartungen ins Kino geht und dem Film seine Rosenmontagsmomente nachsieht, wird sich dennoch gut amüsieren. Dafür sorgt vor allem der Hauptdarsteller Robert Gustafsson, einer der bekanntesten Komiker Schwedens. Ihn als Hundertjährigen zu besetzen, ist eine gute Wahl. Gustafsson übertreibt sein Spiel nicht. Er verleiht der Hauptfigur mit nordischem Understatement einen ebenso liebenswert-kauzigen Charakter wie Jonasson seinem Romanhelden.

In Schweden, wo die Komödie bereits am ersten Weihnachtstag Premiere feierte, hat sicher auch der berühmte Comedian dazu beigetragen, dass die Menschen in Massen in die Kinos geströmt sind, um den Film zum meistverkauften schwedischen Buch des Jahres 2010 zu sehen. In Jonassons Heimat wollten nach Angaben des Schwedischen Filminstituts mehr als 1,5 Millionen Zuschauer die Komödie erleben, die damit auf Platz neun in der Rangliste der zehn meistgesehenen schwedischen Filme landete. Auch wenn die Produktion Schwächen hat, so ist sie doch so humorvoll, dass ihr auch in Deutschland einiger Erfolg zu gönnen wäre.

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand