"Der Hobbit 3": Eine Schlacht, sie zu blenden

Thorin Eichenschild (l., Richard Armitage) und Bilbo Beutlin (Martin Freeman) im dritten Teil von "Der Hobbit"

Der Anfang ist Staunen. Der gewaltige Drache Smaug schwingt sich durch die dunkle Nacht. Die Bewohner in Flussstadt laufen hektisch umher, versuchen sich und ihr Hab und Gut zu retten. Dann setzt das geschuppte Monster zum Sinkflug an, ein Flammenmeer regnet vom Himmel herab und verschlingt alles Leben. Als Zuschauer im Kino beobachtet man das in 48 Einzelbildern pro Sekunde gefilmte Inferno wie durch ein geöffnetes Fenster.

Man mag sich mittlerweile an beeindruckende Spezial-Effekte gewöhnt haben - schon Teil zwei war ja ein echter Augenschmeichler und ohnehin fehlt es den meisten neuen Blockbustern nicht an optischer Opulenz. Was die Inszenierung angeht, toppt "Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere" aber alles bisher Gesehene. Das Problem: Recht viel mehr hat der Film nicht zu bieten. Denn inhaltlich enttäuscht der Abschluss der Trilogie mehr noch als die beiden ohnehin schon handlungsarmen Vorgänger.

Das liegt vor allem daran, dass es thematisch nach dem furiosen Auftakt nur noch um eines geht: Krieg. Die Zwerge haben ihren Berg und ihr Gold zurückerobert. Teilen will Anführer Thorin Eichenschild (Richard Armitage) seinen neuen Reichtum aber nicht - er leidet am Goldfieber. Gollum reloaded, sozusagen. Als Menschen und Elben an seine Tür klopfen, um ihren bescheidenen Anteil am Schatz einzufordern, versteht Thorin dementsprechend wenig Spaß. Auch eine kleine List vom noch kleineren Hobbit Bilbo kann die Wogen nicht glätten und selbst der eifrige Zauberer Gandalf (Ian McKellen) kann ausnahmsweise mal nicht helfen. Doch gerade als sich Zwerge, Menschen und Elben die Köpfe einschlagen wollen, stehen Legionen grausiger Orks auf dem Schlachtfeld, um wiederum allen anderen den Garaus zumachen. Die große Schlacht beginnt...

Und so werden dann in der Folge knapp zwei Stunden Schwerter gekreuzt, Pfeile surren durch die Luft, Orks werden um diverse Körperteile erleichtert, es geht hin und her und der ein oder andere Zwerg muss sein Leben lassen. Gefühlt ein Drittel der ganzen Metzelei wird in Zeitlupe gezeigt und mit dramatischer Musik unterlegt, was mit zunehmender Zeit ein bisschen albern wird - zumal einem als Zuschauer kaum eine Figur trotz der langen Spielzeit ans Herz gewachsen ist. Diverse Leinwandtode berühren einfach nicht sonderlich. Selbst der charismatische Martin Freeman wirkt zwischen all dem bombastischen Geholze ein wenig deplatziert und huscht nur noch alibimäßig durch das Bild, auch wenn seine witzigen Auftritte das kriegerische Treiben hin und wieder auflockern.

Die Platzierung von Thorin als eigentliche Schlüsselfigur der Geschichte klappte schon in den ersten beiden Filmen nicht so recht, in "Die Schlacht der Fünf Heere" wird die Figur dann endgültig verbrannt. Seine Wandlung vom fast wahnsinnigen und gierigen "König unterm Berg" zum selbstlosen und gutherzigen Anführer ist für eine Produktion dieser Preisklasse so unglaubwürdig wie unwürdig inszeniert.

Das Grundproblem des gesamten Stoffs ist seine - im Vergleich zum "Herr der Ringe" - etwas müde Ausgangslage: Zwerge haben viel Gold, Drache klaut Zwergen das viele Gold, Zwerge holen sich ihr Gold zurück und wollen dann nix davon abgeben. Einer der teuersten Filme der Geschichte will uns erzählen, dass zuviel Geld nicht glücklich macht und Gier nur Unheil über die Menschen bringt. Hm. Davon abgesehen ist das Thema einfach deutlich weniger episch als die Geschichte um einen Schicksalsring, den es zum Wohl der ganzen Menschheit zu vernichten gilt. Dementsprechend wehmütig wird man in jener Szene, als sich "HdR"-Oberbösewicht Sauron zu erkennen gibt. Wobei sich auch der von der Romanvorlage losgelöste und über die drei Filme aufbereitete Nebenhandlungsstrang um den legendären Nekromanten im Nachhinein als inhaltlich völlig irrelevant erweist.

Letztendlich haben sich die Befürchtungen bestätigt, die laut wurden, als Regisseur Peter Jackson 2012 verkündete, ein 350-Seiten dünnes Buch auf drei Filme und damit knapp acht Stunden aufblasen zu wollen. Das typische "Herr der Ringe"-Feeling will sich auch zum Schluss nicht einstellen, dafür fehlt es der Geschichte an Wucht und Epik und den Figuren an Charakter. Was bleibt ist eine Inszenierung, die zurecht den ein oder anderen Oscar für die besten Effekte abgreifen wird. Inhaltlich aber kann auch dieses Finale die selbst geschürten Erwartungen nicht erfüllen.