FIFA, Papst und Merkel - alles wird verfilmt

Matt Damon (l.) und Ben Affleck wollen den FIFA-Skandal auf die Leinwand bringen. Foto: JImmy Morris

Der jüngste FIFA-Skandal ist gerade mal einige Wochen bekannt und bereits reif für Hollywood. Niemand Geringeres als die Oscar-Preisträger Matt Damon (44) und Ben Affleck (42) übernehmen das Filmprojekt, in dessen Mittelpunkt die Geschichte von Chuck Blazer, Ex-US-Verbandschef und FBI-Kronzeuge, stehen soll. Es ist ein weiterer Fall aus dem aktuellen Zeitgeschehen, der den rasanten Weg ins Kino oder Fernsehen findet.

Ob Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die mitten in ihrer dritten Amtszeit ist, Ex-Fußball-Manager Uli Hoeneß, der seine Haftstrafe absitzt oder der zurückgetretene Papst Benedikt XVI. - Produzenten haben sich längst an die filmische Umsetzung ihrer Geschichten gemacht.

«Solche Originalfälle über "Ikonen der Zeitgeschichte" sind für viele Zuschauer faszinierend», erklärt Christian Wagner von der Filmhochschule Ludwigsburg. Die meisten Produktionen seien auch aus Marketingsicht erfolgsversprechend: «Die mediale Aufmerksamkeit ist ihnen gewiss.»

Wichtig ist für ihn aber die originelle Umsetzung des Stoffs und die Fragen: Was gibt es für einen dramatischen Konflikt? Und wie kann ich einen neuen Blickwinkel schaffen? «Filme müssen die Seele des Zuschauers erreichen, durch Lachen oder Weinen - oder durch beides», erklärt Wagner (55), der etwa den Fernsehfilm «Das Ende der Geduld» nach dem Buch der 2010 gestorbenen Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig machte.

Dass der Skandal um den Fußball-Weltverband FIFA mit seinen Korruptionsvorwürfen, Schmiergeldaffären und Machtkämpfen genug Stoff für ein Drehbuch liefert, ist klar. In einem Bieterkampf sicherte sich Warner Brothers die Rechte an dem Buch «Houses of Deceit» des US-Journalisten Ken Bensinger, das noch gar nicht erschienen ist. Ob Damon und Affleck selbst in dem Film mitspielen, blieb zunächst unklar.

Der deutsche Kinostar Matthias Schweighöfer (34) plant derweil mit seiner Produktionsfirma den Film über das Leben von Joseph Ratzinger (88) nach der Biografie des Kirchenexperten Peter Seewald, die im Herbst 2016 veröffentlicht wird. Den guten Segen bekam das Projekt bereits: «Packt es mutig und fidel an!», sagte der Ratzinger-Vertraute Georg Gänswein. Es sei «ein mutiges Unternehmen».

Wer Ex-Papst Benedikt XVI. spielen soll, blieb zunächst unklar. Auch wer in einem anderen Film die Rolle von Angela Merkel (60) übernimmt, wurde noch nicht verkündet. Pünktlich im Wahljahr 2017 soll die internationale Koproduktion über die Bundeskanzlerin ins Kino kommen. Das Drehbuch stammt von «Spiegel»-Autor Dirk Kurbjuweit. «Sie ist die spannendste Politikerin unserer Zeit», sagt der Journalist.

Eigentlich gibt es bereits eine perfekte Kandidatin. So überzeugte Katharina Thalbach 2013 als «Angela Murkel» im Sat.1-Film «Der Minister». Die TV-Satire war angelehnt an die Geschichte des ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg. Ebenfalls bei Sat.1 lief 2014 das Dokudrama «Der Rücktritt» über den Rückzug von Ex-Bundespräsident Christian Wulff, gespielt von Kai Wiesinger.

«Wir kennen das ja auch aus der Literatur: Die guten Geschichten schreibt das Leben selbst», sagt Professorin Joan Kristin Bleicher von der Uni Hamburg. Aber woher kommt der Trend zu Themen, die die meisten Menschen bereits zur Genüge aus Nachrichten und Zeitungen kennen? «Die Zuschauer versprechen sich Einblicke in die wahren Hintergründe.» Doch das sei oft problematisch, erklärt die Medienwissenschaftlerin. «Es wird suggeriert, dass man hinter die Kulissen blicken kann, obwohl genau da die fiktionale Konstruktion einsetzt. Eine wirkliche Aufklärung wird oft nicht geleistet.» Zudem lasse sich die Vielschichtigkeit der wahren Ereignisse in der Form gar nicht wiedergeben.

Die Faszination an wahren Geschichten scheint dennoch nicht abzureißen, im Gegenteil. Gleich zweimal wird zurzeit der Aufstieg und Fall von Ex-Bayern-München-Präsident Hoeneß verfilmt, als Doku-Drama fürs ZDF und als Satire für Sat.1 mit Uwe Ochsenknecht in der Hauptrolle.

Bleibt die Frage: Wann wird das europäische Schuldendrama zum Kinostoff und wer spielt den Part von Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis?

Mitteilung von Pantaleon zu Papst-Film

ZDF-Mitteilung zu Hoeneß-Film

"Vanity Fair" zum FIFA-Film