MOP-Programmleiter: Mehr Platz für junge Filme im TV

Oliver Baumgarten, Filmkritiker und neuer Programmleiter des Max-Ophüls-Preises. Foto: Jörg Fischer

Der Programmleiter des Filmfestivals «Max Ophüls Preis» (MOP), Oliver Baumgarten, hat für mehr Sendeplätze für junge deutschsprachige Filme im Fernsehen plädiert. Die Förderung von Jungfilmern laufe in Deutschland recht gut, sagte Baumgarten (43) im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken.

«Mehr» gehe immer, aber gerade im Nachwuchsbereich existierten funktionierende Förderprogramme. Wichtiger sei es, im Fernsehen mehr Sendeplätze für junge Filme zu schaffen.

Frage: Sie schauen seit rund 20 Jahren Filme kritisch an. Können Sie Filme privat überhaupt noch genießen?

Antwort: (schmunzelt..) Das geht schon. Wenn mir ein Film gefällt und mich anspricht, dann gehe ich darin auf. Vielleicht sehe ich Dinge klarer, die mir nicht so gut gefallen. Aber ein runder Film kann von mir genauso goutiert werden wie von jedem anderen.

Frage: Wie viele Filme haben Sie sich für die MOP-Auswahl angeschaut?

Antwort: Das waren bestimmt 300 Langfilme - fast der gesamte Jahres-Output deutschsprachiger Jungfilmer. Davon bleiben dann lediglich 12 Dokumentar- und 16 Spielfilme für den Wettbewerb...

Frage: War da auch viel Mist dabei?

Antwort: Grundsätzlich muss man sagen, dass die handwerkliche Qualität im Nachwuchsbereich sehr hoch ist. Aber unsere Einreichungen spiegeln die gesamte Bandbreite: von handwerklich schlechten bis hin zu solch runden Arbeiten, bei denen man sich fragt: Kann das überhaupt einer der ersten Langfilme eines Regisseurs sein?

Frage: Film-Festivals scheinen wie Pilze aus dem Boden zu sprießen. Sind solche Events noch zeitgemäß?

Antwort: Absolut! Festivals, die sich in erster Linie an Zuschauer wenden, werden für die Filmkultur auch immer weiter an Bedeutung zunehmen. Europaweit übernehmen sie zunehmend die Rolle von Arthouse-Kinos, die es sich immer weniger leisten können, kleinere Filme mit kulturellem Anspruch zu spielen. Bei Festivals, die vor allem die Branche ansprechen, gibt es sicher eine gewisse Sättigung. Aber ich glaube nicht, dass es derzeit zu viele in Deutschland gibt.

Frage: Und das Saarbrücker Festival?

Antwort: Max Ophüls ist eine ideale Mischung aus beidem. Es ist das einzige Filmfestival, das sich ausschließlich dem deutschsprachigen Filmnachwuchs widmet, und so bekommen die Branchenvertreter einen Gesamtüberblick über den Markt und können gezielt junge Talente treffen. Das Festival ist perfekt, um den jungen Filmemachern den Übergang in den Markt zu erleichtern. Gleichzeitig kommen jedes Jahr rund 40 000 Zuschauer.

Frage: In den vergangenen Jahren liefen in Saarbrücken viele Filme nicht zum ersten Mal. «Love Steaks», der Siegerfilm von 2014, etwa hatte bereits auf dem Münchner Filmfest abgesahnt. Verlieren Filme von ihrem Reiz, wenn sie nicht ganz neu sind?

Antwort: Das nicht, aber aufgrund der beschriebenen Beschaffenheit des Festivals bietet es durchaus ein ideales Pflaster für Premieren. Und in diesem Jahr wird es deshalb im Wettbewerb auch ausschließlich deutsche Erstaufführungen geben.

Frage: Es wird immer wieder Kritik laut, in Deutschland würden Filme zu wenig gefördert. Teilen Sie diese Ansicht?

Antwort: So pauschal kann ich dem nicht zustimmen. Natürlich: «Mehr» geht immer, aber gerade im Nachwuchsbereich existieren funktionierende Förderprogramme, um jungen Filmemachern ihren ersten oder auch zweiten Film zu ermöglichen. Drängender scheint mir zur Zeit eher, im Fernsehen mehr Sendeplätze für junge Filme zu schaffen.

ZUR PERSON: Oliver Baumgarten ist seit Jahren als Filmkritiker und -publizist unterwegs. Nach dem Studium der Film-, Fernseh- und Theaterwissenschaften gründete er unter anderem das Filmmagazin «Schnitt» mit, das er bis 2010 als Chefredakteur leitete. Zudem kümmert er sich etwa bei der Berlinale um den Filmnachwuchs. Seit Mitte 2014 ist der 43-Jährige Programmleiter beim «Max-Ophüls-Preis».