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Helmut Dietl: Deutschlands großer Satiriker

Helmut Dietl 2012 auf der Premiere seines letzten Filmes "Zettl"

Mit dem Regisseur und Drehbuchautor Helmut Dietl (1944-2015) hat die deutsche Filmlandschaft einen ihrer größten Künstler verloren. Er hatte das seltene Talent, intelligente Gesellschafts- und Mediensatire unterhaltsam zu erzählen und damit das große Publikum zu erreichen. Von den einfachen Leuten aus den "Münchner Geschichten" zur Schickeria von "Kir Royal", war der scharfsinnige Blick auf "seine" Milieus Dietls Markenzeichen, wobei der Filmemacher im Laufe der Jahre immer bissiger wurde - "Zu Zeiten von 'Monaco Franze', da mochte ich die Menschen noch lieber", sagte er einmal der "Zeit".

"Monaco Franze"

Dietl ließ bereits 1974 mit den "Münchner Geschichten" aufhorchen, mit der Serie "Monaco Franze - Der ewige Stenz" wurde er 1983 dann zu einem der bekanntesten Filmemacher Deutschlands. Im Mittelpunkt der Serie steht der Kriminalkommissar Franz Münchinger alias "Monaco Franze (Helmut Fischer). Franze ist ein ausgemachter Lebemann und Schürzenjäger, dennoch in einer liebevollen Ehe mit der Antiquitätenhändlerin Annette von Soettingen (Ruth Maria Kubitschek) verheiratet. Die zehn Folgen handeln zumeist von Franzes Versuchen, seine Affären zu verheimlichen oder den Kontakt mit Annettes Freunden aus der "besseren Gesellschaft" zu vermeiden. Die vom BR produzierte Serie wurde von der ARD bundesweit gezeigt und aufgrund ihrer Beliebtheit immer wieder wiederholt. Neben Dietl hatte auch der 1997 verstorbene Hauptdarsteller Fischer mit "Monaco Franze" seinen Durchbruch.

"Kir Royal"

Auch mit "Kir Royal" (1986) blieb Dietl München als Sujet treu. In der satirischen TV-Serie nahm der Filmemacher die Münchner "Abendzeitung" und ihren Klatschreporter Michael Graeter aufs Korn. Sechs Folgen lang begleitete Dietl den Boulevardjournalisten Baby Schimmerlos (Franz Xaver Kroetz) auf seinen Abenteuern in der High Society der bayerischen Landeshauptstadt. Die mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Serie wird bis heute zu den Höhepunkten von Dietls Schaffen gezählt. Mit seinem letzten Kinofilm "Zettl" (2012) kehrte Dietl zum Thema zurück. Nachdem es im Vorfeld zu Meinungsverschiedenheiten mit Kroetz gekommen war, übernahm hier Michael "Bully" Herbig die Hauptrolle des Max Zettl, eines bayerischen Chauffeurs, der als Online-Klatschreporter in Berlin Karriere macht. An den Erfolg von "Kir Royal" konnte die späte Fortsetzung nicht anknüpfen, auch bei den Kritikern fiel der Streifen durch. Dietl habe unter der "Häme, die sich über diesen Film ergoss [...] schwer gelitten", wie er der "Zeit" später erzählte.

"Schtonk!"

Nach "Kir Royal" konzentrierte Dietl sich auf das Kino und feierte gleich 1992 mit der Mediensatire "Schtonk!" einen seiner größten Erfolge. Der Film greift detailgenau den Skandal um die gefälschten Hitler-Tagebücher auf, die Konrad Kujau in den 1980ern dem Magazin "Stern" verkauft hatte. "Schtonk!" wurde mit dem Deutschen Filmpreis und dem Gilde-Filmpreis in Gold ausgezeichnet und sogar für den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film nominiert.

"Rossini"

Dietls Erfolgswelle ging 1997 mit "Rossini - oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief" weiter. Die Handlung der Komödie ist in der Münchner Medienszene angesiedelt, die sich im Restaurant "Rossini" trifft. Der Regisseur Uhu Zigeuner (Götz George) und der Produzent Oskar Reiter (Heiner Lauterbach) versuchen den menschenscheuen Schriftsteller Jakob Windisch (Joachim Król) zu einer Verfilmung seines Bestsellers "Die Loreley" zu überreden. Reiter wetteifert nebenbei noch mit dem Dichter Bodo Kriegnitz (Jan Josef Liefers) um die schöne Valerie (Gudrun Landgrebe). "Rossini" gehörte mit 3,2 Millionen Besuchern in Deutschland zu den erfolgreichsten Filmen des Jahres 1997 und wurde mit Preisen förmlich überschüttet, darunter der Bayerische und Deutsche Filmpreis sowie die Goldene Leinwand.

"Vom Suchen und Finden der Liebe"

Die Zeit der großen Publikumserfolge war für Dietl nach "Rossini" auch schon wieder vorbei, anders als die TV-Persiflage "Late Show" (1999) kam die Tragikomödie "Vom Suchen und Finden der Liebe" (2005) immerhin noch bei den meisten Kritikern gut an. In seiner Abrechnung mit der Liebe greift Dietl auf den Mythos von Orpheus und Eurydike zurück. Hier ist es der Komponist Mimi Nachtigal (Moritz Bleibtreu), der nach der Trennung von der Sängerin Venus Morgenstern (Alexandra Maria Lara) in Griechenland Selbstmord begeht und sich in der Unterwelt der Avancen des zweigeschlechtlichen Götterboten Hermes (Heino Ferch) erwehren muss. Venus kommt unterdessen trotz einer neuen Beziehung nicht über Mimi hinweg und reist schließlich in die Unterwelt, um ihn zu retten. "Ich möchte ein Plädoyer halten dafür, es immer wieder mit der Liebe zu versuchen, egal, welche schlechten Erfahrungen man schon mit ihr gemacht hat", erklärte der drei Mal verheiratete Dietl im Interview mit dem "Dirk Jasper FilmLexikon". Denn: "Die Liebe ist die entscheidende Waffe gegen den Tod."